Altmannstein
Indiziensuche im Forst

Waldbesitzer sollten jetzt ihre Bestände auf Käferbefall kontrollieren – Unsicherheit auf dem Holzmarkt

09.06.2022 | Stand 09.06.2022, 12:55 Uhr

Ende Mai waren die Waldlager im Gebiet der Waldbesitzervereinigung Altmannstein weitgehend geräumt. Waldbesitzer sind derzeit dazu angehalten, ihre Fichtenbestände auf Käferbefall zu kontrollieren. Foto: Lohr

Von Kathrin Schmied

Altmannstein – Frisches Bohrmehl am Stammfuß und Harztröpfchen an der Rinde sind typische Anzeichen für den Borkenkäfer – und die Indizien, auf die Waldbesitzer aktuell besonders achten sollten. „Ich rate dringend zur Kontrolle der Nadelholzbestände“, sagt Josef Lohr, Geschäftsführer der Waldbesitzervereinigung Altmannstein. Mitte Mai war im bayernweiten Monitoring der erste Schwärmflug des Schädlings klar zu erkennen.

Bereits Anfang Mai seien die ersten braunen Bohrmehlhäufchen, die durch den Borkenkäfer verursacht werden, auf dem einen oder anderen Polter zu sehen gewesen. Mit Fangzahlen von über 3000 Käfern in einer Woche in den Fallen bei Gaimersheim und Beilngries in KW 19 wurde die Gefährdungsschwelle heuer dann erstmals überschritten. „Vier Wochen später als 2021“, resümiert Lohr. Die diesjährige Witterung habe die Borkenkäfer-Situation positiv beeinflusst und dazu geführt, dass sich der Ausflug der Altkäfer zur Anlage von Geschwisterbruten nach hinten verschoben hat. Das ändere aber nichts daran, dass bei der Kontrolle der Fichtenbestände höchste Sorgfalt geboten sei, um eine Ausbreitung zu verhindern. Denn die vielen Niederschläge führen laut Lohr auch dazu, dass „der Regen immer wieder Bohrmehl runterwäscht und die Suche so erschwert wird“. Genau nachschauen lautet also die Devise.

Ausschlaggebend für den Bekämpfungserfolg ist nach den Worten des WBV-Geschäftsführers die frühestmögliche Befallsdiagnose. „Trotz der ergiebigen Niederschläge sind wir Waldbesitzer in den kommenden Sommermonaten wieder gefordert, die Nadelwaldbestände auf Käferbefall zu durchsuchen und betroffene Bäume so schnell wie möglich aufzuarbeiten.“ Werden die Stämme auf förderfähige Außenlagerplätze gefahren, kann auch eine entsprechende Förderung beantragt werden. Von einer Holzlagerung im Wald müsse derzeit dringend abgeraten werden.

Von der Witterung der vergangenen Wochen profitiert der Wald auch in anderer Hinsicht: Die Böden konnten die so wichtigen Regenmengen gut aufnehmen und die Niederschläge somit zur Regeneration der durch Trockenheit geschädigten Waldbestände beitragen, wie Lohr schildert. Auch die Frühjahrspflanzungen fanden zum Großteil gute Voraussetzungen vor, um anwachsen zu können.

Die Nachfrage nach Nadelrundholz sei weiter gegeben, erklärt der WBV-Geschäftsführer mit Blick auf den Holzmarkt. „Ein Grund dafür ist sicher auch, dass sich die Holzmengen aktuell in Grenzen halten.“ Private Waldbesitzer würden derzeit eher weniger einschlagen – eben auch wegen der bestehenden Käfergefahr. Abgesehen davon ist der Sommer nicht die klassische Jahreszeit für die Holzernte. Ende Mai waren laut Lohr aufgrund der guten Nachfrage die Waldlager weitgehend geräumt, der Rohstoff in die Sägewerke transportiert. „Lediglich beim Fichten-Langholz zog sich die Abfuhr wegen begrenzter Lagerkapazitäten etwas hinaus. Diese Positionen waren aber waldschutzwirksam behandelt und somit keine Gefahr für die Bestände“, beschreibt Lohr. Auch die Sortimente Buche- und Nadelbrennholz seien weiterhin stark nachgefragt, so dass nicht alle Bestellungen zur Zufriedenheit der Kunden erfüllt werden konnten.

Die nicht abschätzbaren Auswirkungen des Ukrainekrieges führen weiterhin zu Unsicherheit auf dem Holzmarkt. Dies äußert sich nach wie vor darin, dass die Vertragspartner nur noch Verträge mit kurzer Laufzeit abschließen, um kurzfristig und flexibel reagieren zu können: „Die Säger beobachten die Situation und ziehen ihre Schlüsse daraus.“ Während eine Überlieferung bestehender Verträge noch vor drei Wochen kein Problem gewesen sei, ist jetzt mit der vereinbarten Holzmenge Schluss. Wie sich die neuen Konditionen – und damit die Preise – gestalten, könne man daher aktuell kaum prognostizieren.

Vor allem bei Baustoffen, die mit hohem Energieaufwand produziert werden, könnte ein Öl- oder Gas-Embargo zu einem Einbruch auf dem Bausektor führen. Dies wiederum würde sich unmittelbar auf den Holzmarkt auswirken. Wie sich der Krieg zwischen Russland und der Ukraine mittlerweile auf die Energiepolitik niederschlägt, ist laut Lohr derzeit zum Beispiel auf dem Pelletmarkt spürbar. So berichtet das Deutsche Pelletinstitut davon, dass im Mai keine Entspannung bei der Preisentwicklung festzustellen ist. Eine auch international sehr hohe Nachfrage, verbunden mit stark gestiegenen Produktions- und Logistikkosten, sorgte nach der aktuellen Preiserhebung für einen bundesweiten Durchschnittspreis von 393,25 Euro pro Tonne. Das entspricht einem Plus zum Mai 2021 von 81,2 Prozent. Dennoch sind Pellets weiterhin deutlich günstiger als fossile Energieträger – der Preisvorteil gegenüber Gas und Öl beträgt knapp 40 Prozent, wie aus Lohrs Beispiel hervorgeht.

DK