Eichstätt
Fachkräfte und Flächen fehlen

Wirtschafts- und Clusteranalyse zeigt, wo große Unternehmen der Schuh drückt

20.05.2022 | Stand 23.09.2023, 0:58 Uhr

Große Gewerbegebiete, wie hier bei Preith, sind Mangelware. Derzeit suchen nach einer Analyse des Landratsamts Eichstätt allein 25 Betriebe Flächen in einer Größenordnung von rund 55 Hektar. Foto: Hager

Von Kai Bader

Eichstätt – Was Unternehmen brauchen, um sich erfolgreich weiterentwickeln zu können, wurde in einer Wirtschafts- und Clusteranalyse in der Region 10 festgestellt und bereits Mitte April vorgestellt. Jetzt wurden die Ergebnisse noch einmal auf den Landkreis Eichstätt heruntergebrochen und in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Tourismus und Wirtschaft vorgestellt.

Den Firmen mangelt es demnach vor allem an Fachkräften. Die Probleme seien hier gleichermaßen fehlende Qualifikationen und die persönliche Eignung. Zudem seien unattraktive Berufsbilder immer wieder daran schuld, dass sich Jugendliche von Anfang an gegen bestimmte Ausbildungsberufe entscheiden. „Alles steht und fällt mit dem Ruf der Berufe“, betonte Robert Sammiller, der das Problem am fehlenden Personal in der Gastronomie deutlich machte. Laut dem Dehoga-Kreisvorsitzenden werde Jugendlichen oft schon in der Familie vor allem wegen den unattraktiven Arbeitszeiten von einem Job in einem Restaurant oder einer Wirtschaft abgeraten. „Da musst du ja auch abends arbeiten, such dir lieber etwas anderes“, bekämen viele Schüler daheim zu hören, wenn sie sich beispielsweise für eine Ausbildung als Koch oder Servicekraft interessierten.

„Mit Blick auf die Arbeitszeiten und die Arbeitsbelastung entscheiden sich dann eben viele für einen Beruf mit planbaren Arbeitszeiten“, betonte auch Landrat Alexander Anetsberger. „Die Leute gehen zum Essen, wenn sie freihaben – und genau dann müssen die Menschen in der Gastronomie eben arbeiten.“

An dieser Stelle beklagte Ausschussmitglied Alexander Preiß, dass viele kleine Gastwirtschaften auf dem Dorf schließen. „Gastro gibt es nur, wenn Menschen in die Gastro gehen. Eine Dorfwirtschaft kann nicht vom Tourismus allein leben, es müssen auch welche aus dem Dorf hingehen“, so Sammiller.

Laut Christian Speth von der Wirtschaftsförderung des Landkreises wäre es für einige Firmen mit Blick auf den Fachkräftemangel eventuell denkbar, sich einen gemeinsamen Mitarbeiterpool zuzulegen. So könnten Zeiten mit weniger Aufträgen in der einen Firma oder einer Auftragsflut in der anderen besser abgefangen werden. „Hier müsste man die Firmen zusammenbringen, die sich einen solchen Mitarbeiterpool vorstellen können.“

Ein weiteres Problem für die Firmen sei der Mangel an geeigneten Flächen. Demnach interessieren sich derzeit allein 25 Betriebe für insgesamt 55 Hektar Gewerbefläche. Das Angebot ist im Landkreis jedoch spärlich. Und die Situation werde durch den zunehmenden Widerstand der Bevölkerung bei der Ausweisung neuer Gewerbegebiete auch immer schwieriger. Was den Firmen im Landkreis ebenfalls auf den Nägeln brennt, ist eine gute Breitband- und Mobilfunkversorgung. „Bei der schnellen Internetversorgung hinken wir noch etwas hinterher“, so Anetsberger. Es gehe kaum mehr um Anbindungen mit 50 Mbit oder gar weniger. „Der Glasfaserausbau ist der Standard, den wir anstreben müssen.“ Statt gemeinsam am Ausbau zu arbeiten, werde der Schwarze Peter zwischen Telekommunikationsanbieter und Gemeinden oftmals hin- und hergeschoben. „Aber diese Aufgabe bleibt in der Verantwortung der öffentlichen Hand“, so Anetsberger.

Auf Grundlage der Analyse soll jetzt an den Problemlösungen gearbeitet werden. Jedoch nicht isoliert im Landkreis Eichstätt, sondern mit Blick auf die gesamte Region 10, also gemeinsam mit Ingolstadt und den Landkreisen Neuburg-Schrobenhausen sowie Pfaffenhofen an der Ilm.

Auszubildende gesucht

Die Wirtschaftsförderung des Landkreises Eichstätt arbeitet gezielt daran, Schülern, die sich noch nicht sicher sind, was sie später einmal werden wollen, Entscheidungshilfen an die Hand zu geben. Zwei wichtige Maßnahmen stehen dazu an:

Mit einem Ausbildungskompass, der im Juni erscheint, werden Schülern in den Abgangsklassen berufliche Perspektiven aufgezeigt. An dem Ausbildungskompass beteiligen sich 137 Unternehmen und Einrichtungen. Es werden den Jugendlichen rund 260 Berufsausbildungen oder duale Studiengänge vorgestellt.

haben Schüler der weiterführenden Schulen im Juli Gelegenheit, sich mit dem Bus bei branchenspezifischen Touren zu Unternehmen in Eichstätt und der Umgebung bringen zu lassen. Sie lernen bei den 35 teilnehmenden Betrieben die dortigen Azubis und Mitarbeiter kennen und erfahren so aus erster Hand etwas über die Ausbildungsberufe.

EK