Besuch im „grünen Gewerbegebiet“
Energie- und Forsttag lockt nach Preith – Beratungsbedarf rund um Wärmepumpen

18.10.2023 | Stand 18.10.2023, 7:00 Uhr

Die Wärmepumpe – ein heiß begehrtes Diskussionsobjekt bei den Forst- und Energietagen in Preith. Fotos: Zengerle

Rund 2000 Besucher dürften am Sonntag wieder ins „grüne Gewerbegebiet“ in Preith geströmt sein, um sich beim traditionellen Energie- und Forsttag über neue Produkte und Trends in Sachen Land- und Forstwirtschaft, Wohnen und vor allem erneuerbare Energien zu informieren. Ein Schlag- und Reizwort fiel dabei immer wieder: „Wärmepumpe“. Die Gewerbemesse war dabei auch so etwas wie ein Stimmungsbarometer für die Diskussionen rund um das „Heizungsgesetz“ und die Energiewende – mit viel Kritik, aber auch Lichtblicken.

Es war zur „Kerwa“-Zeit und bei wechselhaftem Wetter nicht ganz so viel los wie noch bei der Preither Gewerbeschau Ende April, als nach Schätzungen rund 10000 Besucher gekommen waren, um die Unternehmen dort zu besichtigen, die sich stark auf ein Thema fokussieren, das gerade in diesem Jahr erneut für viel Aufregung gesorgt hat: erneuerbare Energien. „Der Beratungsbedarf ist dafür umso größer“, sagt Benedikt Kirschner, Prokurist bei der Firma Solarbayer, während neben ihm gerade ein Berater einer Gruppe von Interessierten viele Fragen rund um eine Luft-Wasser-Wärmepumpe erklärt.

Zwischen der Gewerbeschau im Frühjahr und dem Energie- und Forsttag lag rund ein halbes Jahr voller Diskussionen und Unsicherheit um ein Heizgesetz und die Zukunft der deutschen Energieversorgung. Die Verunsicherung durch das „Heizungsgesetz“ sei groß, sagt auch Unternehmenschef Martin Kraus, der sich aber auch über den großen Andrang vor allem der jüngeren Besucher an den aufgebauten Gaming-PCs der Schwesterfirma Workstation4u freuen durfte, die maßgeschneiderte Computer „upcycelt“ und ebenfalls in den Hallen untergebracht ist. Und so drehte sich am Sonntag natürlich nicht alles um das Reizthema des Jahres. Gegenüber war im Kinderbereich bei der Firma Miehling von deutscher Krisenstimmung wenig zu spüren, und die jungen wie auch älteren Besucher bestaunten vor allem die imposanten Traktoren für Land- und Forstwirtschaft.

Nebenan feierte Artenativ das 20-jährige Bestehen, und Inhaber Robert Breitenhuber freute sich über das große Interesse auch aus der weiteren Umgebung: Es seien Kunden bis aus Wolnzach oder Ingolstadt gekommen. Der Neubaubereich sei zwar gerade schwierig, sagt er, der mit seiner Firma neben Ware für den Innenausbau auch Handwerksleistungen anbietet. Aber in der Region sei die Lage noch relativ gut und in Sachen Sanierung gebe es viel zu tun. Den Schritt, in der Corona-Zeit vor zwei Jahren den neuen Standort in Preith aufzubauen, habe er bisher „alles andere als bereut“. Das Gewerbegebiet im Pollenfelder Ortsteil habe sich in den letzten Jahren sehr gut weiterentwickelt, sagt er. Ein weiterer wichtiger Baustein sei auch die imposante neue Zentrale der Baufirma Martin Meier, die ebenfalls zum Schausonntag geöffnet hatte.

Viele Besucher aber waren eben doch gekommen, um sich über die Wärmepumpe und andere Heizsysteme zu informieren – unter anderem auch in den Vorträgen der Firma Baumers zu passgenauen erneuerbaren Energiekonzepten. Die Diskussionen rund um das „Gebäudeenergiegesetz“ (GEG) – so der offizielle Titel – hätten durchaus Spuren hinterlassen – und zwar auch sicher nicht beabsichtigte: Kurz nach Bekanntwerden der ersten Gesetzespläne und möglicher Verbote für fossile Heizungen sei „das Telefon nicht mehr stillgestanden“, erzählt Dominik Pfäffel, Prokurist der auf Heizungssysteme spezialisierten Firma Gabler. „Die Leute wollten unbedingt eine neue Öl- oder Gasheizung eingebaut haben.“ So habe man in diesem Jahr viel zu tun gehabt, erzählt auch Geschäftsführer Johann Gabler – allerdings zu einem Teil auch mit Öl- und Gasheizungen, bei denen es sogar lange Lieferzeiten gebe.

Eigentlich habe man nach dem Bekanntwerden der Ampelpläne „zusperren können“, sagt Martin Kraus ein wenig zugespitzt. Die Verunsicherung sei groß, die Investitionsbereitschaft entsprechend erst einmal klein gewesen, so der Solarbayer-Chef, der neben anderen Heizsystemen mit seinem Betrieb selbst auch Pellet- und Stückholzkessel herstellt. Auch um den nachwachsenden Rohstoff Holz als Brennstoff habe es schon im letzten Jahr viel Verwirrung gegeben. Kraus kritisiert vor allem die chaotische Kommunikation rund um die Gesetzgebung, aber auch die geänderte Förderung, die vor allem auf Menschen abziele, die sich trotz möglicher hoher Fördersätze von voraussichtlich bis zu 70 Prozent eine solche Neuanschaffung nicht leisten könnten. Dennoch gehe das Gesetz grundsätzlich in die richtige Richtung, findet man in Preith.

Auch wenn im Detail noch nicht alles klar sei – erneuerbare Heiztechnik sei die Zukunft, die Wärmepumpe weit besser und die Geräte an sich auch günstiger als ihr Ruf, sagt Kirschner. Es gebe für jeden die richtige erneuerbare Heizung – nun eben mit stimmungsbedingter Verzögerung. Gute Nachrichten gab es auch nebenan bei der Firma Bauer Energietechnik: Die Situation zu einem weiteren Reizthema der letzten Jahre habe sich etwas entspannt: Lieferkettenprobleme. Die Preise für Solarmodule seien zwischenzeitlich sogar etwas gesunken, und Teile wieder besser verfügbar – wenn auch leider oft unberechenbar und kurzfristig, so Firmengründer Ferdinand Bauer. Und auch drei Azubis habe man gefunden, mit denen man bisher recht zufrieden sei, womit der Fachkräftemangel auch noch abgehandelt wäre. Es gibt sie also noch: die Lösungen und die positiven Nachrichten inmitten der gefühlten Dauerkrise. Man muss nur genau hinschauen – und sich richtig beraten lassen.

EK