Altmannstein
„Einen Haken hinter viele Orte setzen“

Für den Anschluss von 1750 Adressen ans Glasfasernetz soll bis September die Ausschreibung erstellt werden

25.07.2022 | Stand 25.07.2022, 19:00 Uhr

Von Kathrin Schmied

Altmannstein – 1750 Anschlüsse in der Marktgemeinde Altmannstein sollen mit Glasfaser versorgt werden. Die entsprechende Ausschreibung im Rahmen der Förderung über die Bayerische Gigabitrichtlinie soll die Breitbandberatung Bayern mit Sitz in Neumarkt erstellen. Darauf verständigte sich der Marktrat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig.

Vor der Abstimmung schilderte Roland Zeltner von der Breitbandberatung die Möglichkeiten, jeden einzelnen Haushalt im Gemeindegebiet mit der derzeit modernsten Internettechnik ausstatten zu können. Mehrere Verfahren zum Breitbandausbau hat es bereits gegeben, wie Bürgermeister Norbert Hummel (CSU) erinnerte. Derzeit läuft die Umsetzung des Programms Höfebonus, in dessen Rahmen an die 100 Häuser in eher abgelegenen Bereichen in den Genuss eines Glasfaseranschlusses kommen. Anschlüsse, die im Rahmen der früheren Ausbaustufen aufgerüstet wurden, erbringen mittlerweile nicht mehr unbedingt die Geschwindigkeiten, die ein Glasfaseranschluss ermöglichen würde. Ob und wie auch hier ein solcher gefördert werden könnte, erklärte Zeltner in seinen Ausführungen. Und Hummel meinte vorab: „Es sieht so aus, als könnten wir in zwei Schritten bis 2030 dem Ziel, alle Häuser zu versorgen, näher kommen.“

Am Anfang eines Verfahrens zum Breitbandausbau steht stets die Markterkundung. Plant ein Anbieter einen eigenwirtschaftlichen Ausbau, braucht es nicht den Weg über ein Förderprogramm. „Für die Marktgemeinde liegt aber keine Meldung vor“, so Zeltner. Umgesetzt werden könnte der weitere Ausbau daher über das Landesförderprogramm – oder über das Gigabit-Programm des Bundes. Das hätte folgenden Charme: Aktuell liegt die Aufgreifschwelle bei einer Datengeschwindigkeit von 100 Megabit pro Sekunde. Diese endet automatisch Ende 2022, was bedeutet, dass der Ausbau danach flächendeckend in unterversorgten Gebieten mit staatlicher Hilfe erfolgen kann. Zeitler: „Wenn die Schwelle fällt, darf jeder Anschluss, der nicht Glasfaser ist, gefördert werden.“ Allerdings: Erfahrungsgemäß erfolgt die bürokratische Abwicklung auf Landesebene bei weitem zügiger als auf Bundesebene. Und auch angesichts der unvorhersagbaren Preisentwicklung riet der Experte dazu, nicht zu lange zu warten: „Die Marktpreise sind aktuell positiv niedrig.“

Im Vorfeld bestimmte die Breitbandberatung die über das Landesprogramm förderfähige Erschließungsgebiet. Darunter fallen alle Ortsteile – außer Winden, Pondorf, Hagenhill, Altmannstein und Mendorf. Es geht also um 1750 Anschlüsse in 15 Ortsteilen. Auf Nachfrage von BL/FW-Fraktionssprecher Wolfgang Eberl erklärte Zeltner, dass grundsätzlich schon jetzt in jedem Dorf Glasfaser bis zum Verteilerkasten verlegt ist. Beim Ausbau geht es „nur“ um die Verlegung der Leitung bis ins Gebäude. Sollte auf einem Grundstück noch kein Gebäude stehen, dann wird bis zur Grenze verlegt.

Der größte Kostentreiber bei einem Ausbau, das betonte Zeltner mehrmals, ist der Tiefbau: „Die alte Telefonleitungsstruktur wird komplett überbaut.“ Für den Anschluss der 1750 Adressen sind 47 Kilometer Tiefbau nötig. In einer Grobkalkulation ging der Fachberater auf die Kosten im besten und im schlimmsten Fall ein. Die Wirtschaftlichkeitslücke würde, wenn alles wunderbar läuft, bei 6,3 Millionen Euro, die maximale Förderung bei sechs Millionen Euro und der Anteil für die Gemeinde bei rund 300000 Euro liegen. Im Worstcase-Szenario benannte Zeltner die Zahlen mit 8,6 Millionen, 5,7 Millionen und 2,7 Millionen Euro.

Die Ausschreibung ist aufhebbar, sollten die Kosten aus dem Ruder laufen, und soll im September rausgehen. Der Förderbescheid sollte dann im zweiten Quartal 2023 eintreffen. Mit dem Baubeginn rechnet Zeltner realistischer Weise frühestens 2026. „Aber wir haben jetzt die Chance, einen Haken hinter viele Ortsteile zu setzen.“ Das sah das Gremium ebenso und stimmte geschlossen zu.

DK