Von Fabian Rieger
Beilngries – Es sind diese Momente, für die man als Musiker lebt. Applaus, der nicht enden will. „Zugabe, Zugabe!“ Oder auf Bairisch: „Oana geht no!“ Momente, die in den vergangenen Pandemie-Jahren so sehr gefehlt haben, auch den Musikern des Symphonischen Blasorchesters Beilngries. Und so ist es der Gruppe um Hans Haas am Sonntagabend förmlich anzumerken, wie sehr sie ihre erste eigene Veranstaltung seit mehr als zwei Jahren genießt.
„Serenade – Musik an einem Sommerabend.“ So steht es auf dem Programmzettel. Kein Wort davon ist gelogen. Denn nicht nur Musik gibt es in diesen zwei Stunden im Innenhof des ehemaligen Amtsgerichts, sondern auch Sommer. Schattenplätze sind ebenso begehrt wie Getränke zur Erfrischung. Das Konzert ist gut besucht – und so lässt Orchesterleiter Hans Haas gleich zu Beginn einen zufriedenen Blick über das Publikum wandern. Er dankt für Unterstützung und Treue, ehe er das Wort weitergibt an Moderatorin Stefanie Alt. Sie leitet die Zuhörer gewohnt charmant durch die musikalische Reise des Orchesters.
Und eine Reise ist es wirklich, die an diesem Sommerabend zu erleben ist. Eine Reise, die zeigt, wie facettenreich das Repertoire des Symphonischen Blasorchesters Beilngries ist – von der 80er Kult(tour) mit zeitlosen Krachern wie „Skandal im Sperrbezirk“ zum Einstieg über rockige Klänge bei „Hard Rock Cafe“ und traditionelle Blasmusik mit „Böhmischer Liebe“ im Mittelteil bis zu aktuellen Pophits wie „All about that Bass“ im Finale. Wobei: Ganz korrekt ist diese Auflistung nicht. Denn beim letztgenannten Stück dürfte eigentlich nicht der englische Originaltitel stehen. Vielmehr bekommt das Publikum die immer wieder aufs Neue sehr unterhaltsame Version des Stücks auf Bairisch zu hören, umgetextet und gesungen von Fabian Graf. Denn auch dafür ist beim Symphonischen Blasorchester Platz: Neben dem starken Kollektiv dürfen Solisten glänzen. Das ist der Fall, wenn Jürgen Baer den Innenhof des Amtsgerichts für die Dauer des Stücks „Mattinata“ stimmgewaltig in einen Konzertsaal verwandelt. Auch dann, wenn Hans Haas und Sohn Michael mit ihren Instrumenten beim gefühlvollen Stück „Träne“ in den Mittelpunkt treten. Oder dann, wenn Jonas Pröll und Michael Haas als „Zwei böhmische Kameraden“ aufspielen. Und eben auch dann, wenn Fabian Graf gesangliches und humoristisches Talent zugleich beweist.
Wie gut das Orchester als Kollektiv nach der schwierigen Pandemie-Zwangspause noch immer funktioniert, wird vor allem bei „The greatest Showman“ deutlich, das laute Töne ebenso zu bieten hat wie leise, schnelle Passagen ebenso wie langsame. Es ist dem bisherigen Vorstandsteam gewidmet, wie Stefanie Alt – verbunden mit Worten des Dankes – erläutert. Und für die neu in den Vorstand gewählten Kräfte schließt sich „Don’t stop me now“ an.
Dieses Motto aus dem Queen-Klassiker nehmen sich die Musiker dann auch zu Herzen, als die „Zugabe-Rufe“ aufbranden. Es wird noch einmal schmissig mit „Wellerman“, bestens bekannt aus dem Radio und perfekt zum Mitklatschen, ehe das Blasorchester als krönenden Abschluss „Viva la Vida“ von Coldplay vorträgt. Oder, wie es Hans Haas ausdrückt: „Es lebe das Leben.“
DK
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