Eichstätt
Ein Schatz, der viel Geld verschlingt

Generalsanierung des Eichstätter Doms ist ein kostenintensives Unterfangen − Dombauverein gegründet

12.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:26 Uhr

Dringend sanierungsbedürftig: das Gewölbe im Langhaus des Doms, der 2024 wieder öffnen soll. Der Dombauverein will mit Spenden helfen.

Von Angela Wermter

Eichstätt – Historischer Moment im Holbeinsaal des Alten Stadttheaters in Eichstätt: Der Dombauverein Eichstätt ist seit Donnerstagabend beschlossene Sache. Dompropst Alfred Rottler – er wurde zum Vorsitzenden gewählt – war mit seinem Stellvertreter, dem früheren Bürgermeister Josef Schmidramsl, die treibende Kraft hinter der Vereinsgründung.

Rottler sagte, er sei in den vergangenen Wochen und Monaten mehrfach darauf angesprochen wurde, ob es diesen Verein wirklich brauche. Doch sachlich betrachtet stellt sich eine andere Frage: Warum ist es in Eichstätt erst so spät zur Gründung eines Dombauvereins gekommen? Schließlich haben Dombauvereine in vielen der 27 Bistümer Deutschlands eine lange Tradition. Der Dombauverein in Eichstätt, der sich Ende des 19. Jahrhunderts organisiert hatte, löste sich nach kurzer Zeit wieder auf.

Doch spätestens zu Beginn der Generalsanierung im April 2019 wäre die Einrichtung eines neuen Dombauvereins zumindest erwartbar gewesen. „Zunächst gab es keine konkreten Gedanken an einen Dombauverein“, räumt Dompropst Rottler ein. „Außerdem trägt der Staat die größte Baulast.“ Doch im Lauf der Sanierungsarbeiten habe sich dann herausgestellt, dass die finanzielle Belastung für die kirchliche Seite immer größer wird, dass sich erst im Zuge der Sanierung Folgekosten ergaben, die zunächst gar nicht absehbar waren. Die Gesamtkosten für die Generalsanierung werden derzeit mit 17,2 Millionen Euro angegeben, der Anteil des Bistums liegt bei etwa fünf Millionen.

Blanke Kassen beim Domkapitel

Dass die Kassen des Domkapitels nach der Sanierung „blank“ sind, ist absehbar. „Im Sommer 2020 gab es dann erste Gespräche über einen Dombauverein“, sagt Rottler. Die Suche nach möglichen Mitstreitern schloss sich im Spätherbst an. Corona und die damit verbundenen Einschränkungen hatten eine zügige weitere Planung immer wieder verzögert.

Das Interesse an der Gründung des Vereins war indes groß. Rottler und Schmidramsl rannten offene Türen ein. Egal ob bei Behördenvertretern, Mandatsträgern, Vertretern der Wirtschaft, politischer oder kirchlicher Institutionen. Das Leitmotiv auf dem Flyer des Vereins „Wir für den Dom“ wirkt motivierend.

Denn allen Ansprechpartnern ist die Bedeutung des „Eichstätter Schatzes“ als Wahrzeichen der kleinen Bischofsstadt bewusst. Das Kirchengebäude ist zudem nicht nur touristisches Ziel und herausragendes Kultur- und Kunstdenkmal. Der Dom ist auch Ziel von Wallfahrern und Pilgern, eine Anlaufstelle für spirituell und religiös geprägte Menschen – errichtet über dem Gründungsbau des heiligen Willibald aus dem 8. Jahrhundert, ein bedeutender sakraler Bau, bei dem heute Romanik, Gotik und Barock aufeinandertreffen.

Diesem Erbe fühlt sich der Dombauverein verpflichtet. Laut Satzung soll „der bauliche Unterhalt des Doms als Gotteshaus und die Pflege der dem Dom zugehörigen Kunstwerke und Schätze ideell und finanziell unterstützt werden“. Auch soll der Dombauverein „das Baudenkmal einer breiten Öffentlichkeit erschließen“ und Mittel beschaffen, um das Domkapitel bei der Durchführung erforderlicher Maßnahmen zu unterstützen.

Laut Rottler und Schmidramsl stellt die Satzung sicher, dass ausschließlich Maßnahmen rund um den Dom gefördert werden. „Unterstützt werden Projekte, für die es keine staatlichen Zuschüsse gibt“, sagt Rottler. Aktuell ist das der barrierefreie Zugang. Und auch am historisch und architektonisch bedeutenden Nordportal müssen die Restaurateure ran: Es bröckelt. Zudem muss die in Mitleidenschaft gezogene Orgel aufwendig gereinigt werden – was noch Zukunftsmusik ist, denn das kann erst nach Beendigung der Generalsanierung angepackt werden.

Dass dafür nun dringend Geld über Spenden und Drittmittel gesammelt werden muss, liegt auf der Hand, denn über die Mitgliedsbeiträge werden sich keine großen Pläne verwirklichen lassen: Wie auf der Gründungsversammlung beschlossen, zahlen Einzelpersonen 20 Euro im Jahr, Institutionen, also juristische Personen, 100 Euro. Die Vorsitzenden setzen auf breite Beteiligung. „Wir hoffen auf möglichst viele Mitglieder, auch über Eichstätt hinaus, deshalb der eher niedrige Beitrag“, betont Schmidramsl.

Erste Mitglieder haben unterschrieben

Eine Beitrittserklärung haben am Gründungsabend 24 der 34 stimmberechtigten Sitzungsteilnehmer aus Politik, Wirtschaft, Kirche und Bildungseinrichtungen unterschrieben – ein klares Bekenntnis zum Engagement für den Dom.

Dass dieser Einsatz durchaus ganz persönliche Gründe haben kann, erzählt Martina Edl, die Dritte Bürgermeisterin Eichstätts. Sie ist eine der Beisitzerinnen im neuen Verein, auch für sie ist der Dom ein Stück Heimat. Und: „Ich bin Protestantin. Dass ich jetzt in den Vorstand gewählt wurde, bedeutet für mich gelebte Ökumene und Offenheit.“ Immerhin steht ein katholisches Domkapitel hinter dem Dombauverein.

EK