Die Zahl der Mitglieder schrumpft rapide
Eichstätter Verein der Briefmarkensammler vor 65 Jahren gegründet – Noch 18 Aktive

14.11.2023 | Stand 14.11.2023, 18:30 Uhr

Zwei Urgesteine: Gerhard Hauf, Kassier aus Dollnstein (rechts), und Rudolf Nieberle, Vorsitzender aus Böhmfeld, gehören dem Verein seit über 50 Jahren an. Über Briefmarkensammlungen zu fachsimpeln, macht beiden immer wieder Spaß. Foto: Nieberle

Auf die Gründung des Vereins vor 65 Jahren blickten die Mitglieder der Eichstätter Briefmarkensammler kürzlich in der Monatsversammlung zurück. Vorsitzender Rudolf Nieberle hatte sich dazu in der Vereinschronik informiert.

Begonnen hatte das Sammeln schon im Jahr 1906, als der Briefmarken-Sammler-Verein Eichstätt am 2. März gegründet wurde. Dabei gab es für die Mitglieder ein Statutenheft mit den Vereinsrichtlinien, eine Satzung der Tauschrichtlinien und eine Aufnahms-Karte. Dieser Verein scheint aber nicht lange bestanden zu haben. In einem Zeitungsbericht vom Mai 1922 gibt es dann unter der Rubrik „Sport“ einen Aufruf an alle Briefmarkensammler. Darin wird darauf hingewiesen, dass es inzwischen in vielen Städten Sammlervereine gibt und dies auch in Eichstätt wieder in Angriff genommen werden sollte. Dazu wurde zu einer Zusammenkunft im Gasthaus Schulze eingeladen, um die vielen Sammler vor Ort zu erreichen. Es scheint aber nicht zur Vereinsgründung gekommen zu sein, denn weitere Hinweise gibt es nicht.

Erste Versammlung im Frühjahr 1958

Im Frühjahr 1958 startete der damalige Berufsschuldirektor Josef Pfeffer erneut einen Versuch. Er erkundigte sich bei Prüfer Franz Pfenninger in München nach den Möglichkeiten. Dieser antwortete ihm, dass er die rechte Persönlichkeit sei, und der Vereinigung das gehobene Niveau vermitteln könne. Bereits für den 16. Mai 1958 wurde die erste Versammlung bei Wenzl im Gasthaus zum Hirschen in der Westenstraße einberufen. Pfeffer referierte über Aufgaben und Ziele des neu zu gründenden Vereins. Eingeladen wurden auch 35 Eichstätter Honoratioren, von denen man wusste, dass sie Briefmarken sammelten.

Zur Gründungsversammlung erschienen 18 Personen, die Josef Pfeffer zum Vorsitzenden und Hans Lang aus Dollnstein zu seinem Stellvertreter wählten. Schriftführer wurde Polizeiinspektor Karl Alt, Kassier der Hausverwalter Alois Meister und Jugendwart der Regierungsobersekretär Karl Leesch. Es wurde eine Satzung beschlossen, die im September noch einmal überarbeitet werden musste. Die Vereinsabende wurden umgehend eingeführt und am 24. Oktober 1958 wurde der neue Verein ins Vereinsregister eingetragen.

So waren die Sammler in Eichstätt wieder etabliert, auch wenn man zunächst vor allem das gehobene Niveau der Mitglieder im Auge hatte. In den 65 Jahren des Bestehens standen insgesamt sechs Vorsitzende an der Spitze. Stellvertreter gab es acht, Schriftführer nur drei und Kassenverwalter vier, von denen Gerhard Hauf bereits 40 Jahre die Geldgeschäfte des Vereins abwickelt. Kassenprüfer seit 29 Jahren ist Georg Haidl.

Die 60er- und 70er-Jahre brachten mit der wiedererwachten Konjunktur auch einen Boom bei den Sammlern mit sich, da Briefmarken als „die Aktie des kleinen Mannes“ angepriesen wurden und das Porto sich damals im Pfennigbereich bewegte. So fanden zahlreiche weitere Sammler den Weg zum Verein.

Deutschlandweit nurnoch 19000 Aktive

Doch die riesigen Veränderungen der vergangenen 15 Jahre in Sachen Kommunikation per Internet und neue Medien führten zur Jahrtausendwende zu einem raschen Rückgang der Sammlertätigkeit. Hinzu kam, dass die Post meinte, mit vielen Ausgaben die Sammler erfreuen zu können, was aber wenig erfolgreich war. Immer mehr Sammler hörten auf, und die Preise für Sammlungen verfielen rapide. Waren 2008 noch über 100000 Sammler in Vereinen deutschlandweit registriert, sind es derzeit nur noch 19000 Aktive. Und die Zahl geht altersbedingt weiter zurück.

Auch der Eichstätter Verein leidet darunter. Vor 15 Jahren waren es 54 Mitglieder, derzeit sind es nur noch 18. Neueintritte gibt es seit Jahren keine, aber viele frühere Sammler versuchen, beim Verein ihre Sammlungen anzubieten. Gesucht werden aber nur hochwertige Sammlungen oder Einzelwerte. Alles, was nach 1954 herausgegeben wurde, interessiert niemanden oder ist nur zu einem Spottpreis zu verkaufen. Das trifft auch die Eichstätter Vereinsmitglieder hart, aber den Spaß am Sammeln will sich keiner nehmen lassen.