„Hier wirst du Kochen und Tanzen lernen“
Eichstätter Premiere von „She Chef“ mit Regisseuren Melanie Liebheit und Gereon Wetzel

26.05.2023 | Stand 16.09.2023, 21:32 Uhr |
Marlena Beck

Gereon Wetzel, Melanie Liebheit und Kinobesitzer Ralph Feigl freuen sich über die gelungene Filmpremiere. Foto: Beck

Die Stimmung vor dem Kino im Alten Stadttheater war schon, bevor der Film begann, ungezwungen: Die Besucher genossen den ersten richtigen Sommerabend und unterhielten sich gut gelaunt über den anstehenden Film.

Die Dokumentation „She Chef“ lief zwar schon das erste Mal im Oktober 2022 auf der Leinwand, aber an diesem Samstagabend hatte das Publikum die Chance mit dem Regisseur-Team Melanie Liebheit und Gereon Wetzel ins Gespräch zu kommen. Es war eine besondere Premiere für die Eichstätter, da Wetzel seit rund vier Jahren in Eichstätt beheimatet ist. Dementsprechend wirkte die Atmosphäre familiär und die Filmemacher ließen es sich nicht nehmen, vor und nach dem Film mit den Zuschauern über ihren Dokumentarfilm zu plaudern. Michael Heberling, Redaktionsleiter der Kirchenzeitung des Bistums, stellte die beiden Regisseure kurz vor. Liebheit studierte vor ihrer Karriere als Regisseurin Ethnologie in München und Manchester und wählte danach an der Hochschule für Fernsehen und Film in München den Studiengang Dokumentarfilm. Wetzel studierte Archäologie in Heidelberg und nahm dann wie Liebheit das Studium an der Filmhochschule auf.

„She Chef“ ist nicht das erste gemeinsame Projekt von Liebheit und Wetzel. Schon 2018 führten sie für den Film „Die Kunst der Widerrede“ Regie. Dieses Mal haben Liebheit und Wetzel den Werdegang der jungen Profiköchin Agnes Karrasch als Praktikantin in drei europäischen Sterne-Restaurants beleuchtet. Von einem zu Beginn sehr technischen Einblick in die Erfahrungen von Karrasch, wird die Protagonistin im Verlauf des Films durch private Gespräche und Telefonate dem Publikum sehr nahe gebracht. „Mit der Zeit konnte ich ihre Emotionen spüren, was besonders die Langzeitbeobachtungen von Agnes möglich machen“, erklärt ein Zuschauer. Im Kinosaal hatte sich ein sehr gemischtes Publikum eingefunden, wobei auch einige Studentinnen und Studenten aus Wetzels Kurs an der Universität Eichstätt der Vorführung gespannt folgten. Immer wieder brachte der Film durch die oftmals humorvolle Komposition aus Gesagtem und Bild das Publikum zum Schmunzeln. Als Agnes ihrem guten Freund und Sous Chef Dennis per Videoanruf mitteilte, dass sie ihre Zusage für ein geplantes Restaurant in Berlin nun doch zurückziehen müsse aufgrund ihrer geänderten Pläne, fühlt man mit der Protagonistin. Liebheit empfindet es als Privileg, durch ihre Arbeit so viele Menschen von einer Seite kennenlernen zu können, die einem oftmals verborgen bleibt. Dabei sei es besonders bei Karrasch schwierig gewesen, in sie hineinzublicken. Um Schlüsselmomente mit der Kamera einzufangen, sei eine Gratwanderung zwischen Beobachtung und Arrangement nötig und eben etwas dokumentarisches Glück: „Man führt eine Situation herbei und lässt sie laufen.“

Karrasch ist inzwischen Sous Chefin. „Das Thema Sexismus in der Gastronomie ist sehr aktuell. Dennoch sind wir Dokumentaristen und brechen eine Geschichte nicht übers Knie“, so Wetzel. Karraschs Weg als Praktikantin wird bis zu ihrer Entscheidung, im Restaurant „Koks“ zu bleiben, mitgefilmt. Beeinflusste das Filmteam das Leben der Protagonistin? Wetzel ist fest davon überzeugt, dass Karrasch auch ohne diesen Hintergrund und trotz der Schwierigkeiten, welche durch die Pandemie entstanden sind, zu ihrem Ziel gekommen wäre.

EK

Zu den Kommentaren