Dreiste Maschen am Telefon
Regelmäßige Betrugs-Anrufe in Oberbayern: Das sagt die Polizei

09.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:25 Uhr

Die Gefahr lauert „im“ Telefon. Foto: F. Rieger (Symbol)

Von Fabian Rieger

Immer mehr Menschen aus dem Landkreis Eichstätt werden offenbar regelmäßig von betrügerischen Anrufen belästigt - besonders häufig: der „Interpol/Europol-Fake-Anruf. Die Polizei gibt Tipps für Betroffene.

„Man mag schon gar nicht mehr ans Telefon gehen...“. So hat sich eine Beilngrieser Bürgerin in den vergangenen Tagen im Gespräch mit unserer Zeitung geäußert.Und sie war nicht die einzige, die von einer Häufung an Anrufen mit betrügerischer Absicht berichtete. Teilweise mehrfach pro Tag melde sich eine englische Stimme – der „Interpol/Europol-Fake-Anruf“. Unsere Zeitung hat mit Franz Dräxler, Leiter der Beilngrieser Polizeidienststelle, gesprochen. Wie stellt sich die aktuelle Lage aus Sicht der Beamten dar? Und was können die Bürger tun, um sich zu schützen?

Grundsätzlich ist festzustellen: Den Betrügern mangelt es nicht an Kreativität. Seit mehreren Jahren weisen die Polizeidienststellen, sehr engagiert auch diejenige in Beilngries, auf die Gefahren der Betrugs-Anrufe hin. Mal der Enkel-Trick, dann der falsche Polizei-Beamte – und dann wieder Variationen, die Herangehensweise der Kriminellen ändert sich stetig. Regional und überregional war jüngst viel von den „Interpol/Europol-Anrufen“ zu lesen. Mit einer Bandansage in englischer Sprache soll den Angerufenen dabei der Eindruck vermittelt werden, es handle sich um eine hoch-offizielle Warnung, dass deren persönliche Daten Kriminellen in die Hände gefallen seien. Folgt man dann der Aufforderung, die „1“ zu drücken, ist der erste Schritt ins Unheil schon getan.

Jüngst wieder mehrere Schock-Anrufe in der Region

Entgegen der Schilderung besagter Bürger, dass sie aktuell − zum Teil aufs Handy, zum Teil aufs Festnetz – gehäuft solche Anrufe erhalten, wurde der Beilngrieser Polizeidienststelle in Sachen „Europol“ jüngst keine auffällige Häufung gemeldet, berichtet Dräxler auf DK-Anfrage. Wobei die Dunkelziffer natürlich sehr hoch sein kann, weil sicher nicht jeder, der einen solchen Anruf verärgert wegdrückt, direkt die Polizei informiert. Zu tun haben die Beilngrieser Beamten aber dennoch auch derzeit wieder ganz aktuell mit vergleichbaren Betrugs-Maschen. So habe es beispielsweise alleine am Mittwoch vier Meldungen von Schock-Anrufen im Zuständigkeitsbereich der Beilngrieser Dienststelle gegeben, bilanziert Dräxler. Dabei wird den Angerufenen vorgegaukelt, ein naher Angehöriger befinde sich in einer dramatischen Notlage – beispielsweise, weil er/sie einen tödlichen Verkehrsunfall verursacht habe und nun dringend eine größere Geldsumme zu bezahlen sei, um nicht in Haft zu müssen. Glücklicherweise habe diese Masche bei keinem der jüngsten Versuche Erfolg gehabt, teilt Dräxler mit.

Auf betrügerische Nachricht am Handy hereingefallen

Anders war das am vergangenen Sonntag bei einem Betrug, der sich über WhatsApp abgespielt hat. Auch dieses Medium haben die Kriminellen für sich entdeckt. Wie der Leiter der Polizeidienststelle berichtet, erhielt eine Frau aus dem östlichen Landkreis eine WhatsApp-Nachricht − vermeintlich von ihrer Tochter. Die habe darin geschildert, dass sie dringend Geld für ein neues Handy benötige. Die Frau tätigte tatsächlich eine Überweisung in vierstelliger Euro-Höhe. Als dann weitere Zahlungs-Aufforderungen eingingen, wurde die Dame stutzig – und wandte sich schließlich an die Polizei. Der Schaden war da aber bereits entstanden und es dürfte kein leichtes Unterfangen werden, das Geld zurückzubekommen.

Für solche und alle weiteren Betrugs-Maschen gilt der Appell, den die Polizei seit Langem ausgibt: Niemals ohne umfassende Abklärung der Sachlage einem Aufruf folgen, bei dem Geld, Wertsachen oder Daten in irgendeiner Form herausgegeben werden soll – auch dann nicht, wenn es sich um Angehörige handeln soll. Und was die „Polizei“ als Anrufer betrifft: Die echte Polizei stelle solche Forderungen grundsätzlich nicht, entsprechende Anrufe seien daher immer als Betrugsversuch einzuordnen. Wer einen Anruf oder eine andere Kontaktaufnahme erhält und sich dabei unsicher ist, solle Angehörige um Rat fragen – und/oder die örtliche Polizeiinspektion kontaktieren, und zwar unter eigener Eingabe der Telefonnummer und nicht mit der Rückruftaste auf eine technisch vorgegaukelte „Polizeinummer“.

DK