Eichstätt
Durch Meditation Sinn von Pfingsten erfahren

Musikalische Lesung in der Kirche zur Heiligen Familie – Gastmusiker aus Pleinfeld

09.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:26 Uhr

Bei der Konzertlesung „Atem Gottes, komm!“ stimmten in der Kirche Zur Heiligen Familie ein musikalisches Ensemble um Ottmar Breitenhuber (Piano) und der Chor „Mittendrin“ unter der Leitung von Regina Michl (Dirigat) das zahlreich erschienene Publikum auf das Pfingstfest ein. Foto: Kraus

Von Johann Kraus

Eichstätt – Würde man bei einer Umfrage wissen wollen, was wir an Pfingsten eigentlich feiern, kämen wohl die meisten – auch die, die sich als Christen bezeichnen – mit ihren Erklärungsversuchen ganz schön ins Schleudern. Diesem Defizit Abhilfe schaffen und den Geist von Pfingsten erlebbar machen, das war das Ziel einer Konzert-Lesung unter dem Motto „Atem Gottes, komm!“, in der Kirche zur Heiligen Familie stattfand. Dass der Pfarrgemeinderat, auf dessen Initiative hin das Konzert zustande kam, am Ende ein prall gefülltes Spendenkörbchen für die Urkraine-Hilfe entgegennehmen durfte, rundete den harmonischen Charakter des Abends ab.

Das Konzept der Veranstaltung ruhte auf mehreren Säulen: Lichtdesigner Michael Bamberger aus Pfünz setzte optische Impulse, indem er zum Beispiel abstrakte Farbkompositionen oder den Blick auf Galaxien an die Front des Altarraums projizierte, wobei ihn Tochter Emma tatkräftig unterstützte. Diese Bilder illustrierten Texte, die Barbara Ulrich und Peter Odendahl vortrugen. Beginnend von der Schöpfungsgeschichte, in der berichtet wird, dass Gott dem Menschen den Lebensatem einhauchte, hin zu Beispielen aus der Literatur sollte so ein Bogen über das Wirken des Heiligen Geistes bis in die Gegenwart gespannt werden.

Das Gedicht „Unsere Mütter“ von Nora Gomringer stellt eine Hommage an alle Mütter dar, die durch ihre Fürsorge und ihr Einfühlungsvermögen die Botschaft von der Nächstenliebe wohl am besten umsetzen.

Fast schon meditativen Charakter strahlte der zweitaktige Ruf „Veni Sancte Spiritus (Komm, Heiliger Geist) aus, den die beiden Musikgruppen darboten; quasi darübergelegt wurden die fast schon flehentlich vorgetragenen Bitten, dass das Kommen Gottes unsere zahlreichen Wunden heilen möge. Schade, dass die diffizilen akustischen Bedingungen des Kirchenraums das Verständnis der vorgelesenen Texte erschwerten.

Einen weiteren Akzent setzte eine musikalische Formation um Ottmar Breitenhuber (Piano, Gesang), Joachim Neufanger (Klarinette, Saxophon), Johannes Schmauch (Kontrabass) und Alexandra Strobel (Gesang), die überwiegend aus dem Raum Pleinfeld stammen. Bei ihrem sehr präsenten Auftritt fielen besonders das Chanson „Wenn der Schnee draußen schmilzt“ von Ludwig Hirsch und das spanische „Gracias a la vida“ (Danke für das Leben) auf, weil sie den Menschen ermuntern, selbst in ausweglosen Situationen die Schönheiten des Lebens nicht zu vergessen.

Einen ruhenden Gegenpol bildete der Chor „Mittendrin“ unter der einfühlsamen Leitung von Regina Michl. Nachdem das Ensemble inzwischen über ein Repertoire von über 100 Stücken verfügt, war es ein Leichtes, sich auf die Lieder zu konzentrieren, die die Pfingstbotschaft vermitteln. Wie zum Beispiel bei „Komm, Heiliger Geist“ oder „So ist Versöhnung“ überzeugte das Ensemble immer wieder durch seine Glaubwürdigkeit und Authentizität.

Angesichts der aktuellen politischen Ereignisse lag es nahe, dass der Abend mit der gemeinsam gesungenen Hymne der amerikanischen Friedensbewegung „We Shall Overcome“ endete.

Zwar stand am Ende des Abends, für den sich das Publikum mit lang anhaltendem Applaus bedankte, keine theologische Definition von Pfingsten, aber vielleicht wuchs bei dem einen oder anderen doch das Gefühl, dass durch das gemeinsame Zuhören, Singen, Schweigen und Meditieren die Pfingstbotschaft – zumindest ein bisschen – gewirkt hat.

EK