Beilngries
Drei Jahre lang über Beilngries gethront

Anna-Lena Eisenmann blickt auf eine besondere Amtszeit als Volksfestkönigin zurück – Ihre Nachfolgerin wird am Freitag gewählt

28.08.2022 | Stand 22.09.2023, 6:18 Uhr

In ihre letzte Woche als Beilngrieser Volksfestkönigin geht die 20-jährige Anna-Lena Eisenmann. Foto: F. Rieger

Beilngries – Die Schärpe glänzt wie am ersten Tag. Um eine ganze Reihe von Ansteckern ist sie inzwischen reicher – und sie sitzt wie angegossen, damals wie heute. Aber: Sie schwindelt. Denn der Text, der die Schärpe ziert, er lautet: „Volksfestkönigin Beilngries 2019/2020“.

Ja, so war das ursprünglich geplant, als Anna-Lena Eisenmann vor ziemlich genau drei Jahren auf die Volksfestbühne trat, um das Wahlvolk zu überzeugen. Genau wie bei so vielen anderen Hoheiten in der Region machte Corona dann aber auch bei der inzwischen 20-jährigen Beilngrieserin, die jetzt in Augsburg lebt und dort studiert, die Amtszeit von einer einjährigen zu einer dreijährigen. Damit ist Anna-Lena Eisenmann nichts weniger als die am längsten amtierende Volksfestkönigin der Beilngrieser Geschichte.

„Es war eine schöne Zeit“, bilanziert die junge Frau im Gespräch mit unserer Zeitung. Und genau wie so manch andere königliche Hoheit in den umliegenden Gemeinden, die jüngst das Krönchen weiterreichen musste, kann auch Anna-Lena mit dem Bild des einen Veranstaltungsjahres, das sich auf drei echte Jahre verteilt hat, etwas anfangen. Denn durch die Pandemie wurde die Amtszeit zwar länger, aber insgesamt nicht reicher an Festen und Veranstaltungen – weil von Frühjahr 2020 bis Frühjahr 2022 nahezu nichts von dem stattfinden konnte, was eigentlich den Terminkalender einer Volksfestkönigin bestimmt. Es kam vieles anders, als vor drei Jahren geplant. Und doch war es insgesamt eine sehr erlebnisreiche Zeit, wie Anna-Lena bilanziert. Ganz besonders in Erinnerung geblieben ist ihr ausgerechnet der erste Tag dieser ungemein langen Amtszeit. Die Besucher im Festzelt von sich zu überzeugen, die Krönung vor so vielen Menschen – ein eindrucksvolles Erlebnis für eine junge Frau. Der Herbst 2019 verlief dann auch ganz normal und Anfang 2020 ging es sogar noch zur Grünen Woche nach Berlin. Dann aber kam der März 2020...

Ganz ereignislos strich die erste Pandemie-Zeit allerdings nicht an der Beilngrieser Volksfestkönigin vorüber. Im Spätsommer 2020 stand vielmehr sogar ein geradezu himmlisches Erlebnis an. Der örtliche Luftsportverein hatte seine Einladung zu einem gemeinsamen Flug nicht vergessen. Und auch, wenn es dann kurzerhand kein Segelflieger, sondern ein Helikopter wurde, gerät Anna-Lena Eisenmann noch heute ins Schwärmen: „Das war einfach super.“

Eineinhalb Jahre sollte es ab diesem Zeitpunkt noch dauern, bis das Veranstaltungsleben wieder Fahrt aufnehmen durfte. Aber das tat es dann heuer tatsächlich noch – sehr zur Freude der Beilngrieser Majestät. „Es war zwar immer wieder vieles unklar, oft erfuhren wir erst kurz vor Veranstaltungen in unserer WhatsApp-Gruppe durch eine andere Königin, ob deren Fest nun wirklich stattfinden darf“, berichtet sie. Aber allzu oft war Letzteres erfreulicherweise der Fall, sodass es doch noch eine Amtszeit mit sehr vielem von dem wurde, was traditionell dazugehört.

Zu nennen ist dabei definitiv auch der enge Kontakt zu den anderen Königinnen aus der Region. „Wir haben uns super verstanden“, berichtet Anna-Lena. Auch die eine oder andere Freundschaft, die bleibt, dürfte entstanden sein. Und so freut sich die 20-Jährige schon auf den kommenden Samstag, wenn zu ihrer Verabschiedung eine ganze Reihe von königlichen Hoheiten in Beilngries erwartet wird – tagsüber zu einem gemeinsamen Programm und abends zur Verabschiedung im Festzelt.

Dass Anna-Lenas Amtszeit definitiv nicht noch auf ein viertes Jahr ausgedehnt wird, steht fest. Die Gefahr, dass es aufgrund von Festwirt- und Caterer-Turbulenzen erneut kein Beilngrieser Volksfest geben kann, ist gebannt (wir berichteten). Und mehrere Nachfolge-Kandidatinnen haben sich auch schon in Position gebracht. Zwei von ihnen hat die noch amtierende Majestät bei der Bierprobe am vergangenen Mittwoch bereits kennengelernt. Wie dabei zu erfahren war, gibt es zudem noch drei weitere Bewerberinnen, die an diesem Abend urlaubsbedingt verhindert waren (Vorstellung aller Kandidatinnen folgt). Wer auch immer am Freitag das Wiesn-Zepter erringt – von der scheidenden Königin gibt es folgenden Ratschlag: „So viel mitmachen wie möglich, die Zeit ist dann doch schnell vorbei.“ Sagt Anna-Lena, die Drei-Jahres-Königin.

Dass es für sie ganz allgemein die letzten majestätischen Tage sind, möchte sie im Übrigen nicht in Stein meißeln. Vielleicht ergebe sich ja andernorts, beispielsweise an ihrem jetzigen Wohnort Augsburg, noch einmal eine solche Gelegenheit, blickt die junge Frau voraus. Und was die Zukunft so alles zu bieten hat, kann man im Leben ja vorab sowieso nie wissen – wie ein Blick auf die noch bis Freitag gültige Schärpe beweist.

rgf