Umfrage unter Bürgern
„Das resiliente Dorf“: Lucia Steinbach hat eine Masterarbeit über die Altmühl-Jura-Region geschrieben

21.03.2024 | Stand 21.03.2024, 15:02 Uhr

In ihrer Masterarbeit hat sich Lucia Steinbach mit der Altmühl-Jura-Region beschäftigt. Foto: F. Rieger

In ihrer Masterarbeit hat sich Lucia Steinbach mit dem ländlichen Raum der Altmühl-Jura-Region beschäftigt. Sie ging der Frage nach, wie „resilient“ die Dörfer sind – und welchen Beitrag Leader-Projekte leisten können. Mit unserer Zeitung spricht sie über die Ergebnisse.

Es ist eine Frage, die sich wohl viele Menschen im Laufe ihres Berufslebens einmal stellen: Wie lässt sich eigentlich der Effekt dessen, was ich mache, messen? Oder einfacher ausgedrückt: Bringt das wirklich was?

Lucia Steinbach wollte dieser Sinnfrage für ihren Tätigkeitsbereich auf den Grund gehen. Die junge Frau aus dem Gredinger Ortsteil Großhöbing war während ihres Studiums an der KU Eichstätt-Ingolstadt – „Tourismus und nachhaltige Regionalentwicklung“ – als Werkstudentin im LAG-Management von Altmühl-Jura beschäftigt. Im Mittelpunkt dieser Arbeit steht „Leader“ – ein EU-Förderinstrument, mit dem der ländliche Raum gestärkt werden soll.

Schlüsselwort Resilienz



Lucia Steinbach war in die Erstellung der Lokalen Entwicklungsstrategie (LES) für die jetzige Förderperiode mit eingebunden. Und sie stellte sich dabei eben auch besagte Sinnfrage: Wie hoch ist der Wert von Leader tatsächlich für den ländlichen Raum? Und darauf aufbauend: Wie „resilient“, ein Schlüsselwort der LES-Kriterien, sind unsere Dörfer?

Lucia Steinbach machte sich diese Fragen zum Thema ihrer Masterarbeit. Und nachdem inzwischen die Bewertung abgeschlossen ist, hat die 28-Jährige die Ergebnisse jüngst im Kreise der Altmühl-Jura-Bürgermeister vorgestellt. Außerdem stand sie unserer Zeitung Rede und Antwort, um zu erläutern: Wie resilient sind sie, unsere Dörfer?

Eigenes Modell entwickelt



Resilienz. Zunächst einmal gilt es diesen Begriff einzuordnen. Übersetzen lässt er sich mit krisensicher, auch widerstandsfähig gegenüber den Herausforderungen dieser Zeit. Und genau dazu sollen die mit Leader geförderten Projekte ja auch beitragen. Nun könnte man an einem Stammtisch bestimmt viele individuelle Meinungen dazu einholen, was in den jeweiligen Dörfern gut läuft – und wo der Schuh drückt.

Lucia Steinbachs Aufgabe war es, einen wissenschaftlichen Auswertungszugang zu finden. Oder besser gesagt: zu entwickeln. Denn sie erstellte, aufbauend auf einem bestehenden Modell, ein eigenes Modell, das viele verschiedene Faktoren berücksichtigt und es am Ende des Tages eben tatsächlich ermöglicht, die Resilienz in unserem ländlichen Raum messbar zu machen.

Bürger befragt



Um die Datengrundlagen zu erhalten, organisierte Steinbach eine Umfrage. Ein Teilbereich war für alle interessierten Bürger in der Altmühl-Jura-Region geöffnet und ein anderer Teil beschäftigte sich konkret mit dem „Tag des Dorfes“, der 2011 erstmals stattgefunden hatte, damals in Schamhaupten, Oberndorf, Rudertshofen, Dürn, Mühlbach, Erkertshofen, Enkering, Biberg und Pfünz. „Der Rücklauf war sehr gut“, bedankt sich die 28-Jährige bei allen, die mitgemacht haben. Ein Dankeschön richtet sie außerdem an die Ortssprecher, die unter den Bürgern für eine Teilnahme geworben hatten.

Ja, und dann ging es in die Auswertung der Fragebögen und das Verfassen der Arbeit. Einige der zentralen Ergebnisse fasst Steinbach folgendermaßen zusammen: Ganz allgemein ist die „Resilienz“ im ländlichen Raum der Altmühl-Jura-Region recht hoch. Es gibt ein hohes Zugehörigkeitsgefühl, die Menschen fühlen sich ihrem Heimatort verbunden. Außerdem wird recht optimistisch in die Zukunft geblickt. Der Austausch innerhalb der Dorfgemeinschaften ist gegeben, es herrscht ein „wertschätzendes Miteinander“ vor. Und auch die ehrenamtlichen Strukturen sind noch sehr stark.

Einige Schwachpunkte brachte die Erhebung allerdings auch zutage. Beispielsweise fehlt es teilweise an ausreichend sozialen Treffpunkten.

Der „Tag des Dorfes“ und sein Effekt



Und welchen Beitrag hatte der Tag des Dorfes als Beispiel einer Leader-Maßnahme? Die Masterarbeit ergab, dass die Aktion über den Festtag an sich hinaus einen positiven Effekt hatte. Besonders stark war dies der Fall in Orten, die bereits zuvor recht resilient aufgestellt waren.

All das, was hier nun in Schlagworten dargestellt ist, erläuterte Lucia Steinbach in ihrer Arbeit im Detail. Und sie selbst? Wie hat sie sich ihre eigene Sinnfrage beantwortet? Sehr klar: Auf alle Fälle hat Leader einen hohen Wert für den ländlichen Raum. Und so hat Lucia Steinbach nach ihrem Studium genau diesen beruflichen Weg beibehalten: Sie ist jetzt im Leader-Management bei der LAG Altbayerisches Donaumoos tätig.

Mehr als 300 Seiten



Wer erahnen möchte, wie viel Aufwand in der fertigen Masterarbeit steckt, die in gebundener Form bei der KU und bei Lucia Steinbach im Regal steht, der erhält anhand folgender Zahlen einen Einblick. Rund eineinhalb Jahre an Arbeit steckte die heute 28-Jährige in das Werk, ehe es im August 2023 schließlich fertig war. Auf mehr als 300 Seiten fasste sie ihre erarbeiteten Ergebnisse zusammen (inklusive Quellenverzeichnis) – auf Englisch, da die Arbeit über ein Kooperationsprojekt auch einer Universität in Finnland zugänglich gemacht wurde. Eine Ergebnispräsentation soll für die interessierte Öffentlichkeit in unserer Region noch auf www.altmuehl-jura.de eingestellt werden.

rgf