Da steckt Europa drin
Junge Menschen setzen sich seit 75 Jahren pro-europäisch ein – auch in Eichstätt

06.05.2024 | Stand 06.05.2024, 18:00 Uhr

Eine Gruppe der JEF Eichstätt beim Europa-Kongress im November in Madrid. Marie Jelinek, stellvertretende Vorsitzende, Mara Grimmiger, Präsidentin JEF Belgien, Emmeline Charenton, Bundessekretärin JEF Deutschland, Katharina Volk, Vorsitzende, Gesa Heppener (v. l.) sowie Robin Mudry (Mitte), Präsidium Federal Committee JEF Europe, engagieren sich für europäische Themen. Foto: Volk

In Eichstätt und Umgebung finden sich viele Projekte und Gruppen, in denen Europa steckt. Die „Jungen Europäischen Föderalist:innen“ (JEF) engagieren sich überparteilich auf Lokal-, Landes-, Bundes- und Europaebene für ein demokratisches, vielfältiges und vereintes Europa.

Die Jugendorganisation der Europa-Union ist föderal aufgebaut, der Kreisverband Eichstätt zählt mit 33 Mitgliedern zu den aktivsten der zehn in Bayern. Vor Ort finden Stammtische, Bildungsangebote an Schulen oder Infostände und Podiumsdiskussionen statt, um Europa in den Dialog zu bringen. Dabei schaffen sie nicht nur Bewusstsein und Verständnis, sondern „diskutieren, wenn etwas nicht stimmt“, sagt Luisa Waschke, JEF Eichstätt Mitglied im Landesvorstand.

Die JEF hat ihre Ursprünge in antifaschistischen Jugendbewegungen der 1940-er Jahre, die angesichts der Schrecken des Zweiten Weltkriegs für Frieden und Gemeinschaft der europäischen Länder auf die Straßen gingen. Parallel dazu begründeten überzeugte Europäerinnen und Europäer, wie der spätere Europaabgeordnete Altiero Spinelli, seit Ende des Ersten Weltkriegs föderale Gruppen. Das Hertensteiner Programm von 1946, das als Gründungsdokument der Europa-Union Deutschland gilt, findet auch bei jüngeren europäischen Aktivisten Anklang. So gründeten schließlich 40 junge Menschen auf der Wachenburg in Baden-Württemberg 1949 den Bund Europäischer Jugend. Seit 1957 nennen sie sich Junge Europäische Föderalisten. Die ersten Zeichen für ein vereintes grenzenloses Europa setzten sie mit Grenzstürmungen und Demonstrationen. Denn mit der Einstellung „Wir-gegen-Andere“, Hass und Hetze lässt sich keine Zukunft gestalten, erklärt Bundessekretärin der JEF Deutschland und JEF Eichstätt Mitglied Emmeline Charenton.

Auch 75 Jahre nach ihrer Gründung kämpfen „JEFer“ für die EU und europäische Werte. Die Gründe für ihr Engagement begründet Charenton unter anderem mit der „Selbstwirksamkeit – du kannst etwas erreichen, das pro-aktive Engagieren hat Effekte“. Waschke fügt hinzu: „Europa gestaltet man allein schon dadurch, dass wir EU-Bürger sind, mindestens durch jede Wahl.“ „Alles, was wir sind und tun, hat eine europäische Komponente“, so Charenton weiter . Das Problem: Es wird nicht kommuniziert. „Europa ist im Alltag zu selbstverständlich und doch bestimmt es zu 100 Prozent unser Leben.“ Ob es nun der Schengenraum, abgeschaffte Roaming-Gebühren, Produktkennzeichnungen oder „viel existenziellere Fragen“ sind. Robin Mudry, der auf Kreisebene 2014 aktiv wurde und mittlerweile alle Ebenen bis ins Präsidium des Federal Commitees der JEF Europe durchlaufen hat, weiß: „Europapolitische (Fehl-)Entscheidungen, die auch hier in Eichstätt ankommen, gehen uns alle an.“ Denn Gesetze aus Brüssel werden in der Regel auch kommunal umgesetzt.

Föderales, vielfältiges Netzwerk



Das Netzwerk der JEF, die nicht nur in EU-Mitgliedsländern besteht, ist so föderal und vielfältig wie die Europäische Union selbst. Viele sind wie Charenton „ganz bewusst nicht in Parteien“, denn hier kann man von überall aus mitmachen und „man scheut sich nicht Verantwortung zu übertragen“. „Die JEF Eichstätt war schon immer ein Sammelbecken für sehr engagierte Menschen“, weiß Mudry. Für ihn sei die Lokalebene der direkteste Weg Europa vor Ort zu gestalten. Das breite Netzwerk inner- wie außerhalb der JEF nutzte er immer, um Inspirationen zu sammeln und in Eichstätt umzusetzen.

Waschke erzählt vom ersten Bildungsprojekt „Europe@School“ in Eichstätt. An der Knabenrealschule Rebdorf eruierten die „JEFer“ mit den Schülern den Gesetzgebungsprozess der EU – und viele kannten sich mit den europäischen Subventionen für die Landwirtschaft aus. „Die JEF ist nicht beschränkt auf einen Ort oder ein Themenfeld, es geht um den größeren Kontext über Regionen und Länder hinweg in einer globalisierten Welt“, so Mudry. „Wir kritisieren Demokratiedefizite und haben gleichzeitig eine supranationale Vision.“ „Die EU ist sicher nicht perfekt, aber wir haben sie uns erarbeitet und tragen die Verantwortung für unsere Zukunft in Europa“, sagt Charenton. „Es sind die Menschen, die Europa ausmachen, darum setzen wir uns dafür ein, gestalten – Veränderung beginnt im Kleinen, in Eichstätt.“

Mit der europaweiten „EurHope“-Kampagne will die JEF auf die Europawahlen am 9. Juni aufmerksam machen, europäisches Bewusstsein schaffen und vor Ort mit den Bürgern Europa gestalten. So war der Kreisverband zusammen mit der Landeszentrale für politische Bildung mit einem Infostand sowie einem Workshop zu den EU-Wahlen in der Ingolstädter Innenstadt vertreten.