Die Passagierkontrollen an deutschen Flughäfen sind zu langsam. Der Frankfurter Betreiber Fraport geht neue Wege beim Personaleinsatz und bei der Beschaffung hilfreicher Technik.
«Endlich!» - Der Stoßseufzer von Lufthansa-Chef Carsten Spohr zeigt den Druck, unter dem Deutschlands größter Flughafen in Frankfurt und auch die größte Airline des Landes standen. In Anwesenheit von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) wurden nun die neuen Spuren für die Kontrolle der Passagiere und ihres Handgepäcks präsentiert.
Sie sollen helfen, dass sich das Abfertigungschaos aus dem vergangenen Sommer nicht noch einmal wiederholt. «Spätestens der Sommer 2022 hat gezeigt, dass es so nicht weitergehen kann», sagte Spohr.
Fraport will die Kontrollen mit neuartiger Technik und mehr Wettbewerb beschleunigen. Seit drei Wochen steuert der Betreiber die privaten Sicherheitskräfte selbst und will zudem die Anschaffung neuartiger Gepäckscanner schneller voranbringen, wie Flughafenchef Stefan Schulte erläuterte. Bis zur Jahreswende hatte die Organisation der Kontrollen in den Händen der Bundespolizei gelegen, die nun nur noch die sicherheitspolitische Aufsicht führt.
Lange Warteschlangen vor den Kontrollstellen
Mit veralteter Technik bei gleichzeitig hohen Gebühren waren die deutschen Flughäfen in den vergangenen Jahren im europäischen Vergleich ins Hintertreffen geraten. Im vergangenen Sommer hatte es auch in Köln, Düsseldorf oder Berlin lange Warteschlangen vor den Kontrollstellen gegeben. Frankfurt ist der erste deutsche Flughafen, der die Steuerung von der Bundespolizei übernimmt.
«Die Reisenden haben herbe Enttäuschungen erlebt», sagte Faeser, die keine Abstriche bei der Sicherheit machen will. «Wir bauen hier kein Personal ab», sagte die SPD-Politikerin. Die Bundespolizei müsse sich künftig weniger um die Steuerung der Kontrolleure kümmern, sondern könne sich der Qualitätssicherung und polizeilichen Aufgaben widmen.
Faeser warb dafür, dass auch andere deutsche Flughäfen die «neue Welt Frankfurt» übernehmen. Erste Anfragen anderer Flughafenbetreiber gebe es bereits. Alternativ sei es auch möglich, dass die Länder nach Münchner Vorbild selbst die Organisation der Kontrollen übernähmen. Hier sei das Interesse bislang aber begrenzt, berichtete die Innenministerin. München wird von einer Landesbehörde gesteuert und hat ebenfalls ein großes Beschaffungsprogramm für die neuen Gepäckscanner gestartet.
Neuartiger Scanner soll Abfertigung beschleunigen
Im vergangenen Jahr wurden am größten deutschen Flughafen in Frankfurt rund 16 Millionen zusteigende Passagiere und ihr Handgepäck kontrolliert, wie die Fraport berichtete. Darunter waren rund 3,5 Millionen Umsteiger, die von Flughäfen kamen, die nicht den höchsten internationalen Sicherheitsanforderungen entsprechen. Zusammen mit den Umsteigern aus sicheren Herkunftsorten und den Aussteigern sind 2022 knapp 50 Millionen Passagiere am größten deutschen Flughafen abgefertigt worden.
Einen mehr als doppelt so hohen Passagierdurchsatz pro Spur sollen neuartige Scanner schaffen, bei denen Flüssigkeiten und elektronische Geräte nicht mehr aus dem Handgepäck genommen werden müssen. Sieben Geräte zweier unterschiedlicher Hersteller stehen bereits im Terminal 1, weitere 20 sollen im laufenden Jahr hinzukommen, kündigte Fraport-Chef Stefan Schulte an. Das ist bei 186 Kontrollspuren in den beiden bestehenden Passagier-Terminals allerdings nur ein Anfang. Auch das für 2026 geplante Terminal 3 muss mit weiteren Scannern ausgestattet werden.
Dreidimensionale Ansichten möglich
Die Geräte durchleuchten das Handgepäck mit der aus der Medizin bekannten Technik der Computer-Tomographie (CT). Statt weniger unscharfer Aufsichtsbilder liefern sie ohne Tempoverlust Hunderte Aufnahmen des Gepäckstücks, was am Kontrollschirm dreidimensionale Ansichten und die schichtweise Durchleuchtung des Tascheninhalts ermöglicht. Auch feste und flüssige Sprengstoffe können von den Geräten erkannt werden. Die Flüssigkeitsbeschränkungen im Luftverkehr waren 2006 zur Terrorabwehr eingeführt worden.
Wie beim Einsatz der privaten Kontrollkräfte will die Fraport auch bei der Technik für mehr Konkurrenz sorgen: Bislang kamen ausschließlich Produkte des britischen Mischkonzerns Smiths Detection mit seinem Werk in Wiesbaden zum Einsatz. Nun wird auch eine Kontroll-Linie des zum Toyota-Konzern zählenden Konkurrenten Vanderlande eröffnet, der einen Scanner des Herstellers Leidos verwendet. Erstmals sitzen bei dieser Linie die Bild-Kontrolleure nicht mehr direkt im Trubel, sondern können die Scans in einem separaten Raum betrachten. Laut Fraport arbeiten die Hersteller zudem mit Hochdruck daran, bei der Bildanalyse Künstliche Intelligenz einzusetzen.
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