Simbabwe
Auf Pirsch im Elefantenparadies

21.08.2023 | Stand 04.10.2023, 18:47 Uhr |

Elefanten am Pool - Im Somalisa-Camp haben Elefanten einen Pool für sich in Anspruch genommen - für die Gäste wurde kurzerhand ein neuer gebaut. - Foto: Simone Spohr/dpa-tmn

Der Hwange-Nationalpark in Simbabwe ist berühmt für seinen Elefantenbestand. Wer dort Safari-Urlaub macht, kann den grauen Riesen sogar am Pool begegnen.

Pünktlich wie ein bestelltes Begrüßungskomitee erscheint er an der Schranke zum Nationalpark. Mit wiegendem Gang quert der mächtige Elefantenbulle das trockene Gras und legt dann unter zwei meterhohen Solarpaneelen eine Pause ein. Schatten ist auch ihm willkommen.

Der 1928 gegründete Hwange-Nationalpark, etwa drei Autostunden von Victoria Falls und dem Airport entfernt, ist das größte Schutzgebiet Simbabwes und berühmt für seine Elefantenherden. Rund 45 000 Tiere leben auf der Fläche von rund 14500 Quadratkilometern, was ganz grob ungefähr der Größe von Schleswig-Holstein entspricht.

Am Hauptcamp wartet Ranger Shepherd. Er soll uns im Jeep ins Somalisa-Camp im nördlichen Matabeleland chauffieren. Die Fahrt zu dem Camp am Fluss Kennedy Vlei ist unsere erste Pirschfahrt im Park. Wie auch in anderen Schutzgebieten können auch hier die Ranger viel zur Tier- und Pflanzenwelt erzählen.

Shepherd stoppt den Jeep. Drei Giraffen stehen auf dem Weg und lassen sich beim Fressen nicht stören. Neugierig schauen einige Zebras aus der Ebene herüber. Grüne Baumlandschaft wechselt mit Savanne ab, gelbe Pisten gehen in rote Sandwege über.

Die früheren Wasserläufe in der Region - die sogenannten Vleis - sind schon lange ausgetrocknet. Kurz nach der Gründung des Parks wurden in den 1930er Jahren deshalb rund 60 künstliche Wasserstellen angelegt. Nicht nur in den langen Trockenperioden sind die Chancen auf Tierbeobachtungen dort besonders gut.

Doch wir sichten schon viel früher die nächsten Elefanten. Kaum fahren wir wieder los, bricht eine Elefanten-Großfamilie zwischen den Büschen hervor und will auf die andere Seite der Piste. Elefantenkühe stupsen die Kleinsten mit dem Rüssel auf Kurs, junge Bullen lugen zum Auto. Shepherd lässt den Motor vorsichtshalber leise weitertuckern. So könnte er schnell im Rückwärtsgang die Distanz vergrößern.

Der Nationalpark kommt an seine Grenzen

Seit rund zehn Jahren gehört der Hwange-Nationalpark zum Kavango-Zambesi-Schutzgebiet-Netzwerk (KAZA). Dieses Gebiet, etwa anderthalb Mal so groß wie Deutschland, gilt als das weltweit größte grenzüberschreitende Netzwerk von Schutzgebieten.

«Die Elefantenherden können von Simbabwe und Botsuana in Gebiete in Sambia und Angola weiterziehen, wo es noch genug Raum und Nahrung für sie gibt», sagt Shepherd. So die Vision. Laut der Umweltstiftung WWF mangelt es aber noch an geeigneten Korridoren für die Tiere, weil Siedlungen am Rand der Parks den Weg versperren.

Eine Folge davon: Unbeabsichtigt zerstörten Elefanten bei ihren Wanderungen in den Dörfern am Parkrand die Ernten und verbreiteten Angst bei den Menschen.

Doch nach WWF-Angaben ist es wichtig, dass die Elefanten in die anderen Gebiete kommen. Denn der Hwange-Nationalpark kommt an seine Grenzen, die Vegetation und die Artenvielfalt leidet unter dem Nahrungsbedarf der Dickhäuter.

«Ein erwachsener Elefant frisst pro Tag etwa 200 Kilogramm Grünzeug», sagt Ranger Shepherd. 200 Kilogramm Baumrinde, Äste, Sträucher und Gräser - hochgerechnet auf die Population von rund 45000 Tieren entspräche das um die 9000 Tonnen täglich.

Der Bestand wächst wieder

Dass die Zahl der Elefanten im Hwange-Nationalpark und anderen Gebieten des südlichen Afrikas in den vergangenen Jahren wieder wächst, ist eine gute Nachricht: «Bei der Weltnaturschutzunion IUCN steht er dennoch auf der Roten Liste der stark gefährdeten Arten», so Ranger Shepherd. Er sagt: In den vergangenen 50 Jahren sei der Bestand der Savannenelefanten um mindestens 60 Prozent geschrumpft, der Bestand der kleineren Afrikanischen Waldelefanten noch mehr.

Elefanten werden seit Jahrtausenden gejagt. Ihr Elfenbein ist als Trophäe und für kunstvolle Schnitzereien begehrt. Erst vor rund zehn Jahren starben im Hwange-Park mehr als 80 Elefanten und andere Tiere, weil Wilderer viele Wasserlöcher vergiftet hatten. Um den Erhalt der Afrikanischen Elefanten zu sichern, braucht es noch viel Engagement. «Am besten ist es, wenn auch Menschen aus den Dörfern dabei Arbeit finden und etwas über die Tiere lernen», sagt Shepherd.

Elefanten am Pool

Auch im Somalisa-Luxuscamp geben die Tiere den Takt vor. «Kommt schnell», sagt Gästebetreuerin Egania. Mit dem Willkommensdrink in der Hand laufen wir über einen Holzsteg. Zwei Elefanten stillen ihren Durst in einem früheren Pool, mehr als ein Dutzend Dickhäuter prusten und planschen am nahen Wasserloch.

«Kurz nach der Eröffnung haben die Elefanten unseren Pool als Wasserstelle beschlagnahmt», sagt Egania und lacht. «Da mussten wir einen neuen Pool für die Gäste bauen.» Am alten Gästepool mache ich es mir auf einer Liege bequem. Einer der grauen Riesen scheint mich dabei genauso wenig aus den Augen zu lassen wie ich ihn.

Gut gebrüllt, Löwe

Bei der Nachmittagspirsch knistert nur wenige Minuten vom Camp entfernt schon Shepherds Funkgerät. «In der Nähe der Wasserstelle Kennedy 2 sind Löwen», sagt er und lenkt prompt den Jeep dorthin. Wie aus dem Nichts schält sich bald aus dem blassgelben Gras eine Löwin heraus, eine zweite folgt, dann tollen etliche Löwenjunge Richtung Wasser. «Zehn», zähle ich lautlos.

Plötzlich liegt Spannung in der Luft. Es erscheint der König der Tiere, und zwar im Doppelpack. Majestätisch schreiten die muskulösen Raubkatzen zum Wasser. «Die zwei sind Brüder», flüstert Shepherd. Die Löwenmännchen halten sich nicht lange auf und beginnen, ihr Revier zu markieren: Auf Höhe unseres offenen Jeeps dreht einer der Löwen den Kopf, schüttelt seine Mähne und stößt ein lautes Brüllen aus.

Zum Glück scheint ihm diese Machtdemonstration zu genügen; er dreht ab und schlendert seinem Rudel hinterher.

Beim Einschlafen an diesem Abend ziehen Zebras, Giraffen, Elefanten und Löwen vor meinem inneren Auge entlang. Unterschwellig registriere ich jedes Knistern und Knacken. Schließlich trennt mich nur eine Zeltwand vom Territorium der Wildtiere.

Info-Kasten: Hwange Nationalpark

Anreise: Den Flughafen Victoria Falls erreicht man von Deutschland mit verschiedenen Airlines mit einem Umstieg etwa über Windhuk, über Johannesburg oder über Addis Abeba. Zum Hwange-Nationalpark kommt man dann per Mietwagen oder in Form von organisierten Safaritouren von zwei bis drei Tagen Länge.

Beste Reisezeit: Für Safaris ideal ist die Trockenzeit zwischen April und November.

Einreise: Ein Touristenvisum für Simbabwe gibt es etwa am Flughafen Victoria Falls bei der Einreise - es ist 30 Tage gültig und kostet 30 US-Dollar, so das Auswärtige Amt (AA) in seinen Reisehinweisen. Zudem braucht man einen gültigen Reisepass.

Übernachten: Im Hwange-Nationalpark gibt es unterschiedliche Unterkunftskategorien.

- Das staatliche Camp bietet in Lodges oder Cottages eher einfache Übernachtungsmöglichkeiten ab umgerechnet etwa 40 Euro pro Nacht, auch für Selbstversorger.

- Für Camper gibt es in der Nähe von Wasserlöchern einige Stellplätze zu mieten, ab etwa 30 Euro pro Nacht pro Person.

- Luxuriöse Unterkünfte wie das Somalisa Camp von African Bush Camps berechnen für Vollverpflegung inklusive Safariprogramm pro Nacht und Person ab rund 500 Euro.

Geld: Nach Angaben des AA ist der US-Dollar als die bisher gängige Währung durch eine neue Landeswährung, den Zimbabwe Dollar, ersetzt worden. Die Bezahlung mit US-Dollar sei in den meisten Geschäften, Hotels und Restaurants aber weiterhin möglich. Ebenso bevorzugen viele Unternehmen die Bezahlung damit.

Das AA rät: «Prüfen Sie mit Ihrem Reiseveranstalter, Ihrem Hotel oder Ihrer Lodge, wie Sie Zahlungen leisten oder Bargeld erhalten können.»

Gesundheit: Eine Beratung über eine Malaria-Prophylaxe ist ratsam.

Informationen auch bei der Tourismusbehörde des Landes: https://zimbabwetourism.net/

© dpa-infocom, dpa:230818-99-877939/3

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