Goldgräberstimmung
„Cannabis-Aktien“: Lohnt sich der Einstieg jetzt noch?

23.02.2024 | Stand 29.06.2024, 3:47 Uhr |

Hanf-Blatt - Cannabis-Boom in Deutschland: Wie „high“ ist das Risiko? - Foto: Oliver Berg/dpa

Politische Äußerungen und Entscheidungen können Aktienkurse schon mal in die Höhe treiben oder ins Taumeln bringen. Ob das von der deutschen Cannabis-Legalisierung zu erwarten ist, verrät ein Experte.

Der Weg für den legalen Cannabis-Konsum in Deutschland ist bereitet. Ab dem 1. April sollen Erwachsene vielerorts kiffen dürfen. Davon profitieren könnten auch Produzenten entlang der gesamten Wertschöpfungskette der Grünpflanze. Kann es also vielversprechend sein, jetzt noch in Wertpapiere etwa von Erzeugern und Verarbeitern zu investieren?

Nein, glaubt Hartmut Walz, Professor für Wirtschaftswissenschaften und Verhaltensökonomie an der Hochschule Ludwigshafen. Seiner Einschätzung nach ist das Thema der Cannabis-Aktien schon lange durch, die aktuelle Entwicklung längst in den Kursen eingepreist. 

Zudem schätzt der Ökonom die Bedeutung des deutschen Markts auf die globalen Wertschöpfungsketten lediglich als randständig ein. „Ich würde hier aus Anlegersicht keine Wunder erwarten und sehe vor allem keinen systematischen Mehrwert“, so Walz.

Risiko wird nicht prämiert

Also besser nicht alles auf Grün setzen? Mit dem Investment in eine einzelne Branche gehen Anlegerinnen und Anleger - im Vergleich zu einem marktbreiten Investment - laut Walz ein zusätzliches Risiko ein. Ein Risiko, das bei dieser Branche besonders hoch sei, weil es bislang wenig Erfahrungswerte in der recht jungen Branche gebe, weil sie erheblichen politischen Risiken unterliege und weil eine übertriebene „Goldgräberstimmung“ bereits zur Überbewertung der Wertpapiere geführt haben könnte.

Zwar könnte das Risiko mit kluger Anlage weg diversifiziert werden, eine Marktprämie sollten Anlegerinnen und Anleger für Ihren Mut aber nicht erwarten. Sich mehr ins Risiko zu begeben, ohne davon einen finanziellen Vorteil zu erlangen, sei ein schlechtes Geschäft, so Walz.

Soweit die rationale Betrachtungsweise. „Aus emotionaler Sicht ist es verständlich, dass Menschen, die selbst Cannabis konsumieren oder dem Thema positiv gegenüberstehen, sich der Branche auch als Anleger nähern wollen“, sagt Walz. Ähnlich wie es auch bei eingefleischten Fußballfans der Fall sein kann, wenn sie zum Beispiel auf die Aktie von Borussia Dortmund setzen. Das ist grundsätzlich okay, findet Walz. Aber nur, solange Anlegerinnen und Anleger geringe Anteile ihrer Reserven dafür einsetzen.

© dpa-infocom, dpa:240223-99-99336/2

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