Jazz & Blues Open Wendelstein
„Ohne Herzblut geht gar nichts!“

Till Brönner, Rebekka Bakken, Roberto Fonseca und Robben Ford kommen zum Festival: 26. April bis 3. Mai

18.04.2024 | Stand 18.04.2024, 17:00 Uhr

Zu den Highlights des Jazz & Blues Open zählt Till Brönner. Deutschlands Jazz Star Nummer 1, mehrfacher Echo-Gewinner und Grammy-Nominierter, kommt am 27. April nach Wendelstein Foto: Hudak

Andrea Söllner ist die Leiterin des Bildungs- und Kulturreferats der Marktgemeinde Wendelstein und seit 2013 gleichzeitig die Leiterin des weit über die Grenzen der Region hinaus bekannten Musikfestivals mit dem Titel „Jazz & Blues Open“, das heuer zwischen dem 26. April und dem 3. Mai zum 29. Mal in dem Ort südlich von Nürnberg stattfindet. Obwohl sich die Planungen derzeit in der heißen Phase befinden, fand sie Zeit, unsere Fragen zu beantworten.


Frau Söllner, nach welchen Kriterien wählen Sie die Künstler für das Festival aus?

Andrea Söllner: Es gibt einige Kriterien. Wie schaut’s mit der Qualität aus? Ist der Künstler bezahlbar und sind die Gagenforderungen realistisch? Ist sein Programm geeignet für unser Publikum? Passt der Künstler zum Image und zum Gesicht des Festivals? Welchen Künstler kann ich für welchen Spielort buchen?

Das Festival beinhaltet die Bereiche Jazz, Blues und Open. Wo liegt der Schwerpunkt?
Söllner: Es gibt heuer ein leichtes Jazz-Übergewicht. Generell aber schauen wir sehr darauf, alle drei Bereiche gleich zu gewichten. Wobei uns der Zusatz „Open“ die Auswahlmöglichkeiten erleichtert, weil wir von reinem Jazz oder Blues weggehen können.


Es gibt ja Festivals, die finden zwar statt, aber in der betreffenden Stadt merkt man nichts davon. In Wendelstein ist das anders. Da ist der halbe Ort auf
den Beinen. Wie haben Sie das hinbekommen?
Söllner: Es ist eine Basis vorhanden, auf der ich aufbauen konnte, weil das Festival schon eine lange Geschichte hat. Wir nehmen die Kleinen mit Kinderveranstaltungen mit, wir stecken viel Energie in die Werbung und nutzen dafür alle Kanäle, die wir in der Region haben, wir haben etliche ehrenamtliche Mitarbeiter, denen das Festival ein Anliegen ist, die dafür auch Reklame machen. Der 1. Mai, der Open-Air-Tag mit freiem Eintritt auf dem Marktplatz, wirkt wie ein Türöffner für die Indoor-Konzerte. Da ist der halbe Ort auf den Beinen, das hat schon fast Stadtfest-Charakter.

Welche Pläne haben Sie für die Zukunft? Ich denke da an Auftragsarbeiten, spezielle Künstlerkonstellationen wie heuer bei den Allstars, spezielle Nischen innerhalb des Festivals, spezielle Programmschwer- punkte?
Söllner: Etwas in dieser Richtung kann ich mir durchaus vorstellen. Warum nicht mal ein Festival nur mit Musikerinnen? Vielleicht mal einen reinen Nachwuchsabend mit ins Programm nehmen? Aber im nächsten Jahr feiern wir erst einmal unser 30-Jähriges. Da machen wir sowieso ein besonderes Programm.

Was würden Sie sich als Programmgestalterin zukünftig am meisten wünschen?
Söllner: Zu noch mehr Geld würde ich natürlich nie nein sagen, will mich aber beileibe nicht beklagen, denn die Voraussetzungen hier in Wendelstein sind wirklich gut. Natürlich sind die Kosten für die Infrastruktur in den letzten Jahren enorm gestiegen und man muss immer wieder nachbessern. Und die vorhandenen Raumgrößen schränken ein. Es gibt mehrere kleine und einen ganz großen Saal. Dazwischen klafft eine Lücke. Das ist hinderlich, war aber bisher immer handlebar.

Wie wichtig ist Ihre persönliche Vernetzung in der Szene?
Söllner: Persönliche Kontakte sind enorm wichtig. Je länger man sie pflegt und Wert auf einen guten Umgang untereinander legt, desto mehr profitiert man davon. Wichtig ist, dass alles für alle Beteiligten fair abläuft. Bestes Beispiel ist die Kooperation mit der Firma Meyer Sound und deren Partner Rider Sound Service. Alle Spielorte werden mit diesem Equipment bestückt. Wir bekommen dadurch Leistungen geboten, die uns wahnsinnig viel Geld kosten würden. Dieses hervorragende Equipment und dazu auch noch das Fachpersonal – heuer fliegen sie eine Technikerin eigens aus San Francisco ein – könnten wir uns ohne diese Partnerschaft unmöglich leisten.

Zum Schluss zum Thema Herzblut. Es scheint, als stemmten Sie das gesamte Festival quasi im Alleingang. Bleibt da überhaupt noch genügend Zeit für anderes?
Söllner: Ohne Herzblut geht gar nichts, und ja, ich mache tatsächlich viel alleine, das stimmt. Es geht ja nicht nur ums Künstlerische. Eine Tennishalle mit vier Plätzen wird jedes Jahr umgerüstet zu einer Konzerthalle. Sie bekommt ein komplett neues Innenleben inklusive neu verlegtem Boden, Bühne, Technik, Licht und Sound, also eine komplett neue Infrastruktur plus eigener Lüftungsanlage. Das ist immens aufwendig und kostet richtig viel Geld. Je näher das Festival rückt, desto mehr bekomme ich zusätzliche Unterstützung aus dem eigenen Haus. Mein Tagesgeschäft, der Bereiche Bildung und Kultur, muss natürlich auch während des Festivals erledigt werden. Meine Stelle umfasst laut Stellenplan nur zu einem Drittel den Bereich Kultur und die meiner Kollegin auch. Wir machen also alles, was mit Kultur zu tun hat, auf der Basis von zwei Drittel-Stellen, und das Festival ist ja nur ein Teil davon. Ich will nicht unbescheiden sein, aber ich denke, unter diesen Voraussetzungen müssen wir uns mit dem Ergebnis nicht verstecken.

DK



Die Fragen stellte Karl Leitner.





Festivalprogramm


26. April: Roberto Fonseca, Eventhalle FV Wendelstein, 20 Uhr
27. April: Till Brönner, Torsten Goods & Kim Sanders Allstars, Eventhalle FV Wendelstein, 20 Uhr
28. April: AWORockers, Badhausplatz, 14 Uhr; Doppelkonzert mit Robben Ford & Band und Rebecca Bakken & Band, Eventhalle FV Wendelstein, 20 Uhr
29. April: Rebecca Tescher Tentett; Katholische Kirche St. Nikolaus, 20 Uhr
30. April: Snarky Puppy, Eventhalle FV Wendelstein, 20 Uhr
1. Mai: Open Air Konzert am Marktplatz Wendelstein mit der Allotria Jazzband (12 Uhr), San2 & His Soul Patrol (14.30 Uhr) und European Tuba Power (16.30 Uhr); Petrichor, Jegelscheune, 20 Uhr
2. Mai: Hot’n’Nasty, Jugendtreff Downstairs, 20 Uhr; Gismo Graf Trio, Casa de La Trova, 20 Uhr
3. Mai: Zydeco Annie & Swamp Cats Hot’n’Spicy, Jegelscheune, 20 Uhr

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