Gründe unbekannt
Nürnbergs Oberbürgermeister König will Topmanager loswerden

Stadtwerke-Chef Hasler soll überraschend gehen

13.08.2022 | Stand 22.09.2023, 6:54 Uhr

Josef Hasler, Vorstand der Stadtwerke Nürnberg, der Nergie und VAG. Foto: Hönig, Nergie

Von Nikolas Pelke

Nürnberg – Paukenschlag in Nürnberg: Mitten in der Energiekrise will sich Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König (CSU) von seinem wichtigsten Strom- und Gasmanager bei den Stadtwerken trennen.



Josef Hasler soll auf Wunsch von König seine Vorstandsposten bei den Stadtwerken, dem kommunalen Energieversorger Nergie (Gas, Strom und Wasser) sowie der städtischen Verkehrs-Aktiengesellschaft VAG (Nahverkehr) räumen.

Ziel: einvernehmliche Lösung

„Zu den Gründen äußere ich mich öffentlich nicht“, teilte der Oberbürgermeister am Donnerstag auf Anfrage mit. Offensichtlich will König das Ausscheiden des Vorstandschefs einvernehmlich lösen. Zu den möglichen Auswirkungen der heiklen Personalentscheidung bleibt König ebenfalls relativ vage. Er sehe den kommunalen Energieversorger auch ohne Hasler an der Spitze durch die beiden weiteren Vorstandsmitglieder Magdalena Weigel und Maik Render „sehr gut“ aufgestellt.

Diese Argumentation ist freilich durchaus bemerkenswert. Schließlich ist Hasler im letzten Jahrzehnt der städtische Top-Manager für Energie und Verkehr in der Frankenmetropole gewesen. Seine Bedeutung haben viele Beobachter nicht zuletzt an den üppigen Bezügen des wohl in Ungnade gefallenen Vorstandschefs festgemacht. Immer wieder hatte Hasler als Top-Verdiener für Schlagzeilen gesorgt. Im Jahr 2013 wurde Hasler beispielsweise zum Spitzenverdiener unter den bayerischen Energiemanagern sogar noch mit deutlichem Abstand vor seinem Kollegen aus der Landeshauptstadt in München gekürt.

Lohnerhöhung auf rund 550.000 Euro

Wegen guter Managementleistungen genehmigte die Stadt ihrem „Mr. Nergie“ ein Jahr später unter Ex-Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD) eine ordentliche Lohnerhöhung um knappe zehn Prozent auf rund 550.000 Euro pro Jahr. Seinerzeit verteidigte Maly die stolzen Bezüge mit Verweis auf Haslers „Triple-Funktion“ als Chef der Stadtwerke, Vorstandsboss des städtischen Energieversorger „Nergie“ und Topmanager der städtischen Verkehrsbetriebe „VAG“.

Nicht nur aufgrund der angespannten Energiesituation im ganzen Land, sondern wohl auch aufgrund genau dieser Ämterhäufung dürfte die überraschende Personalentscheidung von Oberbürgermeister König kurz vor dem Herbst jetzt besonders für Aufsehen und Diskussionen sorgen. Auf Anfrage will sich der städtische Energieversorger selbst übrigens nicht zum geplanten Aus von Hasler äußern. Stattdessen bittet ein Sprecher am Donnerstag kurzsilbig um Verständnis, dass „wir uns dazu nicht äußern“ werden.

Entschluss fiel schon vor einer Woche

Hinter den Kulissen dürfte es rund um das Rathaus derweil wohl fast kein wichtigeres Thema als die spektakuläre Personalentscheidung geben. Laut gut informierten Kreisen hätte König schon vor mindestens einer Woche beschlossen, Hasler von seinen vielen Aufgaben und wichtigen Funktionen zu entbinden. Mittlerweile werden bereits erste Forderungen über die zukünftige Zusammenstellung des neuen Vorstandes laut.

Jürgen Dörfler (Freie Allianz Nürnberg) lehnt beispielsweise eine hausinterne Lösung „mangels Qualität“ ab. Maik Render, im Vorstand für Markt und Vertrieb zuständig, habe bei der letzten Ratssitzung kein gutes Bild abgegeben. Auch Magdalena Weigel, im Vorstand für Personal zuständig, fehlen laut Dörfler offensichtlich die nötigen Fähigkeiten. Gleichzeitig müsse die Stadt bei der Gestaltung der zukünftigen Führungsstruktur laut Dörfler dafür sorgen, dass erstens die Gehälter nach unten korrigiert und die Zahl der Vorstandsposten bei den weit verzweigten Stadtwerken endlich reduziert werden, um wohl gerade im Hinblick auf die drohende Energiekrise ein „schlankes Management“ gewährleisten zu können.

DK