Zurück in den Beruf
Nach der Elternzeit können Wiedereinstiegsprogramme helfen

13.03.2024 | Stand 13.03.2024, 7:26 Uhr

Beim Wiedereinstieg ist Weiterbildung wichtig – 91 Prozent der Befragten würden das bevorzugt im Rahmen von Online-Unterricht tun. Foto: Imago

Mutter zu werden, ist einer der größten Einschnitte im Leben einer Frau, privat wie beruflich. Für Kind und Familie nehmen viele Frauen eine Jobauszeit. Die Unterbrechung der Erwerbstätigkeit trägt bei einem Vergleich zwischen den Geschlechtern zu den vielzitierten Lücken („Gaps”) bei – wie etwa der „Gender-Pay-Gap”, der geschlechtsspezifischen Lohnlücke. Zudem wirkt sie sich nachteilig auf Kontostand, Altersvorsorge und Karriere aus.



Irgendwann möchten, müssten oder sollten Mütter wieder erwerbstätig werden. Doch allein der Gedanke „Raus aus der Familie, rein in den Beruf“ schafft Zweifel. Gerade Frauen, die mehr als fünf Jahre nicht erwerbstätig waren, fragen sich: „Was kann ich?“ „Wer stellt eine Frau ein, die zehn Jahre aus dem Job draußen ist?“

Solche und ähnliche Bedenken kennt Maria Vogl aus ihren Beratungsgesprächen. „Viele Frauen leiden unter mangelndem Selbstwertgefühl. Aber zu Unrecht“, erklärt die Beauftragte für Chancengleichheit am Arbeitsmarkt von der Agentur für Arbeit in Weilheim. „Man braucht sie dringend. Man braucht die Wiedereinsteigerinnen unbedingt, gerade bei dem aktuellen Mangel an Fach- und Arbeitskräften. Denn sie sind motivierte, qualifizierte und organisierte Mitarbeiterinnen.“

Wer zurück in den Job möchte, hat dank Wiedereinstiegsprogrammen, Fortbildungen und professioneller Unterstützung gute Karten. Wichtig ist es, Courage zu besitzen und loszulegen: sich informieren, Kompetenzen checken, Unterstützung suchen und die Familie neu organisieren.

Unterstützungsangebote nutzen: Es gibt zahlreiche Angebote für Berufsrückkehrerinnen. Über spezielle Angebote für Wiedereinsteigerinnen informieren die Beauftragten für Chancengleichheit der Agentur für Arbeit, regionale Einrichtungen wie Power M oder überregionale wie etwa Frau & Beruf, um nur einige zu nennen. Bei den kostenlosen Beratungsterminen geht es um Kompetenzerfassung, Vermittlung oder Auffrischung von IT-Grundlagen, Wissen zu Social Media und Internet. Zudem um Informationen bezüglich Gehalt und fachkundige Unterstützung im Bewerbungsprozess.

Das große Dilemma – Vereinbarkeit von Familie und Beruf: Wie bekomme ich nur Haushalt, Familie und Job unter einen Hut? Die Sorge, hier zu scheitern, ist groß. „Familie ist kein reines Frauenthema“, sagt Maria Vogl. „Eine Familie gründet man in der Regel zu zweit. Es muss nicht alles von Mama organisiert werden.“ Vogl kennt die Sorgen der Berufsrückkehrerinnen in Bezug auf Partnerschaft und Familie. An einer partnerschaftlichen Aufteilung der Care-Arbeit sollte keine Jobrückkehr scheitern. Hilfreich sind To-do-Listen. Anhand derer teilen sich Partner alle Aufgaben auf, die Kinder und Haushalt betreffen. Wichtig ist es, Prioritäten zu setzen. Erst Familie, dann der Haushalt. Glückliche Kinder, gemeinsame Quality-Time und ein regelmäßiges Einkommen sind wichtiger als geputzte Fenster.

Was kann ich überhaupt noch? Je länger Frauen aus der Erwerbstätigkeit sind, desto geringer ist ihr Selbstbewusstsein. Je länger die berufliche Auszeit war, desto schwieriger wird der Wiedereinstieg. „Viele Frauen haben ein mangelndes Selbstwertgefühl“, sagt Vogl. Nicht wenige machen sich in der Folge klein, verkaufen sich unter Wert. Viele verwerfen den Plan Berufsrückkehr ganz, arbeiten in Minijobs oder bleiben in der Teilzeitfalle hängen. Das ist weder gut für sie noch für die Wirtschaft in Zeiten von Fachkräftemangel. Zudem ist es paradox. Denn geht es um andere, lösen Mütter Probleme, agieren in Krisensituationen sachlich und diplomatisch. „Mütter verfügen über Motivation, Lernbereitschaft, Organisationsgeschick, Belastbarkeit, Konflikt- und Teamfähigkeit. Da legt jeder Arbeitgeber Wert drauf“, weiß Vogl.

Kompetenzen – das kann ich, das kann ich lernen: Nach langen Phasen der Erwerbsunterbrechung können Weiterbildungen viel bringen. Spezielle Angebote kennen die Beauftragten für Chancengleichheit der Agentur für Arbeit, regionale und überregionale Institutionen. Fortbildungen sind laut der Trendstudie „Zurück in den Beruf – gleichberechtigt, gebildet, gefragt?“ der Internationalen Hochschule in Erfurt sehr beliebt. Befragt wurden Frauen und Männer, die sich in längerer Erziehungs- oder Pflegezeit befinden und nicht an ihren vorherigen Arbeitsplatz zurückkehren können. 87,6 Prozent der Befragten möchten sich weiterbilden, um ihre Chancen zu verbessern. 91 Prozent würden das bevorzugt im Rahmen von Online-Unterricht tun. Ein hübscher Nebeneffekt solcher Fortbildungen ist, dass sich Frauen und Familien an die Situation „Mama arbeitet jetzt wieder“ gewöhnen können. Denn während einer Weiterbildung ist Mutter nicht mehr rund um die Uhr im Familieneinsatz.

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