Kaum Züge fahren
Mega-Bahnstreik hat begonnen – Große Einschränkungen im Bahnverkehr

24.01.2024 | Stand 24.01.2024, 10:51 Uhr

Nur wenige Menschen sind in der Nacht bei Streikbeginn im Hamburger Hauptbahnhof unterwegs. Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat ab Mitte der Woche zum Streik im aktuellen Tarifkonflikt mit der Deutschen Bahn und anderen Unternehmen aufgerufen. − Foto: Bodo Marks/dpa

Verwaiste Bahnhöfe, genervte Fahrgäste: Der vierte und längste Streik der Lokführergewerkschaft GDL hat begonnen. Seit Mittwochmorgen müssen Kundinnen und Kunden der Bahn damit klarkommen, dass kaum ein Zug fährt – auch in Bayern.



Der Lokführerstreik der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) bei der Deutschen Bahn ist angelaufen. Der Ausstand begann am Dienstagabend 18 Uhr im Güterverkehr, in der Nacht zu Mittwoch um 2 Uhr weitete die GDL ihn dann auf den Personenverkehr aus. Das bestätigte die Bahn am frühen Morgen. Bis Montagabend um 18 Uhr soll der Arbeitskampf andauern. Fahrgäste müssen sich in den nächsten Tagen also mit erheblichen Einschränkungen im Fern- und Regionalverkehr arrangieren.

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Bahnstreik: So ist die Lage in Bayern



Auch in Bayern wird der Streik starke Auswirkungen haben. „Im gesamten Fern- und Regionalverkehr kommt es bis einschließlich Montag zu massiven Beeinträchtigungen durch den Streik der GDL“, teilte eine DB-Sprecherin am Mittwochmorgen in München mit. Die Bahn hat einen Notfahrplan im Fern-, Regional- und S-Bahn-Verkehr eingerichtet, der den Angaben zufolge am Morgen wie geplant angelaufen ist.

„Im Regionalverkehr ist es das Ziel, ein stark reduziertes Angebot zu fahren“, sagte die Sprecherin. „In welchem Umfang dies möglich ist, unterscheidet sich regional stark.“ Die Bahn riet Reisenden dazu, Sitzplätze zu reservieren und sich 24 Stunden vor Fahrtantritt erneut über die Verbindung zu informieren.

Stark reduziertes Angebot – Zugbindung aufgehoben



Wie schon bei den vorigen Streiks hat die Bahn bundesweit einen Rumpffahrplan mit stark reduziertem Angebot aufgestellt. Welche Züge fahren, können Kundinnen und Kunden über die Internetseite der Bahn oder deren App erfahren. Der Konzern hat außerdem eine kostenlose Info-Rufnummer eingerichtet, über die individuelle Auskünfte zum Fahrplan erteilt werden.

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Wer vorher ein Ticket für den Streikzeitraum gekauft hat, kann seine Fahrt auf einen späteren Zeitpunkt verschieben. Die Bahn hat die Zugbindungen aufgehoben. Sitzplatzreservierungen können kostenfrei storniert werden.

Vierter und längster Bahnstreik



Es ist der vierte und bisher längste Streik der Gewerkschaft. Erstmals im laufenden Tarifkonflikt umfasst er auch ein komplettes Wochenende.

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Die Situation im Tarifkonflikt ist verfahren. Verhandlungen zwischen der GDL und der Bahn hat es seit Ende November nicht mehr gegeben. Auch im jüngsten Angebot der Bahn sah die Gewerkschaft unter ihrem Chef Claus Weselsky keine Gesprächsgrundlage. Im Dezember ließ die GDL ihre Mitglieder per Urabstimmung über unbefristete Streiks abstimmen. Rund 97 Prozent der teilnehmenden Beschäftigten sprachen sich dafür aus. Seither sind mehrtägige Streiks möglich.

Darum streiken die Lokführer



Neben finanziellen Forderungen dreht sich der Tarifstreit vor allem um das Thema Absenkung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter. Die GDL will diese von 38 auf 35 Stunden bei gleichbleibendem Gehalt reduzieren. Die Bahn hat unter anderem ein Wahlmodell angeboten, das eine einstündige Absenkung ohne finanzielle Einbußen vorsieht. Wer sich dagegen entscheidet, erhält stattdessen 2,7 Prozent mehr Geld. Gewerkschaftschef Claus Weselsky sieht in der Offerte keine Grundlage für weitere Verhandlungen.

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Verkompliziert wird der Tarifkonflikt dadurch, dass die GDL ihren Einfluss im Unternehmen ausweiten und Tarifverträge auch für die Beschäftigten der Infrastruktursparte abschließen will. Dort gibt es bereits Tarifverträge der größeren Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG), mit der die GDL konkurriert. Die Bahn lehnt diese Forderung bislang ab.

Bahnstreik: Habeck warnt vor „massiven Folgen“ für die Wirtschaft



Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) warnte im Hinblick auf den sechstägigen Streik vor „massiven Folgen“ für die Wirtschaft. „Das Streikrecht ist ein hohes Gut, aber ein so langer Streik hat massive Folgen für den Güterverkehr und die Wirtschaft, und ist für Bahnfahrer eine Zumutung“, sagte Habeck der Mediengruppe Bayern. „Ich würde mir da dringend Kompromissbereitschaft wünschen.“

− dpa/mgb