Audi und Start-Up arbeiten zusammen
Ein Rüssel und eine Bodenplatte: Neue Technik zum Laden von E-Autos

Das Start-Up Easlink will gemeinsam mit Audi die Entwicklung vorantreiben

14.03.2023 | Stand 17.09.2023, 1:01 Uhr

Unscheinbar, aber offenbar effektiv: Die Ladeplatte des „Matrix Charging Systems“. Fotos: Easelink

Je moderner das Leben, desto schwieriger seine Handhabung: Wie leicht war zum Beispiel das klassische Tanken im Vergleich zum Laden eines Elektroautos. Doch in diesem Fall naht nun Abhilfe. Viele Start-Ups und Tüftler beschäftigen sich gerade mit der Frage, wie das Laden eines E-Autos einfacher gestaltet werden könnte.



Die Firma Easelink aus dem österreichischen Graz beschreitet mit ihrem Konzept dabei einen noch recht unkonventionellen Weg. Gründer und Inhaber Hermann Stockinger und sein rund 45-köpfiges Team haben eine Ladetechnik entwickelt, bei der der Fahrer des Elektroautos nur das Einfachste machen muss, das es gibt: nichts. Das Laden läuft völlig autonom ab.

Erst bei BMW, jetzt selbstständig



Stockinger, der als Ingenieur bei BMW gearbeitet hat und sich 2016 mit der Firmengründung in die Selbstständigkeit gewagt hat, erläutert: „Die Idee dahinter war: Was fehlt beim Laden von E-Autos?“ Die Antworten, die sich Stockinger selbst gegeben hat: Das Ladesystem muss möglichst einfach sein, es muss auch für autonom fahrende Autos geeignet sein und es muss in der Lage sein, die Ladezeit selbst auszubalancieren, je nachdem, wieviel Strom zu welchem Preis verfügbar ist.

Das Ergebnis dieser Überlegungen und vieler Tüfteleien (inzwischen hat das Unternehmen rund 20 Patenfamilien entwickelt) ist das sogenannte „Matrix Charging System“: Eine Art Matte oder Platte, die man auf den Boden legt oder in den Boden einarbeitet. Stellt man sein E-Auto über dieser Ladeplatte ab, fährt ein Ladestachel oder Laderüssel am Fahrzeug-Unterboden heraus und sucht sich den nächsten der vielen in die Ladeplatte eingearbeiteten Kontakte. Die Verbindung wird hergestellt und das Laden kann beginnen. Versorgt wird die Ladeplatte über den haushaltsüblichen Stromanschluss, wobei auch das Laden mit Starkstrom möglich ist. Ausgiebige TÜV-Prüfungen und -Abnahmen gewährleisten die Sicherheit der Technik. Die Gefahr von Stromschlägen für Menschen oder Tiere in der Nähe kann nach Angaben der Hersteller ausgeschlossen werden.

Gespräche mit Audi weit gediehen



In das Elektrofahrzeug muss dazu nur eine kleine kompakte Einheit eingebaut werden, die bei nahezu allen auf dem Markt befindlichen Modellen im Bereich der Vorderachse gut Platz findet. Das gesamte „Matrix Charging System“, bestehend aus der ins Auto einzubauenden Einheit und der Ladeplatte soll für rund 2500 Euro auf den Markt kommen; dazu kommen noch Werkstattkosten für die Installation in Höhe von rund 400 Euro. Allerdings haben bereits namhafte Autohersteller Interesse gezeigt, dieses Gerät bereits ab Werk einzubauen. Am weitesten sind hier offenbar die Gespräche mit dem Ingolstädter Autohersteller Audi gediehen, wie zu erfahren war. Hier habe Easelink die größte Aufgeschlossenheit für nachhaltige technische Neuerungen erfahren. Easlink und Audi arbeiten offenbar bereits gemeinsam an dem „Matrix Charging System“.

Für Stockinger liegt der große Vorteil seines Systems in dessen Einfachheit. „Wir konnten die Komplexität auf ein Mindestmaß reduzieren“, erklärt er: „Für die Herstellung der Ladeverbindung ist lediglich ein einziger Motor notwendig, der den Laderüssel runter und wieder hinauffährt. Diese Einfachheit erlaubt hohe Robustheit und minimale Kosten.“

Jetzt werden Taxis umgerüstet

Auch im heimischen Österreich ist man schon auf die Erfindung aufmerksam geworden. In Wien und Graz läuft bald das laut Stockinger „weltweit größte Projekt für automatisiertes Laden“ an: Insgesamt 66 Taxis, VW-ID4- und Hyundai Ioniq-5-Modelle, werden mit dem Ladeanschluss ausgerüstet und an zehn Taxiständen werden die Bodenplatten zum Laden installiert. So kann während des Wartens geladen werden – was sonst nicht so einfach ist, da ja Ladesäulen und Kabel immer auch potenzielle Stolperfallen für die Taxi-Kunden darstellen. Für Stockinger und sein Unternehmen Easelink ein Prestige-Programm, das ihnen den nötigen Schub verleihen soll.

Bisher finanzieren sie sich zum einen durch Fördergelder, zum anderen durch Wagniskapital, das etwa ein niederländischer Fonds oder der Energieversorger EnBW über seine EnBW New Ventures zur Verfügung stellt. Auch mit dem Auto-Zulieferer Schaeffler aus Herzogenaurach arbeitet man bereits zusammen. Bauen will Easlink die Komponenten übrigens nicht selbst, sondern sie in Lizenz fertigen lassen. Nun hofft man also auf den nächsten Schritt durch die Zusammenarbeit mit Audi. Allerdings sind die Grazer nicht die einzigen, die sich mit dem Thema beschäftigen: Auch andere Firmen und Start-ups arbeiten gerade an smarten, kabellosen Ladetechniken.

DK