Frühzeitig Optionen prüfen
Pflege zu Hause oder im Heim? Anlaufstellen bieten Beratung – auch zur Finanzierung

08.11.2023 | Stand 09.11.2023, 20:00 Uhr

Der ambulante Pflegedienst unterstützt Menschen, die weiter zu Hause wohnen möchten. Foto: Imago

Pflege zu Hause oder Umzug ins Pflegeheim? Wer bei dieser Frage zur eigenen Pflege selbst mitgestalten will, muss sich frühzeitig Gedanken machen. Soll die Pflege zu Hause gelingen, braucht es ein Netzwerk an Helfern. Für andere ist ein Heim die Lösung.


Beratung: „Wer mitgestalten will, wie die Pflege später aussehen soll, muss sich Gedanken machen, bevor er pflegebedürftig ist“, sagt Felizitas Bellendorf, Pflegeexpertin bei der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Sonst ist es oft zu spät für individuelle Wünsche. Beratungsstellen helfen bei der Entscheidungsfindung, rät Bellendorf: Die Pflegeberatung der Pflegekassen und die Pflegestützpunkte einiger Bundesländer sind Anlaufstellen. Wohnungsberatungsstellen zeigen auf, wie das Zuhause pflegegerecht umgestaltet werden kann, dafür gewährt die Pflegekasse einen Zuschuss von 4000 Euro. Außerdem sollte man die Familie in die Überlegungen einbeziehen – wie viel Hilfe kann und will sie leisten?

Pflege zu Hause: Pflege zu Hause benötigt ein hohes Maß an Organisation und ein gutes Netzwerk an Helfern: Angehörige, ambulanter Pflegedienst, ein Mahlzeitenservice, ein ehrenamtlicher Besuchsdienst, eine Haushaltshilfe können dazugehören. „Auch Tagespflegeangebote sollte man wahrnehmen“, sagt Bellendorf. Das werde viel zu wenig genutzt und sei eine wichtige Entlastung für Angehörige. Der Pflegebedürftige wird dabei tageweise in einer Einrichtung betreut und kommt abends wieder nach Hause. Immer öfter werden auch Haushaltshilfen aus Osteuropa, die in den Haushalt des Pflegebedürftigen einziehen, in die Versorgung eingebunden.

Pflege im Heim: „Wer alleinstehend ist, keine Familie im Umfeld hat, vielleicht demenzkrank ist, Geselligkeit wünscht und die Organisation einer Pflege nicht mehr stemmen kann, ist in einem Heim gut aufgehoben“, sagt Bellendorf. Hier hat man alles unter einem Dach und Unterstützungsleistungen können jederzeit angepasst werden. Auch Pflegeheime sind im Wandel. Öfter leben Menschen in kleinteiligen Wohngruppen zusammen und haben zusätzlich private Rückzugsmöglichkeiten. „Man sollte die Heime in seiner Umgebung besichtigen“, rät Bellendorf.

Heimkosten: Heimkosten sind in den letzten Jahren förmlich explodiert. Das liegt unter anderem an gestiegenen Personalkosten. Etwa 2548 Euro pro Monat beträgt der durchschnittliche Eigenanteil im ersten Jahr des Heimaufenthaltes, den Pflegebedürftige selbst bezahlen müssen, hat der Verband der Ersatzkassen e.V. (vdek) ermittelt. „Mit längerer Verweildauer im Heim wird es günstiger“, sagt Nicole Janke, Sprecherin des vdek. Denn pro Aufenthaltsjahr gibt die Pflegekasse mehr dazu, ab dem vierten Jahr sinkt der durchschnittliche Eigenanteil auf 1738 Euro pro Monat. „Die Kosten der Pflegeheime variieren stark, auch innerhalb eines Wohnorts“, sagt Janke. Auf pflegelotse.de, einer Datenbank des vdek, kann man Heimkosten vergleichen.

Kosten ambulante Pflege: „Eine Pflege zu Hause ist nicht unbedingt günstiger als im Heim“, sagt Bellendorf. Das sei nur dann der Fall, wenn viel unentgeltliche Arbeit etwa durch Angehörige geleistet wird. Die Pflegekasse gewährt diverse Zuschüsse, in Pflegegrad 2 zum Beispiel 316 Euro im Monat, wenn Angehörige die Pflege übernehmen oder 724 Euro für einen ambulanten Pflegedienst, beide Zuschüsse lassen sich auch kombinieren und werden dann anteilig ausgezahlt. Zusätzlich gibt es die finanziellen Leistungen zur Tagespflege, in Pflegegrad 2 sind es 689 Euro im Monat. Zur Finanzierung einer Haushaltshilfe aus Osteuropa, die zwischen 2000 oder 3000 Euro im Monat oder mehr kostet, kann man das Pflegegeld für Angehörige einsetzen.

Finanzierung: Wenn der Eigenanteil die eigenen finanziellen Möglichkeiten übersteigt, übernimmt der Sozialhilfeträger die Kosten. Das geschieht angesichts steigender Heimkosten immer häufiger. Allerdings müssen Pflegebedürftige vorher ihr Vermögen weitgehend aufgebraucht haben, und es wird geprüft, ob die Kinder für die Pflege aufkommen müssen. Das passiert allerdings selten. Denn seit 2020 sind Kinder nur noch ab einem Jahresbruttoeinkommen von mehr als 100000 Euro im Jahr verpflichtet, Unterhaltszahlungen zu leisten. Eventuell vorhandenes Vermögen der Kinder spielt keine Rolle.

Fazit: Wer viele Helfer hat, die anpacken, kann Pflege zu Hause als individuell und selbstbestimmt erleben und profitiert davon, im vertrauten Umfeld zu bleiben. Wer mehr auf sich gestellt ist, einen hohen Betreuungsbedarf hat, eine Rundum-Versorgung wünscht oder braucht und es schätzt, andere Menschen um sich zu haben, findet im Heim ein neues Zuhause.

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