Unzufrieden im Job
Aktuelle Studie: Warum viele Dienst nach Vorschrift machen oder innerlich gekündigt haben

27.03.2024 | Stand 08.04.2024, 6:07 Uhr

Nur noch Dienst nach Vorschrift: 15 Prozent wollten keine Extra-Arbeit leisten. Dies sind Ergebnisse der repräsentativen Studie „Arbeiten 2023“ der Pronova BKK. − Symbolbild: dpa

Unzufriedenheit im Job ist aktuell in Deutschland wohl weit verbreiter: Laut einer repräsentativen Umfrage machen 45 Prozent Dienst nach Vorschrift (Quiet Quitting) oder haben es bei einer Kollegin oder einem Kollegen beobachtet. Was sind die Gründe?



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47 Prozent arbeiten mit anderen zusammen, die gedanklich schon bei einem neuen Job sind (innere Kündigung) oder waren selbst bereits an diesem Punkt angelangt. 45 Prozent machen Dienst nach Vorschrift (Quiet Quitting) oder haben es bei einer Kollegin oder einem Kollegen beobachtet.

Gefragt nach dem eigenen Handeln, sagen 22 Prozent von sich, im vergangenen Jahr innerlich gekündigt zu haben. 15 Prozent wollten keine Extra-Arbeit leisten. Dies sind Ergebnisse der repräsentativen Studie „Arbeiten 2023“ der Pronova BKK, für die im November 2023 rund 1200 Arbeitnehmer ab 18 Jahren online befragt wurden.

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Überlastung, geringe Bezahlung, fehlende Wertschätzung und belastende Arbeitszeiten als Hauptgründe genannt



Hauptauslöser für Phänomene wie innere Kündigung oder Quiet Quitting sind nach Ansicht der Befragten vor allem Überlastung (70 Prozent), zu geringe Bezahlung (69 Prozent), fehlende Wertschätzung und belastende Arbeitszeiten (jeweils 68 Prozent).

Darauf reagieren sie nicht nur mit Dienst nach Vorschrift. Mehr als jeder Dritte sendet etwa aus Frust viele Bewerbungen an andere Arbeitgeber (Rage Applying) oder erlebt, dass Kollegen dies tun. Wirtschaftspsychologin und Resilienz-Trainerin Patrizia Thamm ordnet die Ergebnisse ein: „Erschreckend viele Arbeitnehmer sind unzufrieden im Job. Dies belastet nicht nur die Mitarbeitenden, sondern bremst auch den Unternehmenserfolg aus. Personalkosten werden verschwendet und das vorhandene Potenzial der Mitarbeitenden bleibt ungenutzt.“

Im Gespräch mit den Führungskräften bestehe hingegen die Chance, den Mitarbeitenden mit anderen Aufgaben zu betrauen oder durch andere Arbeitsbedingungen, die Motivation wieder zu erhöhen, sodass dieser wieder eine neue Perspektive für sich erkennt.“

Fast 30 Prozent der Generation Z haben 2023 innerlich gekündigt



Dass beruflich unzufriedene Menschen weniger engagiert sind und innerlich auf Distanz gehen, ist ein generationsübergreifendes Phänomen. Junge Arbeitnehmer unter 30 Jahren (Generation Z) zeigen allerdings eine höhere Neigung zur inneren Kündigung (29 Prozent vs. 22 Prozent gesamt), zum Quiet Quitting (19 Prozent vs. 15 Prozent gesamt) und zu Rage Applying (18 Prozent vs. 13 Prozent gesamt).

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Schon eine hochunzufriedene Person kann Arbeitsatmosphäre beeinträchtige



Selbst, wenn nur eine Person hochunzufrieden ist, kann dies die Arbeitsatmosphäre beeinträchtigen. Patrizia Thamm, Referentin für Gesundheitsförderung der Pronova BKK, erläutert: „Je stärker Mitarbeitende das Gefühl haben, Teamkollegen ziehen sich zurück und es werde kaum noch produktiv gearbeitet, umso größer ist das Risiko, dass sie Frust aufbauen, demotiviert sind und schließlich auch resignieren. Dies kann das gesamte Teamklima schädigen.“

In Zeiten des Fachkräftemangels sollte sich kein Unternehmen unzufriedene Mitarbeitende leisten. Im Gegenteil, es kommt verstärkt darauf an, talentierte junge Fachkräfte zu binden. Das fällt Arbeitgebern laut aktueller Studie aber schwer. Jüngere Beschäftigte haben 2023 häufiger (36 Prozent) aus eigenem Antrieb gekündigt beziehungsweise den Job gewechselt als im Vorjahr - ein Anstieg von sieben Prozentpunkten. Hauptgründe für den Jobwechsel sind nach Aussage der jungen Befragten schlechtes Arbeitsklima (36 Prozent) und fehlende Wertschätzung (35 Prozent), noch vor geringer Bezahlung (34 Prozent).

− che