Bei einer Christopher-Street-Day-Versammlung in Münster werden Frauen übel beschimpft. Ein junger Mann setzt sich für sie ein. Sechs Tage später stirbt er.
Eine Woche nach der tödlichen Attacke auf einen 25-Jährigen bei einer Christopher-Street-Day-Versammlung in Münster entscheidet sich, ob der Tatverdächtige in Untersuchungshaft kommt.
Der 20-Jährige soll am Samstag dem Haftrichter vorgeführt werden. Der Mann, der am Freitag festgenommen worden war, habe sich bislang nicht zum Tatvorwurf geäußert, sagte Oberstaatsanwalt Dirk Ollech. Die Staatsanwaltschaft will einen Haftbefehl wegen Körperverletzung mit Todesfolge beantragen.
Die Tat
Der tatverdächtige 20-Jährige aus Münster soll laut Polizei und Staatsanwaltschaft bei der CSD-Versammlung am 27. August mehrere Frauen unter anderem mit den Worten «lesbische Hure» beschimpft und drohend auf sie zugegangen sein. Der 25-Jährige habe die Situation mitbekommen und den Mann gebeten, die Beleidigungen zu unterlassen, hieß es. Doch der soll zugeschlagen haben, unvermittelt, mindestens einmal mit der Faust.
Der 25-Jährige sei zu Boden gegangen und mit dem Kopf unglücklich auf dem Asphalt aufgeprallt, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft. Er kam ins Krankenhaus, wurde später ins künstliche Koma versetzt und starb am frühen Freitagmorgen. Die Leiche soll am Montag obduziert werden.
Der Täter flüchtete. Tagelang wertete eine Mordkommission Zeugenhinweise sowie Bild- und Videomaterial aus. Die Beamten fanden dabei Bilder vom mutmaßlichen Täter. Eine Ermittlerin der Mordkommission erkannte den Gesuchten schließlich am Freitagnachmittag am Hauptbahnhof und nahm ihn fest.
Ermittlungen
Ermittelt wird auch gegen einen unbekannten Begleiter des Mannes, der nach der Tat mit ihm geflohen sein soll. «Möglicherweise ist er an den Beleidigungen beteiligt gewesen», sagte Oberstaatsanwalt Ollech.
Für Felix Adrian Schäper, Vorstand des Vereins Trans*Inter*-Münster, steht fest: «Es war auf jeden Fall ein queerfeindlicher Angriff.» Der 25-Jährige sei ein Transmann gewesen. Und der Angreifer habe vorher zwei lesbische Frauen homofeindlich beschimpft. An einer Trauerkundgebung am Freitagabend in Münster nahmen nach Polizeiangaben in der Spitze rund 5000 Menschen teil.
Laut der Stadt werden in Münster an allen städtischen Gebäuden die Flaggen auf halbmast gesetzt. «Er geht uns alle an», sagte Oberbürgermeister Markus Lewe (CDU) mit Blick auf den Angriff. «Unsere Stadtgesellschaft ist weltoffen und tolerant und wird weiter dafür kämpfen, ein sicherer Ort für marginalisierte Menschen zu sein.»
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