Eklat
Frankreich: Rassistischer Zwischenruf im Parlament

03.11.2022 | Stand 03.11.2022, 23:21 Uhr

Parlamentsgebäude in Paris - Das Parlamentsgebäude in Paris. - Foto: picture alliance / dpa

Als der schwarze Abgeordnete Carlos Martens Bilongo im französischen Parlament über ein im Mittelmeer blockiertes Schiff mit Flüchtlingen spricht, kommt es zum Eklat. Die Sitzung wird unterbrochen.

Ein rassistischer Zwischenfall hat im französischen Parlament in Paris für große Empörung gesorgt. Die Sitzung wurde am Donnerstagnachmittag nach einem Zwischenruf eines Abgeordneten des rechtsnationalen Rassemblement National abgebrochen und auf Freitag vertagt.

Parlamentarier anderer Fraktionen forderten harte Sanktionen gegen den rechten Abgeordneten Grégoire de Fournas. Dieser hatte, während der schwarze Abgeordnete Carlos Martens Bilongo am Rednerpult über ein im Mittelmeer blockiertes Schiff mit Flüchtlingen sprach, gerufen: «Kehr(t) nach Afrika zurück.»

In der gesprochenen französischen Sprache war dabei nicht zu unterscheiden, ob er mit seinem Zwischenruf den Abgeordneten der Linkspartei oder die Menschen auf dem Schiff meinte. Martens Bilongo hatte unmittelbar erwidert: «Überhaupt nicht.» Im Parlament entstand großer Aufruhr und viele Abgeordnete riefen «raus», «raus». Martens Bilongo sprach nach dem Abbruch der Sitzung von einer Schande. «Heute hat man mich auf meine Hautfarbe reduziert. Ich bin in Frankreich geboren, ich bin französischer Abgeordneter», sagte er. Der Zwischenruf offenbare das wahre Gesicht des Rassemblement National.

Keine Entschuldigung des rechten Abgeordneten

Der rechte Abgeordnete sprach nach dem Eklat von einem Missverständnis. Er habe sich mit seinem Zwischenruf auf die Flüchtlinge auf dem Boot und nicht auf den Parlamentskollegen der Linksfraktion bezogen. Eine Entschuldigung von ihm gab es zunächst nicht.

Politiker der übrigen Parteien verurteilten den Vorfall auf das Schärfste. «Rassismus hat keinen Platz in unserer Demokratie», sagte Premierministerin Élisabeth Borne, wie der Sender BFMTV berichtete. «Was für eine Schande», schrieb Innenminister Gérald Darmanin auf Twitter.

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