Ostertradition
Wissen rund um das Osterfest: Was es mit den Kartagen auf sich hat

07.04.2023 | Stand 17.09.2023, 0:16 Uhr
Linda Rosenberger

Karfreitag und Karsamstag stehen nach kirchlicher Tradition im Zeichen der Trauer. −Foto: dpa

Dem Osterfest, an dem die Christen die Auferstehung Jesu Christi feiern, gehen die Kartage voraus. Sie stehen im Zeichen der Trauer über die Kreuzigung des Heilands. Wir haben zusammengefasst, was man über Karfreitag und Karsamstag wissen sollte.


Den eigentlichen Feierlichkeiten, wie man sie im klassischen Sinne wohl mit Schlemmereien und einem fröhlichen Beisammensein verstehen würde, gehen an Ostern zunächst zwei recht konträre Tage voraus. So sind sowohl der letzte Freitag als auch Samstag vor dem Osterfest als „Kartage“ eigentlich zwei Tage der Trauer und haben somit nicht besonders viel zu tun mit feucht-fröhlicher Festtagsstimmung.

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Karfreitag und Karsamstag – Tage der Trauer

Am Karfreitag wurde Jesu gekreuzigt – das wissen so gut wie alle Christen. Könnten Sie aber auch sagen, wie alt der Sohn Gottes zu seinem Tod eigentlich war? Eine genaue Angabe dazu findet man tatsächlich so gut wie nirgendwo, einen groben Richtwert allerdings sehr wohl: „In der Forschung geht man von einem Alter zwischen 35 und 37 Jahren aus“ erklärt Rudolf Schmidt, Referent der Katholischen Stadtkirche und Katholischen Erwachsenenbildung Ingolstadt (KEB). Somit werde die Geburt Christi auf das Jahr 5 bis 7 v. Chr. und sein Tod im Jahr 30 n. Chr. datiert.

Wegen der Kreuzigung des Heilands ist der Karfreitag nach wie vor ein christlicher Feiertag, obwohl es alles andere als einen Grund zu „feiern“ gibt. Vielmehr geht es am Karfreitag darum, des Leidens und Sterbens Jesu zu gedenken, wie Rudolf Schmidt, erklärt. Der Karfreitag drückt damit in seinen Worten „schon immer Trauer und Mitleiden aus“.

Der Karfreitag als „stiller Feiertag“

Die Erinnerung an den Tod des Sohnes Gottes geschieht allerdings eher im Stillen, denn wie der Volkstrauertag oder der Totensonntag gehört auch der Karfreitag zu den „stillen Feiertagen“, was bedeutet, dass Orgel und Glocken in den Gottesdiensten schweigen. Auch das Tanzen ist eigentlich verboten, da Feiern und ausgelassene Stimmung laut Rudolf Schmidt an diesen Tagen in der westlichen Kultur nicht angebracht seien. Partys im Club und Tanzveranstaltungen sind sogar gesetzlich verboten, weshalb an diesem Tag die Nachtlokale auch heute noch geschlossen bleiben. Stattdessen gibt es nach wie vor viele katholische Christen, die am Todestag Jesu die insgesamt 14 Stationen des Kreuzweges abgehen, um sich so seinen Gang in den Tod zu vergegenwärtigen.

Kein Fleisch, aber Fisch – darum wird am Karfreitag vielerorts Steckerlfisch verkauft

Außerdem wird am Karfreitag wegen seines Trauercharakters traditionellerweise gefastet. „Von daher kommt übrigens der Brauch, an jedem Freitag zu fasten und des Leidens Jesu zu gedenken“, fügt der KEB-Referent an. Anstelle von Fleisch und Wurstwaren wird heutzutage am Karfreitag vorwiegend Fisch verzehrt. Vielerorts wird eigens Steckerlfisch verkauft, denn obwohl es sich dabei ja eigentlich auch um Lebewesen handelt, ist Fisch an den Fastentagen erlaubt. Den Hintergrund dieses für manche auf den ersten Blick womöglich widersprüchlichen Brauches erklärt Rudolf Schmidt wie folgt: „Als die christlichen Fastengesetze aufgestellt wurden, galten nur Warmblüter als Fleisch“. Auch ernährungswissenschaftlich ließe sich Fisch vom Fleisch differenzieren, weshalb ersterer sehr wohl auch am Karfreitag verspeist werden darf.

Manche evangelische Christen sind dabei allerdings noch etwas strikter, wenn es um die Karfreitags-Tradition geht. Für sie gilt der Tod Jesu seit dem 19. Jahrhundert als einer der höchsten Feiertage, weshalb es in manchen Gegenden auch zwei Jahrhunderte später noch üblich ist, das Abendessen in Trauerkleidung zu sich zu nehmen. Bereits der Name „Karfreitag“ geht dabei auch das althochdeutsche Wort „kara“ zurück, welches Trauer bedeutet. Diese Trauer ist dann erst am Ostersonntag beendet, wenn Christen mit Jesus‘ Auferstehung die zentrale Botschaft ihres Glaubens feiern.