Ermittlungen in Thüringen
Mutmaßlicher Todesfahrer seit 16 Jahren ohne Führerschein - Polizei fordert harte Maßnahmen

03.04.2023 | Stand 17.09.2023, 0:04 Uhr

Zum schweren Unfall am Samstag bei Bad Langensalza gibt es neue Details zum vermeintlichen Verursacher: Der Mann soll nicht nur ohne Führerschein gefahren sein, sondern womöglich auch betrunken. −Foto: Silvio Dietzel, dpa

Nach dem schweren Unfall mit sieben Toten am Samstag in Thüringen wurde bekannt, dass der mutmaßliche Unfallverursacher bereits seit 2007 keinen Führerschein mehr besitzt. Außerdem geht es um die Frage: Hatte der Mann vor der Fahrt exzessiv getrunken? Die Polizeigewerkschaft fordert indessen härtere Konsequenzen bei Fahren ohne Fahrerlaubnis: Entzug und Verkauf des Autos.



Nach dem schockierenden Unfall mit sieben Toten im thüringischen Bad Langensalza laufen die Ermittlungen. Es werde unter anderem den Hinweisen von Zeugen nachgegangen, sagte eine Polizeisprecherin am Montag der Deutschen Presse-Agentur. Auch ein Laborergebnis zum Alkoholkonsum des mutmaßlichen Unfallverursachers sowie das Gutachten eines Sachverständigen stünden noch aus. Wie am Montag außerdem bekannt wurde, besaß der 45-Jährige mutmaßliche Unfallverursacher bereits seit 2007 keine Fahrerlaubnis mehr.

Ein abschreckendes Mittel



Die Deutsche Polizeigewerkschaft Thüringen fordert indessen ein härteres Durchgreifen bei Fahrten ohne Fahrerlaubnis. Fahrern, die sich ohne gültige Fahrerlaubnis hinters Lenkrad setzten, sollte das Auto „ohne Wenn und Aber“ entzogen werden, forderte der stellvertretende Landesvorsitzende der Gewerkschaft DPolG, Dirk Weidenbach, am Montag. Die Fahrzeuge sollten ohne Entschädigung für den Eigentümer verwertet werden; der Erlös einer gemeinnützigen Stiftung für Unfallopfer zugute kommen. „Das wäre ein hilfreiches Mittel und wohl auch abschreckend“, sagte Weidenbach. Es werde sich wohl erst etwas ändern, wenn auch materielle sowie finanzielle Konsequenzen zu befürchten seien.

Am frühen Samstagabend war ein Autofahrer mit seinem Wagen in den Gegenverkehr geraten und dort mit zwei Autos zusammengestoßen. Die beiden entgegenkommenden Autos fingen daraufhin Feuer und brannten aus. Für fünf junge Menschen - drei Männer und zwei Frauen im Alter von 19 Jahren - sowie einen 60 Jahre alten Fahrer kam jede Hilfe zu spät. Sie verbrannten in ihren Fahrzeugen. Auch ein 44 Jahre alter Insasse in dem unfallverursachenden Auto überlebte den Crash nicht.

Zeuge sah Trinkende am Supermarkt

Der mutmaßliche Unfallverursacher ist einer von drei Schwerverletzten, die derzeit im Krankenhaus behandelt werden. Er konnte der Polizeisprecherin zufolge bislang noch nicht vernommen werden. Der 45-Jährige hatte nach Angaben der Polizei keine Fahrerlaubnis. Wieso der Mann seinen Führerschein abgeben musste, dazu wurden keine Angaben gemacht. Klarheit über seinen möglichen Alkoholkonsum zum Unfallzeitpunkt soll das Ergebnis einer Blutentnahme bringen, das am Montagvormittag aber laut Polizei noch nicht vorlag.

Nach Informationen der „Ostthüringer Zeitung“ geht die Polizei auch einem Hinweis nach, wonach sich die drei Männer in dem unfallverursachenden Auto vor dem verheerenden Zusammenstoß betrunken haben könnten. Es habe sich ein Zeuge gemeldet, der ausgesagt habe, er habe an einem Supermarkt wenige Kilometer vom Unfallort entfernt drei Personen gesehen, die harten Alkohol getrunken hätten und dann weggefahren seien. Die Beschreibung der Männer vom Parkplatz soll auf die im Unfallfahrzeug passen. Die Polizei wollte sich dazu zunächst nicht äußern. Ermittelt wird wegen des Verdachts eines Tötungsdelikts. Alle Unfallopfer kommen aus Thüringen.

Jetzt weniger Tempo an der Stelle erlaubt

Der Unfall ereignete sich in einer langgezogenen Kurve. Nachdem die Bundesstraße 247 mehr als einen Tag lang gesperrt blieb, wurde sie am Sonntagabend wieder für den Verkehr freigegeben. Allerdings wurde die Höchstgeschwindigkeit vor der Unfallstelle nun herabgesetzt, wie die Polizeisprecherin sagte.

Für die eingesetzten Rettungskräfte und Polizisten stehen weiterhin Seelsorger als Ansprechpartner bereit. „Ein tödlicher Unfall von diesem Ausmaß lässt sich schwer in Worte fassen“, sagte der Einsatzleiter und Stadtbrandmeister von Bad Langensalza, Steven Dierbach. 19 Feuerwehrleute waren neben Rettungsdienst und Polizei im Einsatz. „Die Einsatzkräfte wollen Menschenleben retten. Das Schlimmste war, das sie für sieben Leute nichts mehr tun konnten.“

− dpa/ spi