Tinder machte das sogenannte Swipen zum Massenphänomen. Nach Angaben der Betreiberfirma hat die App schon zu mehr als 75 Milliarden Matches geführt. Doch manche Klischees halten sich hartnäckig.
Zum zehnten Jubiläum von Tinder räumt ein Wissenschaftler mit Klischees über die populäre Dating-App auf. «Es gibt zwar eine Reihe von Studien, in denen Leute schildern, dass sie Tinder wie einen Katalog zum Durchblättern oder sogar wie eine Fleischtheke empfinden, an der man guckt und wählt, aber mit der Realität hat das meist wenig zu tun», sagt der Soziologe Thorsten Peetz von der Uni Bamberg. «Man kann ja eben nicht einfach eine Person haben wollen und das funktioniert dann auch.»
Vielmehr handle es sich «um ein Spiel, in dem alle versuchen, ihre eigene intime Wertigkeit zur Geltung zu bringen». «Das Klischee, es sei eine oberflächlichere Form des Kennenlernens und eine Ökonomisierung des Intimlebens, wird dem Phänomen nicht gerecht.»
Peetz, der etwa den Fachartikel «Digitalisierte intime Bewertung - Möglichkeiten sozialer Beobachtung auf Tinder» veröffentlicht hat, widerspricht dem Bild von einer Art Warenhaus, stattdessen betont er, Tinder, Bumble, Lovoo und Co. seien durchaus reflektierte Formen der Partnersuche. «Viele erzählen mit Bildern und Texten ganze Geschichten, verkünden genau, was sie wollen und eben nicht wollen.»
Tinder (deutsch: Zunder) startete vor zehn Jahren (12.9.). Die App machte das sogenannte Swipen zum Massenphänomen. Nutzer sehen Profile mit Fotos und Infos in ihrer Nähe: Gefällt ihnen jemand, wischen sie nach rechts, bei Nichtgefallen nach links. Wenn sich beide Personen gegenseitig gut finden, entsteht ein sogenanntes Match. Nach Angaben der Betreiberfirma wurde die App schon mehr als 530 Millionen Mal heruntergeladen und hat zu mehr als 75 Milliarden Matches geführt.
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