128 Proben bewertet
Sehen, riechen, fühlen: Bonitierung in Wolnzach ist Gradmesser für deutschen Hopfen

19.10.2022 | Stand 22.09.2023, 4:22 Uhr

Mit geschulten Sinnen beurteilten die Tester die Qualität der Proben, bei der äußerlichen Beurteilung zählte auch der augenscheinlich erste Eindruck. Fotos: Trouboukis

Von Karin Trouboukis

Die Hopfenbonitierung von Hopfenmustern aus den deutschen Anbaugebieten ist ein wichtiger Gradmesser zur Hopfenqualität. 128 Hopfenproben, 16 Sorten aus allen deutschen Anbaugebieten waren diesmal auf dem Prüfstand in Wolnzach (Kreis Pfaffenhofen).



Laut Wörterbuch ist eine Bonitierung die fachgerechte Beurteilung eines landwirtschaftlichen Betrachtungsobjektes. Eine Definition, die in weiten Teilen das beschreibt, was am Mittwoch im Hüller Forschungsinstitut Experten aus Land- und Brauwirtschaft, aus Forschung und Handel zur Hopfenbonitierung zusammenführte, aber dennoch einen Aspekt außen vor lässt: nämlich den emotionalen. Denn bei aller wissenschaftlichen Fachkompetenz braucht es auch das richtige Gespür, um die Hopfenproben korrekt einstufen zu können.

Immer mehrere Tester am Werk

Und deshalb braucht es gute Augen, viel Erfahrung und den richtigen Riecher einerseits, aber auch unverhohlene Ersteinschätzungen andererseits, um am Ende auf aussagekräftige Ergebnisse zu kommen.

Immer mehrere Tester beurteilen die Proben, etliche Routiniers, aber auch immer wieder Neulinge, die zum ersten Mal bewerten. In zwei Gruppen werden sie dabei eingeteilt: In einem Raum wird die äußere Form der Hopfenproben beurteilt; da wird geschaut, gestochert, nochmal geschaut. Wie sieht der getrocknete Hopfen aus, der für die Tester nur als Nummer gekennzeichnet ist? Wie ist die Farbe, wie der Glanz, wie der Wuchs? Im anderen Raum geht es um den richtigen Riecher: Tief inhalieren die Prüfer hier den Geruch des Hopfens durch die Nase, bestimmen die Aromen und vergeben ebenfalls Punkte.

16 Sorten aus allen deutschen Anbaugebieten

128 Hopfenproben, 16 Sorten aus allen deutschen Anbaugebieten. Für den Laien ist da kaum ein Unterschied erkennbar, schon gar nicht, wenn die Proben allesamt in neutralen Aluschalen präsentiert werden und sich auf den ersten Blick nur durch die per Zettelchen eingelegte Probennummer unterschieden. Der zweite Blick bringt dann Erkenntnisse: Die Tester erblickten, erfühlten, errochen am Mittwoch gewaltige Unterschiede, notierten alles feinsäuberlich auf ihren Zetteln, die am Ende ausgewertet wurden. Die Sieger werden gesondert bekannt gegeben. Eine Prognose allerdings gab es von Johann Portner – er ist Fachmann für Hopfenbau und Produktionstechnik an der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) – vorab, als nach Landratsstellvertreterin Kerstin Schnapp (Grüne) auch Bürgermeister Jens Machold (CSU) die Bonitierung besuchte: Die Ernte dieses Jahres bleibe hinter den Schätzungen zurück, so Portner, und zwar sowohl, was die Erntemenge als auch die Alphasäure-Gehalte betrifft. Genaue Zahlen liegen noch nicht vor, da die Hopfenabwaage noch nicht ganz abgeschlossen ist.

WZ