Wolnzach
Das Zentrum verändert sich – und scheidet die Geister

Umgestaltungen in der Ortsmitte wurden schon in der Vergangenheit kontrovers diskutiert

28.10.2022 | Stand 22.09.2023, 4:01 Uhr

Der Kirchenvorplatz nach der Umgestaltung. Verschwunden sind die Hochborde und auch die Parkbucht vor der Kirche, die Grünfläche rund um das Kriegerdenkmal herum wurde neu gestaltet. Fotos: WZ-Archiv, Historischer Cirkel, Trouboukis

Nicht geschimpft ist gelobt genug. So sagt man in Bayern. Geschimpft wird im Moment viel in Wolnzach: über die zahlreichen Sperrungen wegen etlicher Baustellen, über Sinn und Zweck der Innerorts-Neugestaltung, über zu viel Grau und zu wenig Grün, und – das vor allem – über viel zu wenige Parkplätze im Zentrum.



Gelobt wird kaum bis wenig, das schlug sich auch in der jüngsten Gemeinderatssitzung nieder: Denn da wurde der Beschluss, den man im März 2021 nach dem Vortrag der beiden Isek-Beiratssprecherinnen Petra Elender und Eva Trapp gefasst hatte, gekippt. Aber was genau wurde damals besprochen? Und welche Folgen hat das jetzt für die laufenden Arbeiten und vor allem für die bereits zugesagten Fördersummen?

Eine frohe Kunde hatte Bürgermeister Jens Machold (CSU) damals bei dieser Sondersitzung zur Innerortsgestaltung im März 2021 eingangs verkündet: Statt der erwarteten 60 werde es nun 80 Prozent Fördersumme für diesen „Bauabschnitt II“ geben, der durch mehr Platzcharakter die Aufenthaltsqualität im Zentrum deutlich steigern solle. Dass eben dies bereits am neu gestalteten Rathausplatz geschehen sei, hatte an diesem Abend übrigens Facharchitekt Ottmar Krix ausdrücklich gelobt: Der Rathausplatz sei gelungen und werde deutlich mehr genutzt.

Ein Mehr an Aufenthaltsqualität hatten sich auch die beiden Isek-Sprecherinnen gewünscht. Stichworte: Flanierqualität, barrierefreie Gestaltung, den Verkehr nicht ausklammern, aber bremsen und reduzieren, und dafür mehr Augenmerk auf Fußgänger und Radfahrer legen. Mehr Bänke und mehr Grün und – so hieß es damals – wo dieses nicht fest installiert werden könne, könne man auch an das Aufstellen von Pflanzgefäßen denken.

Ein Punkt, an dem sich jetzt jedoch die Geister schieden. Stattdessen hat der Gemeinderat nun mehrheitlich bestimmt, die Möglichkeiten zum Pflanzen „großer, schattenspendender Bäume“ – so lautete der Antrag der Grünen – prüfen zu lassen. Also alles zurück auf Anfang? „Nein“, erklärt dazu Bürgermeister Jens Machold (CSU). Vielmehr habe die Regierung von Oberbayern bereits verlauten lassen, dass das Pflanzen von Bäumen ausdrücklich nicht ausgeschlossen und deshalb auch „nicht förderschädlich“ sei, so Machold.

Die brennende und im Moment auch in der Bevölkerung heiß diskutierte Frage sei allerdings, wo und – im wahrsten Sinne des Wortes – in welchem Umfang solche Bäume gepflanzt werden könnten. Das müsse man im Vorfeld mit Fachleuten klären und Vorschläge erarbeiten, die dann nach Rücksprache mit der Pfarrgemeinde nochmals im Gemeinderat besprochen werden müssten, so der Rathauschef.

Dass große Bäume direkt auf dem Rathausplatz ihren Schatten spenden dürfen, das halte er aber für kompliziert – und zwar nicht nur räumlich: „Im Untergrund sind zahlreiche Leitungen verbaut“, so Machold. Sollte man hier „rangehen“ müssen, sei das machbar, aber eben kostenintensiv. All das solle mit Fachleuten geklärt und danach entschieden werden. Ein Zeitfenster sei hier noch nicht zu nennen.

Für die andere, ebenfalls heiß diskutierte Maßnahme gibt es dieses Zeitfenster sehr wohl: Die Pflasterarbeiten am Marktplatz schreiten sichtbar voran, spätestens im Dezember soll alles fertig sein. Seit neun Wochen ist der Abschnitt zwischen Preysing- und Klosterstraße gesperrt, das nervt manche ganz gewaltig. Dass darunter einige Geschäftsleute sind, damit wiederholt sich sozusagen die Geschichte. Denn Wolnzach machte in der Vergangenheit nicht nur immer wieder durch sein Pflaster Schlagzeilen. Beispiele: das uralte Schmählied „Z’Woiza hams a Pflaster kriagt“; in den 1970er Jahren, als das alte Kopfsteinpflaster im Zentrum herausgerissen und durch einen Asphaltbelag ersetzt wurde; in den 1990er Jahren, als der Asphaltbelag am Marienplatz gar nicht mehr gefiel und wieder durch Pflasterbelag ersetzt wurde; oder schließlich jetzt, wo zunächst der Rathaus-, dann der Kirchenvorplatz und jetzt auch der Marktplatz gepflastert wird.

Auch die Angst vor Parkplatzverlust scheint in Wolnzach tief verwurzelt: Wegen massiver Gegenwehr der Bevölkerung, die ihre asphaltierten Parkplätze behalten wollte, scheiterte die geplante Marienplatz-Neugestaltung Ende der 1980er Jahre; lediglich das Entfernen des mittlerweile als „hässlich“ empfundenen, jedoch Mitte der 1970er Jahre hoch gelobten Waschbeton-Springbrunnens an der Mariensäule (an dem sich die Kirchenverwaltung übrigens mit fünf Prozent der Kosten beteiligt hatte) hätte man sich noch vorstellen können.

Die Marienplatz-Pflasterung kam dann doch – und zwar inklusive Brunnen-Verschrottung im September 1990. Wieder begleitet von erheblichen Bedenken wegen der Sperrungen und der während der Bauphase nicht nutzbaren Parkplätze.

Nutzbar zum Abstellen von Autos während des Kirchenbesuchs ist derzeit der neue Kirchenvorplatz: Das Parken ist für ältere und gehbehinderte Menschen geduldet. „Wie soll das aber gehen, wenn hier jetzt vielleicht Bäume gepflanzt werden?“, fragte eine Betroffene bei unserer Zeitung an. Die Antwort darauf lässt auf sich warten, bis ein Pflanzkonzept vorliegt und entschieden wird, was wo machbar ist.

WZ