Beilngries
Zwischenbilanz in einem (weiteren) Ausnahme-Jahr

Was hat das Jahr 2022 bislang gebracht, was könnte es noch bringen?

01.07.2022 | Stand 22.09.2023, 21:40 Uhr

Endlich wieder Feierlichkeiten, diese Bilanz lässt sich nach dem ersten Halbjahr 2022 ziehen. Foto: F. Rieger

Beilngries – Der Blick in die Kristallkugel ist eine beliebte Beschäftigung zu Beginn des Jahres. Auch unsere Zeitung hat ihn Anfang 2022 wieder gewagt. Jetzt ist Halbzeit – und viele damals besonders wichtig erscheinende Themen und Projekte sind angesichts der weltpolitischen Eskalation beinahe in den Hintergrund gerückt. Zeit für eine Zwischenbilanz, mit Rück- und Ausblick.

Die unerwartete Eskalation: Ein Albtraum wird Realität. Krieg in Europa, angezettelt von Russland in der Ukraine. Und binnen kürzester Zeit verlieren Vorhaben, Projekte, Diskussionsthemen auch auf lokaler Beilngrieser Ebene – zumindest im Vergleich zu diesen schrecklichen Ereignissen – massiv an Bedeutung. Es sind bohrende Fragen nach Sicherheit, Möglichkeiten der Hilfe, Reaktionen auf explodierende Preise, die plötzlich den Alltag bestimmen. Beilngries beweist in den folgenden Monaten Herz: Es finden enorm erfolgreiche Spendenaktionen statt, insbesondere die katholische Pfarrei St. Walburga initiiert immer wieder emotionale Veranstaltungen mit Bezug zur Ukraine, es werden Kriegsflüchtlinge aufgenommen – und sowohl die Tafel als auch der Helferkreis für Flüchtlinge um die Nachbarschaftshilfe und die beiden Integrationsbeauftragten leisten großartige ehrenamtliche Arbeit. Doch die Fragen bleiben: Wie geht es weiter? Wie lange dauert dieser Krieg an? Welche Aufgaben werden sich noch stellen, um den geflüchteten Menschen einen möglichst würdigen Aufenthalt zu ermöglichen? Und, auch das gehört zur Gemengelage: Welche Belastungen wird die weltpolitische Krise noch für den Geldbeutel jedes einzelnen Bürgers mit sich bringen?

Die Finanzlage verschärft sich weiter: So recht mag man den gedanklichen Sprung hin zur Kommunalpolitik an dieser Stelle gar nicht vollziehen. Und doch sind es auch hier bewegte Monate, die das erste Halbjahr 2022 mit sich bringt. Und, da schließt sich der Kreis: Im Mittelpunkt stehen die kommunalen Finanzmittel – beziehungsweise das größer werdende Loch, das im Stadtsäckel klafft. Von einem Rekord-Schuldenstand zum Ende des Jahres 2021 (etwa 10,7 Millionen Euro) werden die Verbindlichkeiten heuer erneut auf ein neues Rekordniveau steigen, so der Haushaltsansatz – und zwar auf über 13 Millionen Euro. Es vergeht quasi keine Stadtratssitzung, in der nicht die Frage nach der finanziellen Machbarkeit einzelner Projekte aufkommt – und wenngleich alle Fraktionen den diesjährigen Haushalt absegnen, wird der Ton zwischendurch doch rauer, als CSU-Sprecher Johannes Regnath bei der Jahresversammlung der Christsozialen deutliche Kritik am Bürgermeister formuliert.

Es wird wieder gefeiert: Aus heutiger Sicht scheint es fast schon surreal – aber als das Jahr 2022 seinen Anfang nimmt, sind Themen wie Impfung, Masken, Veranstaltungsabsagen allgegenwärtig. Der weitere Verlauf der Corona-Pandemie stehe als dickes Fragezeichen über allem, so die damalige Prognose. Und dann? Es wird, teilweise enorm hohen Fallzahlen zum Trotz, ruhiger um den Themenkomplex. Die Krankheitsverläufe sind milder, die Maßnahmen werden stetig gelockert – und plötzlich wird wieder gefeiert. Ob nun große Vereinsfeste bei der Feuerwehr in Aschbuch oder den Almberg-Schützen in Irfersdorf oder den Fischern in Beilngries, der Florianstag in Litterzhofen oder auch kulturelle Veranstaltungen in der Bühler-Halle und andernorts: Das Leben in Gemeinschaft wird wieder gepflegt und die Gemeinde Beilngries erwacht erfreulich lebendig aus der langen Corona-Zwangspause. Und das soll nun bitte auch so bleiben, so die kollektive Hoffnung. Altstadtfest, Volksfest, Zwiebelmarkt – es steht noch so einiges auf der Veranstaltungs-Agenda.

Die Gemeinde wächst – und damit die Aufgaben: Früh im Jahr knackt Beilngries die 10000-Einwohner-Marke. Ein besonderer Moment, den man im Rathaus mit einem Geschenk- und Fototermin für den jungen „Jubiläums-Erdenbürger“ zelebriert. Aber nahezu zur selben Zeit zeigt sich im Stadtrat auch wieder einmal, welche Herausforderungen das rasante Bevölkerungswachstum des zurückliegenden Jahrzehnts für die Kommune mit sich bringt. Die Kinderbetreuungsplätze reichen für das Jahr 2022/23 schon wieder nicht, so die ernüchternde Feststellung – den millionenschweren Kindergartenbauten Franziskus und Sandkiste zum Trotz. Die Stadt muss zügig Lösungen zimmern. Und so wird im Frühjahr verkündet, dass ab dem kommenden Herbst der Franziskus-Altbau reaktiviert wird, um der hohen Anmeldezahlen Herr zu werden. Die Vorbereitungen laufen, auch ein neuer Name für diesen Übergangs-Kindergarten wird festgelegt: Kita im Sulzpark. Außerdem will man den Naturkindergarten aufstocken. Und auch eine Erweiterung des Paulushofener Kindergartens steht seit Längerem im Raum. Beschlossene Sache ist außerdem die Erweiterung der Grundschule – zwar noch nicht wie ursprünglich einmal kommuniziert ab dem frühen Herbst dieses Jahres, aber ab 2023 wird die große Maßnahme definitiv das Geschehen in der Stadt Beilngries prägen, sowohl aus baulicher als auch aus finanzieller Sicht.

Die große Umgestaltung des Beilngrieser Westens: Das zweite Großprojekt, das diese Wahlperiode bestimmt und weiterhin massiv prägen wird, ist die angestrebte Festplatz-Verlagerung. Hier soll es heuer tatsächlich auch aus baulicher Sicht schon etwas zu sehen geben. Bürgermeister Helmut Schloderer (BL/FW) hat kürzlich in einem DK-Gespräch den geplanten Erschließungsstart für den Sommer dieses Jahres bestätigt – bezogen auf den künftigen Festplatz samt Omnibusbahnhof, Parkplatz und Verkehrsübungs-/Freizeitfläche. Wie Letztere aussehen soll, ist seit der vergangenen Stadtratssitzung bekannt, Pumptrack-Anlage inklusive. Die dabei aufgekommenen Bedenken hinsichtlich der finanziellen Machbarkeit wurden mit dem Verweis auf potenzielle kreative Finanzierungsmodelle gekontert. Und so wird es spannend bleiben rund um diese Neugestaltung des Beilngrieser Westens – auch mit Blick auf die Wohnbebauung auf dem bisherigen Volksfestplatz. Sie kann erst dann beginnen, wenn der neue Festplatz zur Verfügung steht. Aber seine Planungs- und Diskussionsschatten wirft auch dieses Vorhaben bereits seit Längerem voraus.

DK