Im Alter von 90 Jahren
Trauer um ein Beilngrieser Original: Hermann Brand ist gestorben

13.01.2024 | Stand 13.01.2024, 21:24 Uhr

Wer Hermann Brand in seinem „Privatmuseum“ erleben und mit ihm plaudern durfte, wird diese Stunden sicher nie mehr vergessen. Im Alter von 90 Jahren ist das Beilngrieser Original Ende vergangener Woche gestorben. Foto: F. Rieger

Hermann Brand musste kein Bürgermeister sein, um Beilngries über die Jahrzehnte hinweg auf ganz besondere Weise zu prägen. Er war ein Original, ja vielmehr das Beilngrieser Original schlechthin. Im Alter von 90 Jahren ist er nun gestorben.



Um Hermann Brand trauern seine drei erwachsenen Kinder, die Enkelkinder – und neben der Familie auch unzählige Bekannte und Freunde, in Beilngries und ganz besonders auch in Burgeis.

Daheim im eigenen „Raritäten-Museum“



Ein Besuch daheim beim Brand Hermann, so herum ist der Name eigentlich richtig, dürfte vielen wohl lebendiger in Erinnerung geblieben sein als ein Rundgang in einem der großen Museen dieser Welt. Brand hatte sich in seinen eigenen vier Wänden im Laufe des Lebens ein persönliches „Privatmuseum“ aus Raritäten zusammengestellt.

Zu jedem Stück kannte er eine Geschichte, die den Zuhörer mal staunen, mal schmunzeln und mal herzhaft lachen ließ. Er wusste um den Wert der Dinge – nicht den monetären, sondern den wahren Wert, der in den Gegenständen und den Menschen, die damit zu tun hatten, steckt.

Was die Faszination des Brand Hermann ausmachte: Er ging mit all dem nicht hausieren, drängte sich niemandem auf. Wer Interesse hat, der kommt schon vorbei. „Aber gleich da an der Wohnzimmerglastür klopfen – bloß nicht an der Haustür klingeln, da mach ich eh nicht auf.“

„Jeder Tag wie Heiligabend“



Nichts an ihm wirkte aufgesetzt. Er war einfach immer er selbst, wenn man ihn traf. Konnte sich für alles begeistern, von der Stadtgeschichte bis zum Fußball. Nahm sich selbst nicht zu wichtig. Bewahrte sich die kindliche Freude am Leben. „Für mich ist jeder Tag wie Heiligabend. Ich stoße immer wieder auf Sachen, von denen ich schon gar nicht mehr wusste, dass ich sie habe. Das ist jedes Mal wie Bescherung“, sagte er unserer Zeitung vor wenigen Jahren bei einem Interview in seinem Raritäten-Reich, die geliebte selbst gedrehte Zigarette im Mundwinkel.

Wie er an all diese „Schätze“ gekommen sei, vom uralten Buch über ein prächtiges Gemälde an der Wand bis zum ulkigen Flaschenöffner? Solch standardisierte Reporter-Fragen waren Brands Sache eigentlich nicht. Und doch gab er eine geradezu poetische Antwort, mit der alles gesagt war: „Eine fliegende Krähe findet mehr als eine sitzende Krähe.“

Geflogen ist er, hat viel von der Welt gesehen – insbesondere während des Volkswirtschaftsstudiums. Aber: „Dahoam is dahoam“, sagte er ebenfalls bei jenem Interview. Und schließlich hatte er hier in Beilngries im heimischen Familienbetrieb Brand seine Aufgabe in verantwortlicher Position.

Herzensort Burgeis



Über all die Jahrzehnte geblieben ist die Liebe zu Burgeis, die in Studentenjahren entflammt war. Der Ort in Südtirol wurde für Brand zur Herzensangelegenheit. Und so war er der Begründer einer Freundschaft zwischen den Orten Beilngries und Burgeis, die inzwischen auch ganz offiziell per Partnerschaft besiegelt ist.

Urkunden, Festansprachen – das war freilich nicht Hermann Brands Welt. Ihm ging es um die Menschen. Bei einer gemeinsamen Busfahrt der Beilngrieser nach Burgeis lockte ihn das offizielle Ausflugsprogramm nur sehr bedingt. Stattdessen „verschwand“ er, suchte die Bauernhöfe auf und plauderte mit alten Bekannten.

„Ein herzensguter Mensch“



Welch hohe Meinung man in Burgeis von Brand hat, zeigte ein Brief, den ihm seine dortigen Freunde im vergangenen Herbst zum 90. Geburtstag durch unsere Zeitung übermittelten, als ein großer Besuch aus gesundheitlicher Sicht schon nicht mehr möglich war. „In Dir, lieber Hermann, haben wir einen herzensguten Menschen kennengelernt“, lautete ein zentraler Satz des Grußes.

Vergönnt war es Brand, vor einem knappen Jahr noch ein ganz besonderes Ereignis mitzuerleben. Im Zuge eines neu ins Leben gerufenen Schüleraustausches waren Jugendliche aus Burgeis in Beilngries. Im Haus des Gastes fand ein großer Festabend statt. Selbstverständlich wusste noch zu Beginn der Veranstaltung niemand genau, ob der Brand Hermann denn überhaupt kommen würde. Die Ansprachen schenkte er sich dann auch – aber plötzlich stand er doch im Raum, war schnell in Gespräche vertieft und sichtlich glücklich, dass sein großes Vermächtnis an Beilngries, nämlich die Freundschaft zu Burgeis, weiterleben wird.

rgf