Seltene Amphibie im Altmühltal entdeckt
Stark gefährdete Kreuzkröte siedelt sich im Steinbruchgebiet um Petersbuch und Erkertshofen an

01.03.2024 | Stand 01.03.2024, 8:30 Uhr
Reinhold Gerner

Ein Folientümpel zum Laichen der gefährdeten Kreuzkröte wird in Erkertshofen angelegt. Foto: Gerner

Warum ein Folientümpel mit Wasser befüllt wird, erklärt Naturpark-Ranger Manfred Bauer ganz einfach: „Wir schaffen gerade ein Ersatzhabitat vom Ersatzhabitat für Kreuzkröten.“

Es ist erfreulich, dass sich Kreuzkröten in den alten Steinbruchgebieten rund um Erkertshofen und Petersbuch bis hin nach Wintershof ansiedeln. Allerdings geht dies auf die Reduzierung des natürlichen Lebensraums dieser Amphibien zurück. Die originären Lieblingsplätze für die seltene Kröte sind eher Auenlandschaften und Tümpel, so Bauer. So weicht diese Krötenart sukzessive in für sie freundlichere Gebiete aus.

Eine Zufallsentdeckung war es, als sie bei einer Ortsbegehung in den Steinbrüchen um Petersbuch und Erkertshofen entdeckt wurde. Bauer und Kristin Appel, die ein Freiwilliges Ökologisches Jahr im Naturpark Altmühltal verbringt, nahmen sich danach verstärkt dieser Amphibie an. Appel hat sich auch maßgeblich für die Betreuung der Kreuzkröten und der Gewässer in ihrem FÖJ-Bildungsjahr verdient gemacht, lobt Bauer.

Die Biodiversitätsgemeinde Titting, mit Bürgermeister Andreas Brigl und der Fachbeauftragten Katharina Hinterhol-zinger an der Spitze, wissen um den Handlungsbedarf in ihrem kommunalen Umfeld, da die „Epidalea calamita“, so der lateinische Fachausdruck für die Kreuzkröte, auf der Roten Liste in Bayern unter „stark gefährdet“ steht. Für sie sollen in der Region Konzentrationspunkte geschaffen werden, die alle Grundvoraussetzungen für den Fortbestand der Kröten anbieten.

Da sie zum Laichen fischfreie Gewässer oder Tümpel bevorzugen, eignen sich beispielsweise auch tiefe Fahrspuren oder länger stehende Pfützen, die häufig in alten Steinbruchgebieten vorzufinden sind. Hier sind sogar die Fahrspuren ein wichtiger Aspekt, betont Bauer. Eine „biologische Rückeroberung“ der Landschaft sei hier durchaus als Begriff ansetzbar.

Neben dem Rückgang ihres natürlichen Lebensraums stellen auch Libellenlarven eine Gefährdung für den Laich dar, so der Ranger. Schon deshalb seien kaum noch Kreuzkröten in Gewässern mit Libellenanteil vorzufinden. Mit knapp drei Wochen hat sie ohnehin die kürzeste Entwicklungszeit aller heimischen Froschlurche. Später leben die Alttiere unter Steinen, Böschungen oder Felsspalten und dürfen sich auf eine Lebenserwartung von bis zu sieben Jahren bei günstigen Lebensverhältnissen freuen.

Deshalb wurde in den letzten Tagen nun auch extra ein Folientümpel bei Erkertshofen angelegt, um den Kröten einen stabilen Laichplatz anzubieten, der, bedingt durch einen stillgelegten Steinbruchbetrieb, ein Wasserreservoir besitzt.

Michael Schielein aus Petersbuch wird sich ehrenamtlich um die Wasserversorgung des angelegten Folientümpels kümmern und auch danach die Entwicklung des Laichs im Blick behalten. Im Beisein des Sachgebietsleiters der Unteren Naturschutzbehörde, Uwe Sachser, wurde am Folientümpel außerdem ein Hinweisschild des Naturparks installiert, um auf diesen besonderen Ersatzlebensraum der Kreuzkröten aufmerksam zu machen und gleichzeitig einen verantwortungsvollen Umgang anzumahnen.

rdg