Olympische Spiele in neuer Rolle?
Pförringer Ex-Judoka und Tokio-Held Sebastian Seidl hat als Assistenz-Bundestrainer Großes vor

03.05.2024 | Stand 03.05.2024, 10:15 Uhr

Seit 1. März offiziell als Assistenz-Bundestrainer für den Deutschen Judo-Bund unterwegs: Sebastian Seidl. Foto: Lorraine Hoffmann

Vor drei Jahren hat sich Sebastian Seidl seinen Lebenstraum als Judoka erfüllt, mit Team-Bronze im Gepäck kehrte der gebürtige Pförringer von den Olympischen Spielen in Tokio zurück. Derzeit richtet sich sein Fokus erneut auf Olympia. Die Spiele 2024 in Paris könnten seine ersten als Verantwortlicher neben der Matte werden.

Anfang des Jahres hatte Seidl seine aktive Karriere für beendet erklärt. Die Frage, die ihn zuletzt also umtrieb, lautet: Wie geht es jetzt weiter? Dass er nun in Dachau als Ausbilder bei der Spitzensportfördergruppe der bayerischen Bereitschaftspolizei Top-Athleten betreut, war abzusehen. Immerhin hatte der heute 33-Jährige einst selbst als einer der ersten Sportler überhaupt dieses Programm durchlaufen.

Doch das reicht dem ehrgeizigen Ex-Leistungssportler nicht, weshalb er sich über eineinhalb Jahre hinweg zudem um ein Engagement beim Deutschen Judo-Bund bemüht hat – mit Erfolg. „Seit 1. März gilt offiziell mein Vertrag als Assistenz-Bundestrainer Herren.“ Konkret bedeutet das: „28 Stunden pro Woche Polizeiarbeit, die restlichen 30 Prozent Judo-Trainer.“ Seidl zufolge alles andere als eine Selbstverständlichkeit: „Ich war einer der ersten Athleten im Spitzensportförderprogramm und bin jetzt der erste, der auch eine Bundestrainer-Stelle hat. So schließt sich ein toller Kreis.“

Für seinen Einstieg ins Trainer-Geschäft hat sich der Pförringer, der in München wohnt, gleich ein „Wahnsinns-Jahr“ ausgesucht. Vergangene Woche weilte er mit der Nationalmannschaft bei der EM in Zagreb (Kroatien), wo sich seine Schützlinge Mixed-Bronze erkämpfen konnten. „Wir haben uns riesig gefreut, das war nicht zu erwarten“, sagt Seidl.

Und die Olympischen Spiele in Paris (26. Juli bis 11. August) werfen sowieso längst ihre Schatten voraus, sind omnipräsent. Sowohl bei seinen deutschen Judokas als auch den bayerischen Spitzensportlern bei der Polizei, denen Seidl Unterricht erteilt. Kanu-Slalom-Weltmeister Sideris Tasiadis etwa hat sich erst vor wenigen Tagen seine dritte Olympia-Teilnahme gesichert.

Ob Seidl die Spiele in Frankreich aber in seiner Funktion als Assistenz-Bundestrainer erleben wird, ist derzeit noch unklar und hängt stark davon ab, wie viele deutsche Judo-Männer sich ein Ticket sichern. Die letzte Chance dazu bietet sich seinen Schützlingen vom 17. bis 25 Mai bei der WM in Abu Dhabi (Vereinigte Arabische Emirate). Was indes sehr wohl feststeht: „Wenn es beruflich nicht klappt, werde ich eben privat anreisen.“

DK