Steinsdorf
Menschen begeistern, Menschen helfen

Pfarrvikar Thomas Arokiasamy hat sich nach einem Jahr im Pfarrverband bestens eingelebt

30.09.2022 | Stand 30.09.2022, 16:38 Uhr

Seit einem Jahr wirkt Pfarrvikar Thomas Arokiasamy nun im Pfarrverband Altmannstein. Der 39-Jährige wohnt im Pfarrhof in Steinsdorf, zu den Gottesdiensten in die St.-Martins-Kirche hat er es also nicht weit. Foto: K. Schmied

Von Kathrin Schmied

Steinsdorf – „To light and to lead“ hat sich Thomas Arokiasamy zum Leitspruch für sein geistliches Wirken gewählt. Frei übersetzt möchte er also die Menschen begeistern, sie mitreißen, ihnen einen Leitfaden für ihren Glauben an die Hand geben. „In gute Bahnen leiten“, nennt der 39-Jährige einen weiteren Punkt – und diesen vor allem mit Blick auf seine indische Heimat. Seit nun einem Jahr ist er als Pfarrvikar im Pfarrverband Altmannstein tätig.

Häuslich eingerichtet hat sich Pfarrvikar Thomas wie sein Vorgänger John Joseph im Steinsdorfer Pfarrhof. Weil dort auch das Pfarrbüro untergebracht ist, ist der Draht zu den Mitarbeiterinnen denkbar kurz. Überhaupt ist der Geistliche überaus angetan von der Zusammenarbeit der verschiedenen kirchlichen Gremien im Pfarrverband. „Alle unterstützen uns super, unter der Leitung von Pfarrer Wolfgang Stowasser läuft alles gut“, betont der Pfarrvikar – und verrät: „Viele Dinge, die es hier gibt, sind für mich ganz neu.“

„Wallfahrten sind schöne Traditionen“

Zum Beispiel? „Die Bruderschaften. Die Landjugenden. Und die vielen Bräuche, die lerne ich gerne“, erzählt er. Hier denke er an die in unseren Gefilden teils über Jahrzehnte und Jahrhunderte etablierten Wallfahrten nach Mindelstetten oder Bettbrunn: „Das sind schöne Traditionen.“ Und was macht sein Bairisch? Pfarrvikar Thomas lacht. „Ich verstehe nicht jedes Wort, aber ich verstehe, über was die Leute sich unterhalten“, erklärt er. Wenn jemand mit ihm spreche, dann sowieso nicht in breitestem Dialekt. Die Sprache sei zwar eine gewisse Grenze, aber eine, die den Geistlichen nicht zurückhält.

Deutsch hat der 39-Jährige daheim in Indien gelernt. Thomas Arokiasamy kommt aus der Gemeinde Vadalur im südindischen Bundesstaat Tamil Nadu. Aufgewachsen ist er als zweitjüngstes Kind mit vier Brüdern und drei Schwestern. Seine Eltern seien sehr gläubig gewesen, die Familie war jeden Tag in der Früh beim Gottesdienst, der Pfarrvikar brachte sich in jungen Jahren als Ministrant und Oberministrant ins kirchliche Leben ein. Eine seiner Schwestern sei Nonne und wirke in Afrika. Er selbst sei 2010 zum Priester geweiht worden und im Jahr 2015 nach Deutschland gekommen. Vor seinem Wechsel in den Pfarrverband war er sechs Jahre lang in der Gemeinde Kümmersbruck (Landkreis Amberg-Sulzbach) tätig.

An seiner jetzigen Wirkungsstätte gefalle es ihm sehr gut. Gerade am Anfang sei einfach alles neu gewesen. „Ich habe versucht, reinzukommen, und habe es geschafft. Da bin ich auch Pater Matthäus aus Pondorf dankbar, der mir dabei geholfen hat.“ Zu Beginn prägte auch Corona das Leben mehr, als es mittlerweile der Fall ist. „Die Leute haben in der Kirche Maske getragen, da war es für mich schwierig, jemanden zu erkennen. Aber jetzt sehe ich ja die Gesichter“, sagt er. „Die Leute hier sind sehr nett und liebevoll. Und ich denke, sie sind auch mit mir zufrieden.“

Angesichts der Größe des Pfarrverbands können die Pfarrer nicht alles alleine machen. „Aber hier machen alle Leute mit, feiern etwa die Wortgottesdienste eigenständig. Die Zusammenarbeit mit dem Team ist toll, sie sind alle sehr fleißig und planen sehr gut“, antwortet er auf die Frage, was in der Marktgemeinde besonders schön sei.

In der Heimat helfen als Herzensangelegenheit

To light and to lead: Ein wenig heller machen möchte Pater Thomas Arokiasamy auch das Leben derer in seiner Heimat. Dort betreut er verschiedene Projekte. „Bildung ist das Entzünden einer Flamme, nicht das Füllen eines Gefäßes“, zitiert der 39-Jährige den griechischen Philosophen Sokrates an dieser Stelle. Viele Menschen in Indien seien sehr arm, sehr viele Kinder hätten wenig Chancen, in die Schule zu gehen, gerade die Waisen, Halbwaisen oder Mädchen und Buben aus den Volksstämmen. „Sie sollen eine gute Zukunft haben. Und Bildung bringt viel Veränderung im Dorf“, weiß der Geistliche. Wie ein Lauffeuer kann das auf die nachfolgenden Generationen übergreifen, hofft der Pfarrvikar: „Denn sie erziehen ihre Kinder wieder.“

Darum ist es ihm eine Herzensangelegenheit, die Kinder, die Familie, auch Freunde und Bekannte finanziell zu unterstützen, um ihnen Wege heraus aus der Armut zu eröffnen. Ihm selbst sei bei seiner Ausbildung zum Priester unter die Arme gegriffen worden, jetzt tut er das bei drei Seminaristen ebenfalls – unter anderem.

Im Jahr 2017 habe er in Kümmersbruck angefangen, für diese Projekte Spenden zu sammeln. Helfen konnte er so nach einem Hochwasser im vergangenen Jahr, in der Corona-Zeit in Zusammenarbeit mit dem Heimatpfarrer oder durch die Übernahme der Gebühr sowie der Kosten für Uniform und Bücher, wenn Kinder eine Privatschule besuchen wollen. Nach Rücksprache mit Pfarrer Stowasser wolle er nun im Pfarrverband damit fortfahren.

Den Leuten etwas von Gott geben, das versteht Pfarrvikar Thomas als seinen Auftrag. Diese Prämisse leitet ihn auch beim Schreiben von Predigten. „Die Leute kommen mit vielen Gedanken oder auch Problemen in die Kirche, ich versuche, sie durch die Predigt zu trösten und ihnen Mut zu machen für die Woche.“ Und wenn er mal nicht in der Kirche ist? Nun, Pfarrvikar Thomas war schon beim Bergwandern und im Fußballstadion, wie er mit einem Lachen verrät. Auch in dieser Hinsicht ist er also im Pfarrverband schon voll angekommen.

Wer die Projekte von Pfarrvikar Thomas Arokiasamy unterstützen möchte, kann dies über die Raiffeisenbank Kreis Kelheim über das Konto mit der IBAN DE87 7506 9014 0005 2002 53 tun.

DK