600 Jahre Leonhardi-Ritt
Meilenhofen: Große Feier zum Leonhardi-Jubiläum mit Bischof Gregor Maria Hanke

02.11.2022 | Stand 22.09.2023, 3:50 Uhr
Hans-Peter Gabler

Der Leonhardi-Ritt hat in Meilenhofen bereits eine jahrhundertealte Tradition. Fotos: Ettle, Graf, Gabler (Archiv)

Von Hans-Peter Gabler

Meilenhofen – Ein bedeutsames Jubiläum feiert die Pfarrgemeinde Meilenhofen-Zell am Sonntag, 6. November. Seit 1422 fand in der Gemeinde ein Leonhardi-Ritt statt, 1976 wurde er nach längerer Unterbrechung wiederbelebt. Heuer jährt er sich zum 600. Mal. Damit gilt der Ritt, der seit nunmehr 30 Jahren von Andreas Spreng organisiert wird, wohl als einer der ältesten, wenn nicht der älteste in Bayern.

Die größte Leonhardi-Fahrt im Freistaat findet in Bad Tölz statt, sie geht auf das 17. Jahrhundert zurück. Der Ritt in Kreuth am Tegernsee datiert in seinen Ursprüngen in das Jahr 1442, in Meilenhofen wird er 1422 erstmals urkundlich erwähnt. Wie der Chronist berichtet, liegt der eigentliche Ursprung in der Filiale Zell. „Es ist hier ein Kirchlein zu Ehren des heiligen Leonhard, zu dessen Bildnissen unendlich viel gewallt wurde“, heißt es. Und weiter: „Die Wallfahrer trugen dabei eiserne Ketten und nicht selten geschahen wunderbare Erhörungen.“

Bereits 1520 stand eine spätgotische Figur des heiligen Leonhard, des zweiten Kirchenpatrons, auf dem rechten Seitenaltar der Meilenhofener Kirche. Das 18. Jahrhundert war wohl die Blütezeit der Wallfahrt. Damals wurden bereits die ersten Pferderennen abgehalten. 1770 erhielt die Pfarrei eine Leonhardi-Reliquie aus Rom, deren Echtheit durch Urkunde bestätigt war. Sie wurde in Eichstätt für 20 Gulden gefasst. Trotz eines Verbotes durch die königliche Regierung Anfang des 19. Jahrhunderts hatten sich die Wallfahrten in Meilenhofen erhalten.

1913 wird in der Gemeindechronik berichtet, dass nach dem Gottesdienst in feierlicher Prozession der Leonhardspartikel von der Kirche aus dem Ort getragen wurde und dabei das an die Schutter getriebene Vieh und die auf der Wiese aufgestellten Pferde viermal gesegnet wurden. 1955 fand die Tradition ein vorläufiges Ende, wohl auch weil seitdem Pferde in der Landwirtschaft immer seltener eingesetzt wurden. 1976 wurde der Ritt durch den Verein für Heimatpflege im Schuttergäu unter dem Vorsitz des inzwischen gestorbenen Kreisheimatpflegers Wunibald Iser wieder zum Leben erweckt; seither finden die Prozessionen im Ort mit Segnung der Tiere wieder regelmäßig statt – mit wachsender Beteiligung. Waren es 1976 nur 20 Pferde, so vermeldete beispielsweise der EICHSTÄTTER KURIER 2007 fast 80 Pferde samt Reiter und acht Wagen, teilweise vierspännig.

1987 hatte im Anschluss an den Ritt nach längerer Pause wieder ein Pferderennen stattgefunden, das 2010 durch einen Geschicklichkeits-Parcours für Pferd und Reiter ersetzt wurde. Trotz der Corona-Pandemie gab es 2020 und 2021 keine Unterbrechung. Den Umständen entsprechend fand der Ritt allerdings nur in eingeschränkter Form statt. Nun steht mit hohem Besuch die Jubiläumsfeier an: Bischof Gregor Maria Hanke feiert die Festmesse um 9.30 Uhr. Bereits um 9 Uhr spielt die Meilenhofener Blasmusik ein Standkonzert. Der Chor des Collegium Orientale gestaltet die Messe musikalisch mit. Nach der Eucharistiefeier tragen sich die Ehrengäste in das Goldene Buch der Marktgemeinde Nassenfels ein.

Anschließend ziehen die Reiter und Gespanne zur Segnung am Kirchplatz ein und in einer Prozession nach Zell und zurück. Am Kirchplatz werden das geweihte Brot und Salz an die Reiter und Kutscher verteilt. Zum Jubiläum gibt es außerdem eine Erinnerungsrosette. Für alle Teilnehmer besteht die Möglichkeit zur Verehrung der Leonhardi-Reliquie. Der weltliche Teil des Festes schließt sich mit dem Geschicklichkeits-Parcours für Pferd und Reiter auf den Schutterwiesen an.

Viel Geschick braucht auch der Deutsche Meister im Holzrücken, Reinhard Hundsdorfer aus Denkendorf. Er zeigt mit seinen Kaltblütern das Holzrücken mit Pferden. Rechtzeitig zum Jubiläum wurde vor einigen Wochen der neu gestaltete Kirchplatz gesegnet – mit einer Figur des heiligen Leonhard. Die Gestaltung trägt die Handschrift des Eichstätter Bildhauers Rupert Fieger. Für die Stärkung der Besucher gibt es einen Verpflegungsstand. Eine 16-seitige Festschrift und eine gestaltete Tasse können zur Erinnerung gegen eine Spende erworben werden.

EK