Beilngries
Martinsfeiern an den Beilngrieser Kindertagesstätten: Mit prächtigen Laternen und glänzenden Augen

Aktionen zu St. Martin begeistern die Mädchen und Buben

11.11.2022 | Stand 21.09.2023, 5:12 Uhr

Mit viel Herzblut hatte man sich am Kindergarten Sandkiste auf den besonderen Tag vorbereitet. Foto: Adam

Von Regine Adam

Beilngries – Die Kleinen der Beilngrieser Kindertagesstätten wissen Bescheid: St. Martin, der hat sein scharfes Schwert genommen und damit seinen Mantel auseinandergeschnitten. Die eine Hälfte des Mantels hat er einem Bettler geschenkt. Martin konnte gut reiten und hatte ein eigenes Pferd. An seinem Namenstag dürfen wir mit Laternenlichtern spazieren gehen. Er war ein guter Mensch und hatte viel Mitleid. Oder auch: Er war irgendwann mal, vor „bestimmt mehr als 100 Jahren“, ein Bischof.

Die für eine Vierjährige unvorstellbar lange Zeit von „bestimmt mehr als 100 Jahren“ muss zwar deutlich erweitert werden, aber alle Antworten zeigen: Die Kindergartenkinder haben in den vergangenen Tagen viel von St. Martin erfahren. Ihre Erzieherinnen konnten anhand seiner Geschichte die wichtige Botschaft vom Teilen eindringlich und doch kindgerecht verständlich erzählen. Überall wurden Laternen gebastelt, Lieder gesungen und sogar ein Musical geprobt – und nun war es endlich so weit: Eltern, Großeltern, Geschwister und Freunde waren eingeladen, mit den Kindern in den Kindergärten das Martinsfest zu feiern.

Im Schutzengelkindergarten kam der Heilige sogar schon am Donnerstagvormittag vorbei, „hoch zu Ross“, auf einem niedlichen Pony, das an allen anderen Tagen beim Reit- und Fahrverein Beilngries seine Heimat hat und auf den Namen Firlefanz hört. Im Naturkindergarten gab es ebenfalls am Donnerstag schon eine Feier: Nach einem Lichtertanz- und Lichterzug zu Ehren von St. Martin wurden am Lagerfeuer Würstl gegrillt und die wunderbare Atmosphäre im dämmerigen Wald ließ die Geschichte von St. Martin gleich noch ein Stück weit eindringlicher wirken. Im Kindergarten Sandkiste schaute ebenfalls Firlefanz mit St. Martin vorbei – und die Kleinen führten am Freitagabend zu Ehren des Heiligen ein Musical auf, für das sie wochenlang Lieder und Texte geprobt hatten. In der neuen städtischen Kita im Sulzpark kam St. Martin ebenfalls zu Besuch – er ritt zur Freude der Mädchen und Buben durch den Park und alle winkten ihm begeistert zu, nachdem sie zuvor schon ein Lichterfrühstück genossen hatten. Und strahlende Kinderaugen gab es auch in der Kindertagesstätte St. Franziskus. Höhepunkt war der Laternenzug zum Kurpark beim Seniorenzentrum samt Lichtertanz am frühen Freitagabend.

All diese Aktionen, begleitet von sehr vielen stolzen Eltern, ließen den Tag für die Kleinen in den Beilngrieser Kindertagesstätten wieder einmal zu einem Höhepunkt im Kindergartenjahr werden.

DIE LEGENDE EINES BESONDEREN MANNES

Der heilige Martin hieß eigentlich Martin von Tours und lebte von 316 bis 397 im römischen Reich. Sein Vater war Offizier und deshalb musste auch Martin zum Militär, obwohl er dazu wenig Ambitionen hatte. An einem eisigen Tag im Winter traf er auf einen armen Mann, der keine Kleider hatte und erbärmlich fror. Als der Bettler Martin um Hilfe bat, nahm dieser kurzerhand seinen Mantel, teilte ihn in der Mitte mit dem Schwert und gab dem Bettler eine Hälfte davon. Für diese gute Tat wird Martin heute noch verehrt. Und auch damals veränderte sich sein Leben, denn in der Nacht erschien ihm Jesus im Traum und dankte ihm. Martin ließ sich daraufhin taufen, trat aus dem Militär aus und wurde Priester. Lange lebte er in einem Kloster ein einfaches Leben und wurde als Ratgeber und Nothelfer bekannt. Als ein neuer Bischof von Tours gesucht wurde, waren sich die Menschen schnell einig, dass es Martin werden sollte. Der aber wollte diese Aufgabe aus Respekt vor dem hohen Amt nicht übernehmen.

Wie es dazu kam, dass Martin doch zum Bischof geweiht wurde, erzählen gleich zwei Legenden: Einmal ist die Rede davon, dass sich der bescheidene Martin in einem Gänsestall verstecken wollte, bis die Bürger jemand anderen zum Bischof gewählt hätten. Doch das laute Geschnatter der Tiere war unüberhörbar und Martin schnell entdeckt. Die Martinsgans soll angeblich an dieses Ereignis erinnern, wobei wohl auch einen guten Anteil an dem festlichen Schmaus hat, dass am Martinstag wichtiger Zahltag war auf Bauernhöfen. Es wurden Löhne gezahlt und Zinsen, die früher oftmals in Naturalien beglichen wurden – wie auch mit Gänsen. Damit diese nicht durch den Winter gefüttert werden mussten und als letztes Festmahl vor der vorweihnachtlichen Fastenzeit gab es am Martinstag Gänsebraten.

Die zweite Legende charakterisiert St. Martin wohl noch deutlicher: Er wartete auch hier in seinem Versteck, weil er das hohe Amt nicht übernehmen wollte. Die Bürger aber schickten jemand zu ihm, der wusste, wo Martin war, und ließen ihn von seiner sterbenskranken Frau erzählen, die noch einmal mit Martin sprechen möchte. Der überlegte nicht lange, verließ das Versteck, um sofort zu helfen – und wurde zum Bischof gewählt.

Gestorben ist der heilige Martin am 8. November 397 in Candes bei Tours im heutigen Frankreich. Beerdigt wurde er am 11. November, dem Tag, an dem wir auch heute noch seiner gedenken.

Bleibt nur noch die Frage, warum es eigentlich Laternenzüge am Martinstag gibt? Eine Erklärung liegt nahe: Der fromme Mann brachte durch seine guten Taten viel Licht in dunkle Zeiten. Darum erinnern sich die Menschen bis heute mit Laternen-Umzügen an ihn. Und jedes Kind kennt einen weiteren Grund: Es macht einfach riesig Spaß, mit der leuchtenden Laterne in der Hand singend durch die Dunkelheit zu marschieren.