Die Wälder so zukunftsfähig aufstellen, damit sie dem Klimawandel trotzen können – das ist eine der großen Aufgaben, der sich die Gesellschaft zwangsläufig stellen muss. Ein Modellprojekt, das gerne als Blaupause dienen soll für weitere Aufforstungen dieser Art, entsteht aktuell in Beilngries.
Der Rotary Club Beilngries-Altmühljura pflanzt gemeinsam mit dem Forstrevier Biberbach einen Klimawald. Zur offiziellen Auftaktveranstaltung traf man sich am Samstagvormittag.
Eine ganze Reihe von Rotary-Mitgliedern hatte sich voller Tatendrang bei dem Waldstück eingefunden, um den Startschuss zu geben für das Projekt. Ebenfalls mit dabei waren Thomas Mathes, Abteilungsleiter Forsten im AELF Ingolstadt-Pfaffenhofen, der scheidende Förster des Forstreviers Biberbach Jakob Hiller sowie dessen vorläufiger Nachfolger Benedikt Siegel und darüber hinaus der Beilngrieser Bürgermeister Helmut Schloderer (BL/FW).
„Packen wir es an“, sagte Rotary-Präsidentin Julia Alptekin nach der Begrüßung, bei der sie allen Beteiligten für das gemeinsame Engagement gedankt hatte.
Hitze und Trockenheit anpassen
Entstehen soll der Klimawald auf einer 0,5 Hektar großen Fläche des Beilngrieser Stadtwalds, die sich ganz grob oberhalb der Gösselthaler Kanalbrücke im Hang Richtung Oberndorf verorten lässt. Es handelt sich um eine „Kampfzone“, wie es Fachmann Mathes ausdrückte – exponierte Hanglage, im Sommer extreme Sonneneinstrahlung. Hier vollziehe sich der klimabedingte Wandel des Waldes als Erstes.
In dem Gemeinschaftsprojekt wird die Schadfläche nun wieder aufgeforstet – und zwar so, dass der Forst mit den künftig zu erwartenden noch heftigeren Hitze- und Trockenperioden möglichst gut zurechtkommt.
Den Forst „klimatolerant“ umbauen
Wie funktioniert aber nun ein solcher Aufbau „klimatoleranter Wälder“? Wie zu erfahren ist, gehe es darum, die Palette der heimischen Baumarten zu nutzen, dabei auch alternative Baumarten in angemessenem Umfang zu beteiligen, mehrere klimarobuste Baumarten auf der gleichen Fläche zu verwenden – und dabei auf bis dato vorliegende, möglichst gesicherte Erkenntnisse zurückzugreifen. So weit die Theorie.
In der Praxis kommen beim Rotary-Klimawald 1350 Pflanzen zum Einsatz – 300-mal Traubeneiche, 175-mal Elsbeere, 175-mal Speierling, 175-mal Feldahorn, 175-mal Vogelkirsche, 50-mal Rotbuche, 100-mal Hainbuche/Weißbuche, 100-mal Sommerlinde und als Beimischung je 25-mal Wildbirne, heimische Eibe, französischer Ahorn und Mehlbeere.
Die Gesamtkosten für das Projekt (ohne Arbeitskosten Pflanzung), zu dem auch ein Schutzzaun gehört, liegen bei rund 6400 Euro. Der Rotary Club finanziert dabei die Beschaffung der Pflanzen sowie die Errichtung des Zauns (Material- und Arbeitskosten). Außerdem brachten die Mitglieder am Samstag die ersten Pflanzen selbst aus. Der Rest der Anpflanzung wird vom Forstrevier vorgenommen.
Bürgermeister lobt die Initiative
Bürgermeister Schloderer zeigte sich erfreut, dass ein solch zukunftsweisendes Projekt im Beilngrieser Stadtwald angegangen wird. Der Klimawandel mit seinen Herausforderungen sei allgegenwärtig. „Wenn man genau hinsieht, sieht man das inzwischen auch in unserer Region ganz häufig.“ Experten würden inzwischen die Meinung vertreten, dass sich die Durchschnittstemperatur um bis zu vier Grad erhöhen könnte. Darauf müsse man die Wälder „vorbereiten“. Schließlich sei man es auch den künftigen Generationen schuldig, dass diese noch einen „klimagerechten Wald“ vorfinden.
Dass es sich dabei nicht um einen Sprint, sondern eher um einen Marathon handeln wird, erläuterte Mathes. „Wir müssen dran bleiben.“ Man gehe davon aus, einige Varianten bei der Hand zu haben, wie man den Forst fit für die Zukunft bekommt – und das sei auch eine „Herzensangelegenheit“. „Wir freuen uns, das für den Beilngrieser Stadtwald gestalten zu können.“
Das Ziel: Blaupause für weitere Projekte
Nicht minder froh zeigte sich Rotary-Präsidentin Julia Alptekin, dass man dieses Vorhaben, das einen langen Planungs- und Vorbereitungsvorlauf hatte, nun in die Tat umsetzen könne. „Der Rotary Club Beilngries-Altmühljura möchte hier ein klares Zeichen setzen und mit diesem Klimawald eine Blaupause für weitere mögliche Aufforstungsprojekte in der Region schaffen.“
rgf
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