Welterbe-Steine aus Solnhofen
International Union of Geological Sciences übergibt Auszeichnung im Bürgermeister-Müller-Museum

16.04.2024 | Stand 16.04.2024, 5:00 Uhr

Freuen sich über die Auszeichnung (v. l.): Bürgermeister Tobias Eberle (Solnhofen), Bürgermeisterin Kristina Becker (Treuchtlingen), Anette Ritter-Höll (Ritter Stone GmbH) und Angela Ehling (Berlin). Foto: Ritter-Höll

Im Rahmen einer Eröffnungsfeier für die Jahresausstellung „Geo-Welterbestätte Solnhofen“ im Bürgermeister-Müller-Museum in Solnhofen wurden die Urkunden der International Union of Geological Sciences (IGUS) feierlich übergeben. Der Solnhofener Plattenkalk und der Jura-Kalkstein sind von der IUGS zu Welterbe-Steinen ernannt worden. Dem vorausgegangen war ein langwieriger Prozess, in dem jeweils die Bedeutung beider Naturwerksteine in zwei Artikeln nachgewiesen werden musste. Das Recherchieren und Schreiben nach vorgegebenen Kriterien erfolgte in Kooperation zwischen der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe Berlin (Angela Ehling) und Ritter Stone GmbH Feldafing (Anette Ritter-Höll).

Nach Ansicht der IUGS sind die Kriterien zur Erhebung als Welterbe-Steine erfüllt: Der Solnhofer Plattenkalk erstreckt sich von Langenaltheim, Mörnsheim, Solnhofen, Eichstätt bis Zandt. Für die Nutzung sind die hell klingenden Flinze bedeutsam – hier ist die Flinzdicke jedoch unterschiedlich. Nur in wenigen Steinbrüchen kommen die bis zu 32 Zentimeter dicken Flinze vor, die Grundlage für die Herstellung der Lithografiesteine sind. Nur in Mörnsheim gibt es zudem die begehrten blauen Steine, die mit den üblichen gelben Steinen im Schachbrettmuster als Böden gelegt wurden.

Neben der Lithographie wurde der Stein verwendet in Kirchen als Böden, Dacheindeckungen oder für die Reliefkunst. In Mörnsheim und anderen Ortschaften waren rund 90 Prozent der Dächer mit Solnhofer Platten bedeckt. Der Allgemeinheit dürfte der Stein bekannt sein durch den Archaeopteryx, wovon der erste in Langenaltheim gefunden wurde. Andere Fossilien können in öffentlich zugänglichen Steinbrüchen (Sammlersteinbruch) gefunden werden. Der Jura-Kalkstein ist von Rehlingen im Westen über Treuchtlingen, Dietfurt, Weißenburg, Pappenheim bis nach Petersbuch, Pollenfeld, Kaldorf im Osten aufgeschlossen. Der genaue Beginn der Abbaue steht nicht fest, gesichert ist die Verwendung jedoch für den Limes der Römer und für die Willibaldsburg in Eichstätt (1351 bis 1365). Auch der Pappenheimer Altar im Dom zu Eichstätt (1495) wurde aus der Schicht 7 des Jura-Kalksteins errichtet. Heute ist der Jura-Kalkstein unter anderem am neuen Flughafen in Berlin und an Fassaden weltweit verbaut.

In ihren Grußworten im Beisein der beiden Landtagsabgeordneten Hauber und Schnotz, von Vertretern der Industrie und der umliegenden Museen unterstrichen sowohl der Bürgermeister der Gemeinde Solnhofen, Tobias Eberle, als auch der Weißenburg-Gunzenhausener Landrat Manuel Westphal (CSU) die Bedeutung der nun neu gekürten Steine. Valentina Rosina, die Nachfolgerin des kürzlich gestorbenen Leiters des Museums Martin Röper, würdigte in ihrer Rede die Leistungen ihres Vorgängers und hob den Stellenwert der neuen Ausstellung hervor, die bis 3. November dauern wird. Eberle nutzte die Gelegenheit, um an die finanzielle Verantwortung des Freistaats Bayern zur Wahrung des kulturellen Erbes zu erinnern.

Die feierliche Übergabe der Urkunden an die Bürgermeister von Treuchtlingen, Kristina Becker, und Solnhofen, Eberle, erfolgte durch Angela Ehling und Anette Ritter-Höll.

EK