Protokoll aus dem Ansbacher Archiv
In Solnhofen soll im 18. Jahrhundert ein Hase Eier gelegt haben

30.03.2023 | Stand 17.09.2023, 0:14 Uhr
Rudolf Hager

Eine alte Ansicht von Solnhofen – dort, wo der Osterhase seine Heimat haben soll. Foto: Archiv Hager

Wer heute von Solnhofen spricht, denkt zunächst an die dortige Steinindustrie, die Entdeckung des Urvogels und die Erfindung der Lithografie. Kaum jemandem dürfte bekannt sein, dass Solnhofen auch als die Heimat des Eier legenden Osterhasen gilt.

Angeblich erstmals erwähnt hat den Brauch des Osternest Suchens zwar der Mediziner Georg Franck von Franckenau. 1882 beschreibt er, dass „Meister Lampe“ in bestimmten deutschen Regionen bunte Eier versteckt. Im Laufe des 19. Jahrhunderts taucht der Hase dann überall auf – manchmal auch in Gestalt des Kuckucks, des Huhns oder des Fuchses, heute vor allem als goldener Schokoladenhase. Ein Protokoll vom 28. Juli 1758, das sich im Ansbacher Archiv befinden soll, berichtet allerdings schon früher über den sonderbaren Vorfall, dass nämlich in Solnhofen ein Hase Eier gelegt haben soll.

Größe eines Hühnereis



Darin heißt es: Es war bereits 1755, als der 62 Jahre alte Förster Friedrich Fuhrmann aus Solnhofen mit seiner Frau, die aus Langenaltheim stammte, zur dortigen Kirchweih ging. Bei einer Eiche in der Flur Haart fing er eine kleine Häsin, die er mit nach Hause nahm. Mit Samen und Getreide zog er sie auf, bis sie so groß wie andere Hasen war. Im März des folgenden Jahres fand er in der hölzernen Kiste, in der das Tier ständig eingesperrt war, ein Ei in der Größe eines Hühnereis. Und auch im folgenden Jahr, im März 1757, lag wieder eines und im April erneut ein Ei in der Truhe. Gleiches ereignete sich 1758, im selben Zeitraum, als in etlichen Wochen nacheinander ein viertes und ein fünftes Ei gelegt worden war; Letzteres war ganz rund geformt.

Der herrschaftliche Waidmeister Bolz zu Sulz, der davon erfahren hatte, meldete den Fall dann an seine vorgesetzte Dienststelle weiter. Daraufhin wurde der Förster mit den Eiern zum Jagdsekretariat geladen. Dort wurde über den Vorfall ein Protokoll angelegt, das Friedrich Fuhrmann im Beisein von Franz Gg. Schilling und Joh. Friedr. Billing eigenhändig unterschrieb. Von den Eiern erhielt eines der Herr Reichsgraf von Pappenheim. Als er dieses öffnete, war nichts als Wasser darin. Ein anderes Ei erhielt der Forstmeister von Drechsel zu Wendelstein, die übrigen drei aber wurden nebst der Häsin, die sie gelegt, zunächst nach Triesdorf geliefert.

Im Naturalienkabinett aufbewahrt



Alles soll später in der Kunstkammer (Naturalienkabinett) von Ansbach als Rarität aufbewahrt worden sein. Nach einer anderen Quelle konnten die Eierschalen, die in einem besonderen Schächtelchen aufbewahrt wurden, noch lange gezeigt werden, der Inhalt der Eier war allerdings vertrocknet. Damit kann den Kindern mit Augenzwinkern erzählt werden, dass es der Osterhase ist, der die Eier im Garten versteckt – nur woher kommen inzwischen all die goldenen Schokoladeneier und -hasen ? Das aber ist eine andere Geschichte. Früher wurden übrigens auch an Ostern – wie an Weihnachten und Pfingsten – Grußkarten verschickt. Das ist heute jedoch kaum noch üblich.