Neuer Handlungsspielraum für Gemeinde
In Oberdolling bieten das Amberger-Gelände und das Areal um das Wasserschloss attraktive Bebauungsmöglichkeiten

24.11.2023 | Stand 24.11.2023, 7:09 Uhr

Ein seltener Blickauf das Oberdollinger Wasserschloss: Das historische Gebäude samt landwirtschaftlicher Flächen hat die Gemeinde für 778 000 Euro gekauft. Foto: Ernhofer

Bei der Bürgerversammlung in Oberdolling stand Bürgermeister Josef Lohr (CSU) zahlreichen Mitbürgern Rede und Antwort. Der Kauf des Dollinger Wasserschlosses und der Abriss des ehemaligen Amberger-Firmengeländes waren dominierende Themen des Abends. Unmut aus dem Auditorium gab es wegen der noch immer ausstehenden Straßensanierung in Weißendorf und der neu installierten Temposchwellen im Ort.

Wesentliche Investitionsmaßnahmen waren heuer der Erwerb des Dollinger Wasserschlosses mitsamt landwirtschaftlichen Flächen für rund 778000 Euro sowie der Abriss des Amberger-Geländes, für den 700000 Euro fällig wurden. „Dennoch steht die Gemeinde, den Schuldenstand betreffend, gut da: Zum Ende des Jahres werden sich diese nur noch auf rund 329000 Euro belaufen“, erläuterte Lohr. Das entspräche einer Pro-Kopf-Verschuldung von 241 Euro.

Der Abriss des ehemaligen Firmengeländes hatte sich laut Lohr verzögert, der geplante Abschluss der Abbrucharbeiten im Oktober konnte deshalb nicht eingehalten werden. „Das neue Ziel ist Mitte Januar.“ Erfreulich sei in diesem Zusammenhang die Förderzusage durch den Europäischen Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung von ländlichen Räumen (ELER): „Die Förderzusage umfasst 829000 Euro aus EU-Mitteln“, sagte Lohr.

Firmen-Gelände könnte Baugrund werden

Die Halle im westlichen Bereich des Geländes soll Lohr zufolge erhalten bleiben, da diese als Liegenschaft der Gemeinde genutzt werden soll. Denkbar wäre für den Rathauschef hier ein Hackschnitzellager oder Fernwärme. Eine Bürgerbefragung über die Verwendung der sich auftuenden Baulücke hat Aufschluss über die Wünsche der Einwohner gegeben. Eine mögliche Nutzung wurde dabei von der Planungsgesellschaft Wipfler Plan aufgezeigt: Im nördlichen Teil könnten Baugrundstücke erschlossen werden, um das Wohngebiet zu verdichten. Der südliche Teil könnte dann für die Belange der Gemeinde genutzt werden – beispielsweise für seniorengerechtes Wohnen, Kindertageseinrichtungen oder Ladenflächen. „Die Betonung liegt auf ,könnte‘, denn durch die kürzlich erworbene Liegenschaft der Gemeinde rund um das Dollinger Wasserschloss ergibt sich nun ein völlig neuer Handlungsspielraum“, sagte Lohr.

Auf dem zum Schloss gehörenden Areal, das etwa 18000 Quadratmeter Grund umfasst, könnten sich attraktive Möglichkeiten ergeben, um den ünftigen gemeindlichen Platzbedarf zu decken, so der Bürgermeister. Auch hier wäre seniorengerechtes Wohnen und ein Neubau der Kindertageseinrichtung denkbar. Zugänglich könnte das Areal über einen vorgelagerten Parkplatz samt Abzweigung eines neu geschaffenen Kreisverkehrs sein, wie erste Entwürfe zeigen. „Dieser Kreisverkehr würde möglicherweise auch für eine Verkehrsberuhigung innerorts sorgen“, berichtete der Bürgermeister. Was die Nutzung des Schlosses selbst angehe, sei noch vieles fraglich. „Aktuell finden Entrümpelungsarbeiten statt. Viele der Räume waren über Jahre hinweg unbewohnt, und es ist zu erwarten, dass das Gebäude von Grund auf saniert werden muss“. Lohr wies ebenfalls darauf hin, dass sich der Gemeinderat die Entscheidung zum Kauf nicht leicht gemacht hat. Allerdings war man sich einig, dass das historische Objekt in den Besitz der öffentlichen Hand gehört.

Den aktuellen Stand des geplanten Mischgebiets, das westlich an das Baugebiet Oberdorfer Berg West II anschließen soll, erläuterte Lohr anhand eines Entwurfs des Planungsbüros Eder Ingenieure. Er betonte dabei, dass für Gewerbe, das sich dort ansiedeln darf, strenge Vorgaben bezüglich der Emissionsschutzwerte gelten werden. „Niemand braucht also zu befürchten, dass sich dort die Lebensqualität durch die Erschließung des Mischgebiets verschlechtert.“

Unmut aus dem Auditorium

Ein weiteres Thema waren auch die geplanten Freiflächen-Photovoltaikanlagen in Harlanden, Weißendorf und Unterdolling. Das Gemeinderatsgremium hatte in diesem Jahr einen Leitfaden zu der Thematik beschlossen, der die Nutzung der Gemeindefläche durch solche Anlagen auf drei Prozent (58 Hektar) begrenzt. „Durch die Realisierung dieser drei PV-Freiflächenanlagen wären bereits 53 Hektar bebaut“, erklärte Lohr.

Unzufrieden sind einige Zuhörer wegen der immer noch ausstehenden Straßensanierung in Weißendorf, die sich schon seit vielen Jahren in die Länge zieht. Ob die Regierung von Oberbayern das Projekt fördere und in welcher Höhe, sei noch unklar. „Alle nötigen Unterlagen sind bei der Regierung, für eine weitere Handlungsstrategie wird man ihre Entscheidung abwarten müssen“, erläuterte der Bürgermeister.

Ein viel diskutiertes Thema innerhalb der Bevölkerung sind auch die heuer installierten Geschwindigkeitsschwellen. Rege wurde über Für und Wider diskutiert. Neben den Schwellen in der Straße Am Sportplatz und in der St.-Georg-Straße sind nun noch weitere am Ortseingang Georgstraße, im Neubaugebiet sowie in der Tollo-straße geplant.

Bürgermeister Lohr bat um Verständnis für die Maßnahme: „Auch für uns ist es ein Test, um eine weitere Möglichkeiten auszuschöpfen, der Temposünder vor allem in unseren 30er-Zonen Herr zu werden.“ Die Schwellen seien relativ leicht zu versetzen, und auch der Kostenvorteil sei hervorzuheben im Vergleich zu den wesentlich teureren Geschwindigkeitsmessern, die von den Autofahrern außerdem kaum beachtet würden.