Der Wiesn-Thron und seine Historie
Im Jahr der 50. Wahl: Jubiläums-Treffen der Beilngrieser Volksfestköniginnen

08.09.2023 | Stand 12.09.2023, 16:15 Uhr |

Rund 30 Volksfestköniginnen aus der Beilngrieser Wiesn-Geschichte sind am Donnerstagabend im Festzelt begrüßt worden. Foto: Nusko

Anlässlich der in diesem Jahr erfolgten 50. Wahl ihrer Volksfestkönigin hat die Stadt Beilngries die Vorgängerinnen von Ida Meyer, der amtierenden Regentin über die Wiesn in der Altmühlstadt, zu einem Treffen im Festzelt eingeladen. Es fand am Donnerstagabend statt.

Mit von der Partie war auch Werner Marras, der von 1994 bis 2011 die alljährlichen Wettbewerbe um den Platz auf dem Wiesn-Thron geleitet hat. Er bat die samt und sonders im Dirndl erschienenen „Ehemaligen“ der Reihe nach auf die Bühne. Zusammen mit Ida Meyer versammelten sich dort knapp 30 Damen. Unter ihnen war auch Edeltraud Romy, geborene Grögler, die Volksfestkönigin im Jahr 1974.

Nachdem sich die ehemaligen Königinnen vorgestellt hatten, hängte ihnen Bürgermeister Helmut Schloderer jeweils ein Lebkuchenherz um. Auch für Marras gab es eines.

Anschließend zogen Ida Meyer und ihre anwesenden Vorgängerinnen durch die recht spärlich besetzten Tischreihen im Festzelt.

Blick in die Geschichte



Das Treffen der bisherigen Regentinnen nimmt unsere Zeitung zum Anlass, an markante Ereignisse im Zusammenhang mit der jeweiligen Neubesetzung des Wiesn-Throns in der Altmühlstadt zu erinnern.

Wenige Monate, nachdem die Gebietsreform in Bayern in Kraft getreten war, gab es im Jahr 1972 in der frisch gebackenen Großgemeinde Beilngries erstmals eine Wahl der Volksfestkönigin. Damals hatte das Fest bereits begonnen, als die Stadträte Georg Gietl und Oskar Kreißl auf die Idee kamen, in Beilngries eine Volksfestkönigin wählen zu lassen. Dafür sei das 50. Jubiläumsvolksfest der Stadt und zugleich das erste für die gesamte Großgemeinde ein passender Anlass.

Trotz der kurzen Vorlaufzeit war die Resonanz überwältigend. Die danach nicht mehr erreichte Zahl von 18 Kandidatinnen stellte sich zur Wahl. Letztere fand erst am Volksfestmontag statt. Mit großem Vorsprung gewann Elisabeth Sedlmeier aus Hirschberg.

Vor mittlerweile 51 Jahren dauerte das Volksfest letztmals nur fünf Tage, ab 1973 erstreckte es sich mit Ausnahme des Vorjahrs über zwei Wochenenden. Seitdem findet die Wahl der Königin jeweils gleich zum Auftakt statt. Zweite Beilngrieser Wiesn-Königin wurde Cora Süßmeier aus München. Sie hatte einen Teil ihrer Ferien in Beilngries verbracht, musste aber zum Schulbeginn wieder zurück in die Landeshauptstadt. Deshalb durften sich ab 1974 nur noch Bewerberinnen aus der Großgemeinde Beilngries zur Wahl stellen.

Der Ortsteil mit den meisten Königinnen ist Wolfsbuch



Wie ein Blick in die Chronik des örtlichen Wiesn-Adels zeigt, stammen von den 49 bisherigen Königinnen, die ihren Wohnsitz in der Großgemeinde Beilngries hatten beziehungsweise haben, 18 aus der Stadt selbst. Immerhin schon sechs Wiesn-Königinnen hat der Ortsteil Wolfsbuch gestellt. Den dritten Platz in der Rangliste belegt Kevenhüll mit fünf jungen Damen. Jeweils drei Königinnen kamen aus Aschbuch, Paulushofen, Kottingwörth sowie Irfersdorf.

Aus letzterem Ortsteil stammt auch Andreas Schmidtner, der im Jahr 1992 mit einem besonderen Gag aufwartete. Als „Andrea“ stellte er sich im Dirndl auf die Bühne. Selbst der damalige Bürgermeister Willy Muschaweck als Wahleiter ließ sich foppen, ehe sich das tatsächliche Geschlecht von „Andrea“ unter großem Gelächter des Publikums herausstellte.

Oberndorf stellte bislang zwei Königinnen und je eine Majestät kam aus Amtmannsdorf, Biberbach, Eglofsdorf, Hirschberg, Kirchbuch und Leising.

Wechselnde Teilnehmerzahl



Sehr unterschiedlich war die Zahl der Teilnehmerinnen bei den alljährlichen Wahlen. Nach der Rekordbeteiligung im Jahr 1972 gab es in den folgenden Jahren zumindest jeweils eine Handvoll Bewerberinnen. Dann stagnierte das Interesse, ehe im Jahr 1979 der damalige Wahlleiter Richard Porlein wieder acht Kandidatinnen präsentieren konnte.

Zunächst totale Flaute herrschte im Jahr 1980. Im Vorfeld des Volksfests hatte keine einzige junge Dame Interesse am Wiesen-Thron gezeigt. Flugs wurde eine Informationsveranstaltung anberaumt, bei der wenigstens eine Kandidatin ihre Zusage gab. Letztlich standen aber sogar sechs junge Damen auf dem Podium. Siegerin war Maria Hundsdorfer aus Amtmannsdorf, die im Verlauf des Volksfests sogar den damals noch relativ unbekannten Thomas Gottschalk im Beilngrieser Festzelt begrüßen durfte.

Etwas ganz Besonderes waren die Wahlen in den Jahren 1981 und 1982. Sie wurden jeweils vom damaligen Paulushofener Pfarrer Josef Bierschneider auf unnachahmliche Art geleitet. Ab 1983 war dann der seinerzeitige Beilngrieser Bürgermeister Willy Muschaweck der Wahlleiter. Ausgerechnet bei der Wahl der 20. Volksfestkönigin im Jahr 1991 bedurfte es seiner ganzen Überredungskunst, damit sich wenigstens drei Bewerberinnen fanden.

Kurzzeitig keine Wahl mehr im Festzelt



Wegen der ständig wechselnden Zahl an interessierten jungen Damen beschloss der Beilngrieser Stadtrat 1995, die Volksfestkönigin nicht mehr wählen zu lassen, sondern direkt dem Publikum vorzustellen. Aber schon 1997 galt wieder die vorher praktizierte Regelung. Auf Anhieb gab es acht Bewerberinnen und ein Jahr später verzeichnete man mit elf Kandidatinnen sogar die zweitgrößte Beteiligung überhaupt.

Auch danach wechselte das Interesse ständig. Besonders im vergangenen Jahrzehnt gab es gleich mehrere Wahlen, bei denen nur zwei junge Damen auf der Bühne standen. Im Jahr 2013 fiel der Wahlkampf sogar ganz aus. Nur Anna Schmidt hatte ihren Hut in den Ring geworfen, sie wurde deshalb zur Wiesn-Königin ernannt.

Heuer erstmals Burschen zur Wahl zugelassen



Angesichts des zunehmend nachlassenden Interesses waren die Verantwortlichen für das Volksfest zuletzt bemüht, Kandidatinnen bereits im Vorfeld zu präsentieren und damit sicherzustellen, dass es zu einem Wahlkampf kam. In diesem Jahr durften erstmals sogar junge Burschen kandidieren. Aber auch bei der 50. Wahl – in den Jahren 2020 und 2021 gab es kein Volksfest – eroberte mit Ida Meyer eine junge Dame den Wiesn-Thron.

Alle Königinnen im Überblick



Die Beilngrieser Volksfestköniginnen im Überblick, Nachname und Ort jeweils zum Zeitpunkt der Wahl:

1972: Elisabeth Sedlmeier, Hirschberg; 1973: Cora Süßmeier, München; 1974: Edeltraud Grögler, Beilngries; 1975: Gerlinde Schwaiger, Beilngries; 1976: Anita Deisenrieder, Wolfsbuch; 1977: Maria Pickl, Wolfsbuch; 1978: Helga Sillner, Beilngries; 1979: Gabi Heckmann, Oberndorf; 1980: Maria Hundsdorfer, Amtmannsdorf; 1981: Erika Kulis, Paulushofen; 1982: Regine Eibensteiner, Beilngries; 1983: Christa Biedermann, Biberbach; 1984: Brigitte Hoh, Kevenhüll; 1985: Jutta Betz, Beilngries; 1986: Angelika Metz Aschbuch; 1987: Corinna Wolfsmüller, Wolfsbuch; 1988: Sybille Schröder, Beilngries; 1989: Michaela Bschor, Kevenhüll; 1990: Andrea Henning, Beilngries; 1991: Daniela Mosandl, Irfersdorf; 1992: Birgit Meier, Beilngries; 1993: Gerlinde Gillig, Paulushofen; 1994: Karin Wolfsmüller, Wolfsbuch; 1995: Susanne Meier, Beilngries; 1996: Katja Götz, Kottingwörth; 1997: Karin Fehlner, Wolfsbuch; 1998: Silke Fritz, Wolfsbuch; 1999: Nicole Pfäffl, Aschbuch; 2000: Steffi Grad, Beilngries; 2001: Ramona Wittmann, Beilngries; 2002: Christine Haunschild, Irfersdorf; 2003: Franziska Haunschild, Irfersdorf; 2004: Steffi Schmidtner, Beilngries; 2005: Theresa Schermer, Beilngries; 2006: Stephanie Kugler, Aschbuch; 2007: Jeanette Nikol, Eglofsdorf; 2008: Johanna Glasner, Kevenhüll; 2009: Ramona Bögl, Kevenhüll; 2010: Christina Schröder, Leising; 2011: Johanna Schaumann, Kirchbuch; 2012: Ramona Bruckschlögl, Beilngries; 2013: Anna Schmidt, Beilngries; 2014: Melanie Rackl, Oberndorf; 2015: Carolin Ritter, Beilngries; 2016: Bianca Bauer, Kevenhüll; 2017: Gina Seitz, Paulushofen; 2018: Viktoria Schmidt, Kottingwörth; 2019: Anna-Lena Eisenmann, Beilngries; 2020: kein Volksfest; 2021: kein Volksfest; 2022: Lena Jaeckel, Kottingwörth; 2023: Ida Meyer, Beilngries.

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