Eichstätts
Im größten Slum Afrikas lernen für Zuhause

Einen Eindruck von der vielfältigen Hilfsarbeit der katholischen Kirche in Kenia hat sich eine Delegation des Bistums Eichstätt und des päpstlichen Missionswerkes Missio gemacht. Die bayerische Diözese ist heuer Gastgeber der zentralen Feiern zum Missionsmonat Oktober.

12.10.2022 | Stand 12.10.2022, 15:00 Uhr

Junge, alleinerziehende Mütter in den Slums werden von der Caritas Nairobi unterstützt. Weltkirche-Referent Gerhard Rott (r.) und Elisabeth Lux von Missio kamen mit Jin Mogon und Schwester Modesther Karuri in einer Slumbehausung ins Gespräch. Fotos: Staudt

Im Großraum Nairobi wohnen mittlerweile siebeneinhalb Millionen Menschen. Viele sind in der Hoffnung auf ein gutes Leben in die Stadt gekommen. Die Realität sieht oft anders aus, berichtet Schwester Modesther Wanjiru Karuri. Sie ist die stellvertretende Leiterin von Caritas Nairobi. In Nairobi liegt der wohl größte Slum Afrikas. Die Unterschiede zwischen Arm und Reich sind extrem. Junge, alleinerziehende Mütter kämpfen in den Slums um eine bessere Zukunft. Die Caritas ist vor allem in der Flüchtlingsarbeit aktiv. In einem dreijährigen Projekt werden kurz- und langfristige Hilfsangebote für Geflüchtete sowie arbeitslose kenianische Jugendliche geschaffen. Zu diesen Angeboten gehören etwa ausgewogene Ernährung, die Möglichkeit eine Berufsausbildung in den Bereichen Schreinerei, Klempnerei, Schneiderei, Schweißerei, Bäckerei und Gastronomie zu machen, oder auch Starthilfen, um eigenes Einkommen zu verdienen. Mit einem kleinen Startkapital können beispielsweise Verkaufsstände eröffnet werden.
Für Missio-Chef Huber ist Nairobi ein Beispiel für ganz Afrika: In Kenia findet sich nach seinen Worten alles, was die Herausforderungen des gesamten Kontinents ausmacht. Außerdem sei gerade die Landflucht eine Herausforderung, „wovon wir vielleicht auch für uns zu Hause lernen können“. Das gelte auch für den Umgang mit den Flüchtlingen, meist Binnenflüchtlinge auch aus anderen Teilen Afrikas. Viele Geflüchtete aus afrikanischen Ländern, insbesondere aus Burundi, der Demokratischen Republik Kongo und Ruanda landen in den Slums von Nairobi. Charles Sendegeya ist Koordinator der Organisation „Tushirikiane Afrika“ (TUSA), einem Netzwerk von Geflüchteten für Geflüchtete.

Solidarität und psychosoziale Beratung

Tusa organisiert Solidarität. Gruppen zwischen 15 und 35 Familien bilden Solidaritätsgruppen, stehen in Kontakt und helfen sich gegenseitig. Neben der Versorgung mit Nahrung, Kleidung und Medikamenten gehören auch Zuschüsse und Geld für den Schulbesuch der Kinder dazu. Besonders wichtig ist aber die psychosoziale Beratung. Für Charles Sendegeya, der ebenfalls im Oktober nach Eichstätt kommen wird, ist eine solche Solidaritätsgruppe wie eine Familie. „Wie in einer Familie muss man nicht mehr haben als die anderen, sondern man versucht zu teilen.“

In vielen Projekten für Geflüchtete, die Missio und zum Teil auch die Diözese Eichstätt unterstützen, stehen junge Menschen im Mittelpunkt. Für Gerhard Rott, Leiter des Eichstätter Referats Weltkirche, ist das kein Zufall: „Die jungen Leute sind immer die gesellschaftlich aktivsten. Die sind es, die am leichtesten die neue Sprache lernen. Denn viele der Geflüchteten kommen aus frankophonen Staaten. Die jungen Leute werden in ihre Familien hinein die Sprache als erstes vermitteln, Übersetzer-Dienste leisten. Aber sie sind es auch, die Kontakte zur hier lebenden jungen Generation aufbauen werden. Es wird Mischehen geben und so wird auch die Integration passieren.“

Menschenwürdige Bedingungen beim Teeanbau

Mit Kenia verbindet auch der Diözesanverband Eichstätt der Katholischen Arbeitnehmerbewegung (KAB) eine Partnerschaft – unter anderem mit dem „Christian Workers Movement“ (CWM). Die Aktion engagiert sich für menschenwürdige Bedingungen für Arbeiter in der Tee-Anbauregion. Domitila Mwelu Kaluki aus Muranga in der Nähe von Nairobi wird das CWM im Herbst in Bayern vertreten. „In Kenia arbeiten wir daran, die Würde der menschlichen Person zu verbessern und wir sind bestrebt, alle Arbeiter zu Christus zu bringen. Das ist unsere große Mission als katholische Arbeiter“, wie Domitila Mwelu Kaluki betont. „Unser Dienst ist nicht nur ein Service an den arbeitenden Menschen, sondern es ist mehr, was wir anbieten.“ Die Reise nach Kenia war geprägt von der Not vor Ort, aber auch von dem, was die Menschen zu geben haben. In den Pfarreien wurde die Delegation festlich mit Musik und Tanz begrüßt, für die Reisenden eine Fülle von Eindrücken. Der Eichstätter Generalvikar, Pater Michael Huber, zeigte sich von den Begegnungen beeindruckt: „Wir haben sie in der ganzen Breite erlebt, wie sie uns begegnen können, von ganz arm in den Slums bis hin zu Menschen, die zu einem gewissen Wohlstand gekommen sind. Und überall spüren wir die Notwendigkeit, dieses Bedürfnis der Begegnung, der Wertschätzung, des sich Kennenlernens.“

Norbert Staudt