Beilngries
Hans Mendl vor „Heimspiel“-Vortrag in Beilngries: „Franz von Assisi hält uns allen einen Spiegel vor“

Der gebürtige Beilngrieser Hans Mendl kommt an diesem Freitag für einen Vortragsabend in seine Heimatstadt

06.10.2022 | Stand 22.09.2023, 4:56 Uhr

Ein „Heimspiel“ hat Hans Mendl an diesem Freitag, 7. Oktober, bei seinem Vortrag in Beilngries. Beginn ist um 19.30 Uhr. Foto: Mendl

Beilngries – „Franz von Assisi – Provokation oder Inspiration?“, so lautet der Titel eines Vortragsabends, der an diesem Freitag, 7. Oktober, in Beilngries stattfindet. Beginn im Pfarrheim ist um 19.30 Uhr, alle Interessierten sind willkommen.

Der Referent ist eingesessenen Beilngriesern noch gut bekannt: Hans Mendl, als Kind hier in der Altmühlstadt aufgewachsen und seit 1999 Inhaber des Lehrstuhls für Religionspädagogik und Didaktik des Religionsunterrichts an der Katholisch-Theologischen Fakultät der Universität Passau. Im Interview mit unserer Zeitung verrät Mendl vorab, welchen Bezug er heute noch zu Beilngries hat, worauf er sich bei dem Vortragsabend besonders freut – und weshalb Franz von Assisi eine vielschichtige Persönlichkeit darstellt, über die man einen ganzen Abend debattieren kann.

Herr Mendl, der Vortrag in Beilngries wird für Sie eine Art „Heimspiel“. Was erwarten und wünschen Sie sich von dem Abend, worauf freuen Sie sich?

Hans Mendl: Mit meinen Studis fahre ich alle zwei Jahre nach Assisi. Ich kündige ihnen immer vorher an: „Die Begegnung mit Franz von Assisi wird Sie verändern!“ Das wünsche ich mir auch für die Zuhörer meines Vortrags in Beilngries: Dass sie sich anregen und verändern lassen! Und natürlich freue ich mich auf das Treffen mit alten Freunden, die mich noch als den „Mendl Hansi“ kennen.

Sie halten nach wie vor Kontakt nach Beilngries und in den Landkreis Eichstätt?

Mendl: Ich war viele Jahre ein „Nestflüchter“ – mit elf Jahren ins Internat nach Eichstätt, dann zum Studium nach Regensburg, zur Promotion nach Augsburg und nun lebe ich mit meiner Familie seit 23 Jahren in Passau. Meine Schwestern wohnen in Beilngries – und sobald meine Frau und ich unsere Ferienwohnung in der Bayernstraße betreten, sind wir im Urlaubsmodus. Auch unsere Kinder fahren gern nach Beilngries. Erst in den vergangenen Jahren habe ich die Lebensqualität von Beilngries so richtig schätzen gelernt – das Freizeitangebot, Wandern, Radfahren, Schwimmen in der Kratzmühle, die heimelige Altstadt, der Sulzpark, Einkaufsmöglichkeiten und Gastronomie, viel Kultur in der Umgebung.

Am Freitag sind Sie nun wieder „im Lande“. Was dürfen die Zuhörer bei Ihrem Vortrag erwarten?

Mendl: Man kennt Franz von Assisi ja heutzutage in erster Linie als einen Heiligen, der in intensiver Beziehung zur ganzen Schöpfung stand. Ich werde auch andere Facetten seines Lebens darstellen, die vielleicht weniger bekannt sind. „Lebe lieber ungewöhnlich“ – dieses Motto trifft in vielerlei Hinsicht auch auf Franz von Assisi zu. Das wird eine spannende Begegnung mit einer vielschichtigen Persönlichkeit.

Würden Sie uns die Themenwahl noch ein wenig genauer erläutern?

Mendl: Dadurch, dass ich alle zwei Jahre nach Assisi fahre, freunde ich mich immer wieder neu mit Franziskus an und entdecke Neues: sein Verhältnis zur Kirche, seine Radikalität in der Christusnachfolge, die interreligiösen Impulse, die er mitten in den Zeiten der Kreuzzüge setzte, seine Fähigkeit, mit Scheitern umzugehen, aber auch seine sperrigen Seiten wie der Umgang mit dem eigenen Körper und seine unumstößliche Radikalität, wenn es um das Armutsgebot ging.

„Provokation oder Inspiration“ heißt es im Vortrags-Titel: Muss es sich um einen Widerspruch handeln oder könnte ein Ergebnis des Abends sein, dass statt des „oder“ auch ein „und“ stehen kann?

Mendl: Ja, richtig, beides sollte möglich sein. Ich möchte nur verhindern, dass man Heilige wie Franziskus zu glatt darstellt, wie es leider häufig passiert – weichgezeichnet, mit viel Patina versehen. Franziskus provozierte zu seiner Zeit die reiche Kirche und das aufkommende Bürgertum inklusive seiner Familie, aber auch seine Mitbrüder. „Franziskus – Vorbild? Nein, aber ein Denkanstoß!“, lautet ein Slogan. Wenn Sie so wollen: Die Provokationen, die Franziskus uns zumutet, könnten gleichzeitig inspirieren.

Ohne schon zu viel zu verraten: Welche Bedeutung kann Franz von Assisi in der heutigen Zeit haben?

Mendl: Ich glaube, dass seine Bedeutung gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann: Er hält uns allen einen Spiegel vor. Die Kirche kann an ihm erkennen, dass Erneuerungen nicht von oben, sondern von unten und von den Rändern kommen. Die Weltgemeinschaft kann sich an ihm orientieren, weil nur der Mut zur Begegnung und Versöhnung einen Weltfrieden schaffen kann. Und wir alle können lernen, uns achtsam und staunend als Teil der Schöpfung zu verstehen und uns immer wieder von den Worten des Evangeliums dazu anregen lassen, einfach, dankbar und liebend zu leben.

Das Interview führte

Fabian Rieger.