Gösselthal
Große Bühne für die Wasserstraße

Erlebniswelt Wasserstraße im Beilngrieser Ortsteil Gösselthal vor fünf Jahren eröffnet

17.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:09 Uhr

Rund um das Thema Wasserstraße werden zahlreiche Aspekte beleuchtet. Foto: F. Rieger

DIE TECHNIK

„Der Main-Donau-Kanal ist eine Bundeswasserstraße, die etwa 171 Kilometer lang ist und...“ – Gähn! Wer in der Dauerausstellung einen reinen Sachvortrag erwartet, fein säuberlich notiert auf großen Wandtafeln, der wird „enttäuscht“. Das ist schon am Eingang zu spüren. Denn noch während man die „Willkommens-Grafik“ betrachtet, hört man eine Stimme. Genauer gesagt: Einen Original-Funkspruch. Und auch sonst mangelt es nicht an technischen Elementen. An einer großen Karte lassen sich beispielsweise verschiedene Wasserstraßen per Beleuchtung darstellen. Ein Film ist ebenfalls Bestandteil der Ausstellung. Und auch sonst gibt es eine Reihe von verschiedenartigen Elementen – von grafischen Schautafeln über ein großes Schiffsmodell bis zum Archimedes-Kurbelversuch.

DER KANAL

Im Zentrum der Ausstellung steht selbstredend die Wasserstraße. Wobei dieser Satz ganz korrekt im Plural formuliert werden müsste. Denn es ist eben nicht nur der Main-Donau-Kanal, um den es geht, sondern eher die Geschichte und das Zusammenwirken verschiedener Wasserstraßen. Beispielsweise gibt es eine Tafel, die weit in der Historie ansetzt – und zwar exakt im Jahre 793 nach Christus. „Fossa Carolina – Karl der Große schafft erstmals eine Verbindung zwischen Rhein und Donau“, ist hier zu lesen, versehen mit einer Zeichnung, wie das damals ausgesehen haben könnte. Zum Main-Donau-Kanal sowie dessen Einbettung in das Verkehrsnetz heißt es dann etliche Meter weiter, immer den Zeitstrahl entlang: „Mit dem Main-Donau-Kanal existiert eine für die Binnenschifffahrt durchgehende Großschifffahrtsstraße von der Nordsee bei Rotterdam bis zum Schwarzen Meer.“

DAS WASSER

Keine Wasserstraße ohne Wasser – logisch. Und so gibt es, nicht wirklich überraschend, auch einen Teilbereich in der Ausstellung, der ein Stück weit anmutet wie ein Biologie- oder Chemie-Klassenzimmer. Mit roten und weißen Kugeln sind hier Wassermoleküle nachgebildet – und unter der Überschrift „Ein besonderer Stoff“ geht es dann auch tatsächlich recht lehrbuch-mäßig zu. So wird dort beispielsweise erläutert: „Aufgrund ihrer unterschiedlich geladenen Dipol-Enden können sich die Wassermoleküle durch Wasserstoffbrückenbindungen zusammenlagern.“

DAS LEBEN

So weit, so theoretisch. Deutlich anschaulicher ist der Abschnitt der Ausstellung, in dem es um die Tierwelt im Main-Donau-Kanal sowie die Flora und Fauna in dessen Umgebung geht. Dass Naturschützer und Gegner des Kanalbaus hier diverse Aspekte vermissen werden, dürfte feststehen. Interessant ist es aber allemal, was es zur Pflanzen- und Tierwelt zu lesen und zu sehen gibt – vom Biber über den Schlickkrebs bis zum Riesen-Bärenklau. Insbesondere für Kinder dürfte dabei die Auslage attraktiv sein, aus der sich Tafeln mit Informationen zu Tieren drehen lassen.

DIE SCHIFFFAHRT

Dass Schiffe zeitweise von Pferden gezogen wurden, die sich zu Lande auf Wegen abarbeiteten, die parallel zu einer Wasserstraße verliefen, das weiß man in unserer Region natürlich nur zu gut – Stichwort „Treideln“ auf dem alten Ludwigskanal. Mit dieser „Epoche“ der Schifffahrt setzt sich die Erlebniswelt Wasserstraße in Gösselthal ebenso auseinander wie mit Segelschiffen – und natürlich mit der „industriellen Revolution“ auf den Wasserstraßen.

DAUERAUSSTELLUNG IN DER GÖSSELTHALMÜHLE

„Ein Geschenk zum Jubiläum“, so lautete die Überschrift unserer Zeitung, nachdem am 23. Juni 2017 mit zahlreichen Ehrengästen die Erlebniswelt Wasserstraße im Beilngrieser Ortsteil Gösselthal eröffnet worden war. Die Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes hatte dafür einen Teil der Gösselthalmühle, die mit der Revierzentrale auch ein Herzstück der Main-Donau-Kanal-Bewirtschaftung beherbergt, aufwendig umgebaut. Landrat, Bürgermeister, Amtsleiter aus dem Bereich der Wasserstraßen-Verwaltung – sie alle waren sich damals einig: Mit dieser interaktiven Dauerausstellung sei eine Anlaufstelle geschaffen worden, in der sich Interessierte aller Altersklassen über den Main-Donau-Kanal im Speziellen und die Themen „Wasser“ und „Wasserstraßen“ im Allgemeinen informieren können. Damit sich davon auch die Bürger direkt ein Bild machen durften, fand in Gösselthal ein Festwochenende zum Kanaljubiläum mit Tag der offenen Tür statt.

Fünf Jahre sind seither vergangen – aber so wirklich ist es eigentlich gar nicht der fünfte Geburtstag, den die Erlebniswelt Wasserstraße in der kommenden Woche begehen kann. Denn sie war für einen nicht unbedeutenden Teil dieses halben Jahrzehnts geschlossen – Stichwort Corona. Selbst in der Zeit, in der andere Einrichtungen längst wieder Gäste begrüßen durften, blieb die Tür zur Gössel-thalmühle noch zu – weil es sich um ein Museum ohne Aufsicht handelt und somit kein Kontrolleur der Corona-Regeln zugegen gewesen wäre.

Inzwischen sind all diese Beschränkungen aber gefallen und die Erlebniswelt ist bei freiem Eintritt wieder täglich von 8 bis 18 Uhr geöffnet (bis zum Ende der Allerheiligenferien, dann ist Winterpause). Im Freien gibt es ein Wasserspiel und ein Spielschiff.