Beilngries
Gedenkveranstaltungen zum Volkstrauertag in Beilngrieser Ortsteilen: „Kriege gar nicht erst entstehen lassen“

Redner finden eindringliche Worte

14.11.2022 | Stand 19.09.2023, 22:03 Uhr

Gedenken zum Volkstrauertag: Auch in Kottingwörth fand man sich am Wochenende am Kriegerdenkmal ein. Foto: Nusko

Kottingwörth/Hirschberg/ Aschbuch – In zahlreichen Orten haben am vergangenen Wochenende Gedenkveranstaltungen anlässlich des Volkstrauertags stattgefunden. Der Krieg in der Ukraine war bei den Ansprachen das bestimmende Thema.

Kottingwörth: Die Gedenkveranstaltung in Kottingwörth fand bereits am Samstagabend statt. Nach einem Gottesdienst in der Wehrkirche St. Vitus sprachen vor dem örtlichen Kriegerdenkmal Kaplan Christof Schaum sowie Stadtrat und Ortssprecher Johannes Regnath (CSU). Der Kaplan erinnerte auch an die zivilen Opfer von Kriegen wie Frauen, Kinder und Alte sowie an all jene, die „den Irrungen und Wirrungen der Geschichte zum Opfer gefallen sind“. Auch sie seien „oft mit schneidender Plötzlichkeit“ aus einem Leben herausgerissen worden, das „noch anderes und mehr zu bieten gehabt hätte“. In diesem Jahr, so Schaum, gelte es aber auch, den Blick nach Osten zu richten, wo es seit dem 24. Februar einen Kampf der Ukraine für Freiheit und Demokratie gebe.

Regnath wies in seiner Ansprache darauf hin, dass Gedenktage wie der Volkstrauertag „uns immer wieder bewusst machen, welche Geschichte uns geprägt hat und auch weiterhin prägen wird“. Sie würden außerdem warnen, was kommen könne, wenn „wir unachtsam werden und Frieden als selbstverständlich betrachten“. Regnath verwies zudem auf seine Rede anlässlich des Volkstrauertags im vergangenen Jahr, bei der er die Frage gestellt habe, ob tatsächlich geschätzt werde, dass „wir seit Ende des Zweiten Weltkriegs in Frieden leben“. Zwar seien Fernsehbilder von zahlreichen Kriegsschauplätzen auf dieser Welt durchaus schockierend gewesen, aber mit der Zeit stumpfe man diesbezüglich ab, zumal diese Ereignisse weit genug weg gewesen seien. Dies habe sich durch den Krieg in der Ukraine schlagartig geändert. Umso wichtiger sei es weiterhin, dass jeder einzelne einen Beitrag dazu leiste, Kriege und Auseinandersetzungen „gar nicht erst entstehen zu lassen“. Voraussetzung dafür sei die Überwindung von Rassismus und Hetze, von Hass und Intoleranz. Sie würden immer am Beginn von Unterdrückung, Verfolgung und Krieg stehen und seien deshalb der Nährboden für unendliches Leid. Damit der Frieden gesichert werde, seien gelebte Solidarität und gemeinsames Handeln unbedingt erforderlich. Hiervon sei man derzeit aber weit entfernt.

nur



Hirschberg: In Hirschberg begann die Erinnerung an die Opfer von Kriegen und Gewaltherrschaft mit einem Gottesdienst in der Schlosskapelle. Anschließend marschierten die Teilnehmer zum Kriegerdenkmal. Dort sprach zunächst Pfarrer Andreas Hanke. Er sagte, das Denkmal solle für jeden eine Mahnung sein, bei sich selber für Frieden zu sorgen und jedes feindselige Gedankengut abzulehnen.

Namens der Großgemeinde Beilngries hielt Ortssprecher Hans-Jürgen Lause eine kurze Ansprache. „Wir leben in einer Zeit, in der die Wahrheit nicht mehr die Wahrheit ist, in der Politiker sich schwertun, ihren Worten Taten folgen zu lassen“, stellte er fest und fuhr fort: „Wir spüren selbst, welche Ängste in uns geweckt werden, und auf der anderen Seite wissen wir als Christen, wir sollen nicht auf die Ängste und Nöte schauen, die uns bedrängen, sondern auf das, was größer ist.“ Zudem gelte es für jeden einzelnen, zu überlegen, welchen Part „wir übernehmen, um Frieden in uns und um uns herum, da, wo wir Einfluss nehmen“, zu halten.

Vor dem Kriegerdenkmal sprach auch Thomas Sedlmeier, Vorsitzender der Hirschberger Feuerwehr. „Es ist Krieg in Europa, Krieg in der Ukraine, Krieg in unserer Nähe“, stellte er fest und wies darauf hin, Kiew sei „von Hirschberg genauso weit entfernt wie Mallorca“. Während auf der Insel „Millionen Deutsche jährlich ihren Urlaub verbringen, sterben in der Ukraine seit dem 24. Februar täglich Menschen“, und die Welt versuche sich dennoch „in business as usual“. Außerdem stellte Sedlmeier fest: „Letztes Jahr zur gleichen Zeit standen wir vor diesem Mahnmal und Krieg in Europa war für alle ein abwegiger Gedanke. Doch gerade dieser Krieg muss uns wachrütteln. Frieden ist keine Selbstverständlichkeit.“ Für ihn müsse jeder von uns immer wieder aufs Neue einstehen und einen Beitrag leisten. Er warnte auch vor einer Spaltung der Gesellschaft durch Hetzer in den sozialen Medien. Sie würden Angst, Zweifel und Unwissenheit für ihre Zwecke nutzen. Um ihnen den Wind aus den Segeln zu nehmen, sei „gesundes Misstrauen eines jeden von uns“ erforderlich.

nur



Aschbuch/Kirchbuch: Nach zwei Jahren Einschränkungen durch die Pandemie konnten heuer erstmals wieder in gewohntem Rahmen die Feierlichkeiten anlässlich des Volkstrauertags durch den Krieger- und Kameradenverein Aschbuch begangen werden. Am Vormittag wurde hierzu zunächst eine gemeinsame Messe mit allen Pfarrangehörigen in der Pfarrkirche in Kirchbuch abgehalten. Nachmittags fand man sich am Friedhof in Aschbuch am Kriegerdenkmal ein, um all der Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege zu gedenken. Dritter Bürgermeister Christian Gerner (CSU) begann seine Rede mit einem Zitat von Käthe Kollwitz: „Die Verlierer des Krieges sind immer die Eltern!“ Darauf aufbauend verwies er auf die schrecklichen Ereignisse in der Ukraine und dass niemand derartiges im Vorfeld für möglich gehalten habe. Grausam müsse man erkennen, wie instabil auch in Europa die Sicherheitslage sein könne. Gerner wies auf eine zunehmende Verrohung in der Sprache untereinander hin. Er mahnte, dass all diesem Treiben Einhalt geboten werden müsse, um wieder zurück zu einem friedlichen Miteinander zu kommen – unabhängig von Rasse, Geschlecht und Nation. In der Hoffnung auf Frieden und Freiheit legte Gerner anschließend einen Kranz am Kriegerdenkmal als Zeichen der Anerkennung und des Gedenkens im Namen der Stadt Beilngries nieder.

Stefan Schöls, Vorsitzender des Krieger- und Kameradenvereins, erinnerte an seine eigene zwölfjährige Dienstzeit als Offizier bei der Bundeswehr. Nie hätte er sich damals träumen lassen, dass die Landesverteidigung wieder derart in den Mittelpunkt unserer deutschen Sicherheitspolitik geraten könnte, wie es nun seit dem Angriff Russlands auf die Ukraine schrecklich in Erinnerung gerufen wurde. Er zeigte jedoch auch kritisch auf, wie rasch sich doch das Bild des Soldatenberufs in unserer Bevölkerung geändert habe. War es noch vor einiger Zeit in gewissen Kreisen der Gesellschaft opportun, mit dem Spruch „Soldaten sind Mörder“ durch die Lande zu ziehen, so seien diese Stimmen heute nahezu verstummt. Sicher sei es nur wünschenswert, wenn es zu keinen Kriegen komme und es keiner großen Waffen bedürfe. Doch würden die aktuellen Ereignisse umso mehr zeigen, wie wichtig eine gut ausgestattet Bundeswehr sei. „Nur so kann dauerhaft Frieden und Sicherheit in unserem Land gewährleistet werden“, so Schöls.

Abgerundet wurde die Veranstaltung durch das Abspielen des Liedes vom Kameraden und der deutschen Nationalhymne durch die Wolfsbucher Blaskapelle.

Ihren Abschluss fand die Gedenkveranstaltung bei einem gemütlichen Beisammensein im örtlichen Gasthaus.

DK