Beilngries
Für den Frieden gebetet

Ökumenischer Gottesdienst im byzantinischen Ritus in der Stadtpfarrkirche – „Gräben überwinden, Brücken bauen“

04.10.2022 | Stand 22.09.2023, 4:59 Uhr

Besonderes Glaubenserlebnis: In der Beilngrieser Stadtpfarrkirche hat am Erntedank-Sonntag ein ökumenischer Gottesdienst im byzantinischen Ritus stattgefunden. Foto: F. Rieger

Von Fabian Rieger

Beilngries – „Wir haben noch viel zu beten.“ Mit diesen Worten begrüßt Archimandrit Andreas-Abraham Thiermeyer die Gottesdienstbesucher in der Beilngrieser Stadtpfarrkirche. „Viel zu beten“ – für den Frieden auf der Welt und in diesen Zeiten ganz besonders in der Ukraine. Die dortige Lage ist noch genauso dramatisch und verworren, wie es Ende April der Fall war, als erstmals ein ökumenischer Gottesdienst im byzantinischen Ritus in der Beilngrieser Pfarrkirche stattfand.

Am frühen Abend des Erntedank-Sonntags ist dies im Rahmen der interkulturellen Woche im Landkreis nun erneut der Fall. „Wir wissen nicht, was dort noch alles passiert“, sagt Archimandrit Thiermeyer mit Blick auf den Krieg in der Ukraine. Und so kommt er eben unweigerlich zu dem Fazit: „Wir haben noch viel zu beten.“

In der Beilngrieser Kirche geschieht das am Sonntagabend in großer Gemeinschaft. Der Gottesdienst, der zweisprachig gehalten wird, auf Deutsch und auf Ukrainisch, ist gut besucht – hauptsächlich von Einheimischen. Mitbürger aus der Ukraine finden sich hingegen kaum ein. Trotzdem wird es eine Feststunde der kulturellen Gemeinschaft und eines Glaubens, der keine räumlichen oder ethischen Grenzen kennt.

„Grenzen“ – damit setzt sich auch der ukrainische Militärpfarrer Petro Stanko aus Ingolstadt bei seiner Predigt auseinander, die er nacheinander in beiden Sprachen vorträgt. Überall auf der Welt gebe es Grenzen, bisweilen sogar in Form von abweisenden Mauern. „Aber: Was ist eine Grenze? Das ist etwas, das wir gemacht haben. Bei Gott gibt es keine Grenze“, so der Pfarrer.

Nun habe man sich hier heute versammelt, um miteinander zu beten – und dann wird er morgen schon Einzug halten, der Frieden, oder? So einfach funktioniere das leider nicht, predigt Petro Stanko. Und trotzdem sei das Gebet der einzige Weg – und zwar das beharrliche, hartnäckige Beten. „Dieser Tropfen wird den Stein zerstören – und irgendwann kommt der Friede“, davon sei er überzeugt, so der Pfarrer. Er verweist darauf, dass im 20. Jahrhundert die Aussöhnung zwischen Deutschland und Frankreich maßgeblich für das friedliche Zusammenleben in Europa gewesen sei. Im 21. Jahrhundert müsse nun eine solche Versöhnung zwischen der Ukraine und Russland gelingen. Dafür lohne es sich zu beten − damit alle Beteiligten „Gräben überwinden, Brücken bauen, Mauern zerstören“.

Das Gefühl, das diese Worte auszulösen vermögen, wird durch Musik noch um ein Vielfaches potenziert. Einmal mehr beweisen Vertreter des Collegium Orientale Eichstätt in der Beilngrieser Stadtpfarrkirche, welch exzellente Sänger dieser Chor aufzubieten hat. Sie werden auch in Zukunft wieder in Beilngries zu hören sein, das kann Elfriede Bruckschlögl – Pfarrgemeinderatsvorsitzende und Leiterin der Tafel – bereits ankündigen: Am 14. Mai 2023 wird das Collegium Orientale hier wieder eine Maiandacht gestalten.

Außerdem möchte man möglichst einmal pro Quartal einen solchen Gottesdienst im byzantinischen Ritus anbieten, kündigt Bruckschlögl den Gläubigen an. Ja, weil es eben noch viel zu beten gibt in diesen Zeiten.

DK