Beilngries
Eine junge Ukrainerin und ihre ersten Schritte in der Berufswelt

In die Firma Biersack „hineingeschnuppert“ – Weitere Praktika werden folgen

22.05.2022 | Stand 23.09.2023, 0:55 Uhr

Gut gefallen hat Alona Zhdanova das Praktikum bei der Firma Biersack. Dominik Biersack (links) und Ausbildungsleiter Wilhelm Schmalz äußerten sich ebenfalls zufrieden. Foto: Adam

Von Regine Adam

Beilngries – Alona Zhdanova war 18 Jahre alt, als sie dieses Jahr im März aus ihrer Heimat Ukraine geflohen ist. Ihre Mutter hatte besorgt Kontakt mit einer Frau aus Badanhausen aufgenommen, die sich als „Gastmutter“ angeboten hatte. „Alona soll in Sicherheit sein“, hatte die Mutter geschrieben und dann ihre Tochter in einen Zug Richtung Deutschland gesetzt. Mittlerweile ist Alona „angekommen“, nicht nur in Badanhausen, wo sie jetzt lebt, sondern auch in der neuen Welt, in der sie sich zurechtfinden musste. Sie nimmt an Integrationskursen teil, in denen sie die deutsche Sprache und Kultur lernt, sie hat bei der Gastmutter, die für ihr Engagement namentlich nicht erwähnt werden möchte, eine neue Heimat und viel Unterstützung gefunden.

So schnell es geht, will Alona auf eigenen Beinen stehen, eine Ausbildung machen, die sie im Bereich IT-Technik in der Ukraine nicht mehr abschließen konnte, und dann ihr eigenes Geld verdienen. Deshalb schnuppert sie bereits jetzt, mit ersten Kenntnissen in Deutsch und guten Sprachkenntnissen in Englisch, in verschiedenen Betrieben in Beilngries und der näheren Umgebung, um zu erkunden, welcher Beruf oder welche Ausbildung für sie in Frage käme. Vergangene Woche war die junge Frau im Beilngrieser Maschinenbauunternehmen Biersack als Praktikantin und testete ihre Begabung als Feinwerkmechanikerin. Firmenchef Dominik Biersack und Ausbildungsleiter Wilhelm Schmalz waren zufrieden und auch die junge Praktikantin bestätigte, dass es ihr gut gefallen habe. „Alle sind wirklich sehr nett“, sagte die zurückhaltende junge Frau, die doch so viel Mut bewiesen hatte, indem sie es wagte, ganz alleine ihre Zukunft in die Hand zu nehmen. Die Gastmutter weiß, dass Alona einige Bedenken hatte, den Ansprüchen des Praktikums nicht zu genügen. „Sie ist ehrgeizig und will alles richtig machen und verstehen. Sie ist überall voll dabei und ich finde, sie spricht nach der kurzen Zeit schon sehr gut Deutsch“, lobte sie ihren Schützling. Weitere Praktikums-Plätze hat sie Alona im Einzelhandel, als Informatikkauffrau, Industriekauffrau und Bauzeichnerin für die kommenden Monate besorgt, zwischen einem Tag und zwei Wochen darf Alona jeweils „schnuppern“.

Firmenchef Dominik Biersack würde sich freuen, sagt er im Gespräch mit Alona Zhdanova, wenn sie sich nach dieser Orientierung wieder bei ihm melden würde. „Wir freuen uns immer über junge Leute, die bei uns eine Ausbildung machen möchten, und haben für den Beruf des Feinwerkmechanikers auch bereits gern weibliche Auszubildende aufgenommen.“ Firmenphilosophie bei Biersack sei, „dass jeder eine Chance verdient hat“. Deshalb sei er auch jederzeit bereit, weitere Praktika auf dem Weg zu einer Ausbildung anzubieten oder handwerklich begabte Personen aus der Ukraine in seinen Personalstamm zu integrieren.

Alonas Mutter hat mittlerweile mit ihren zwei minderjährigen Kindern, den Geschwistern von Alona, ebenfalls die Ukraine verlassen und lebt in Coburg. Alona will allerdings in Badanhausen bleiben, weil sie ihre Gastmutter schon als Ersatzmutter sieht, weil sie hier Hilfe hat, weil sie auf einen Ausbildungsplatz in der Region Beilngries hofft und weil ihre beste Freundin aus der Ukraine ganz in der Nähe, in Wettstetten, eine neue Heimat gefunden hat. Die Mutter und ihre Geschwister besucht sie ab und zu an Wochenenden – und hat dann sicher viel zu erzählen, auch davon, dass es die richtige Entscheidung war, sich auf die Reise nach Badanhausen einzulassen.

DK