Kevenhüll
Ein Ort, an dem sich Himmel und Erde berühren

Altarweihe in der Kevenhüller Pfarrkirche St. Ulrich – Gotteshaus präsentiert sich nach Renovierung als Schmuckstück

20.06.2022 | Stand 22.09.2023, 22:05 Uhr

Am Sonntag wurde feierlich der neue Altar enthüllt und von Bischof Gregor Maria Hanke geweiht, woraufhin dort erstmals Eucharistie gefeiert werden konnte. Fotos: Adam

Von Regine Adam

Kevenhüll – Das Geheimnis ist gelüftet: Am Sonntag wurde der neue Altar in der Kevenhüller Pfarrkirche St. Ulrich zum ersten Mal gezeigt, feierlich geweiht und auch gleich seiner Bestimmung gemäß verwendet. Den festlichen Gottesdienst zelebrierte Bischof Gregor Maria Hanke aus Eichstätt mit Abt Beda Sonnenberg vom Kloster Plankstetten und Pater Gregor Gockeln. Ebenfalls die Teilnahme nicht nehmen ließ sich Pater Godehard Schuster, der die Pfarrei vor der Übergabe an Pater Gregor Gockeln bis November 2021 geführt hatte und sich noch immer eng verbunden fühlt. Die musikalische Gestaltung des Gottesdienstes lag in Händen des Kevenhüller Jugendchores. Als Ehrengäste nahmen Landrat Alexander Anetsberger, Bürgermeister Helmut Schloderer sowie die Ortssprecher von Kevenhüll, Georg Harrer, und Oberndorf, Pauline Hirschberger, teil, ebenso der Gaimersheimer Künstler Konrad Risch, der die Gestaltung des Altarraumes maßgeblich mit vorgenommen hat. Die Kommunionkinder begrüßten Bischof Hanke mit Gedichten und alle Besucher erlebten eine sehr herzliche und von allen Verantwortlichen bis ins Detail liebevoll vorbereitete Feier in dem frisch renovierten Gotteshaus und anschließend im Schützenhaus.

„Viel Mühe und Kraft steckt in dem Werk“, bescheinigte Bischof Hanke den Kevenhüllern und gratulierte zu der gelungenen Kirchenrenovierung. Zurückhaltend edel präsentiert sich der Altarraum nun, mit dem neuen, wunderbar schlichten und doch so ausdrucksstarken Zelebrationsaltar als Mittelpunkt. Konrad Risch hat ihn mit vier keilförmigen Holzelementen gestaltet, die in Form eines Ulrichkreuzes aufgestellt sind. Die Holzkeile sind aus Eichenstücken verleimt mit einer grob gehobelten Oberfläche, die Innenseiten sind teilweise mit Blattgold versehen. Besonderheit ist das Reliquiengrab, das vorne eingesetzt ist. Der Künstler selbst befestigte während des Gottesdienstes die Silberdose, in der sich Reliquien der heiligen Anna Schäffer aus Mindelstetten und des heiligen Deocar, Abt der Abtei Herrieden, befinden. Die Mensa, die ovale Altarplatte, besteht aus Messing mit glänzend poliertem Rand. Vor dem Altar im Boden fest verankert sind zwei Kerzenhalter.

Bischof Hanke betonte, dass gerade der Altar ein besonderer „Heimatort“ sei, ein Ort der Begegnung mit dem Herrn, „ein Ort, an dem Gott und Mensch, Himmel und Erde sich berühren“. Die Platte des neuen Altars salbte der Bischof mit Chrisam und brannte fünf Kerzenschälchen mit Weihrauch darauf ab – als Zeichen für die fünf Wunden Christi. Anschließend wurde der Altar gereinigt, mit Decke und allen Utensilien versehen und die erste Eucharistie konnte darauf gefeiert werden. Ebenfalls den Segen des Bischofs erhielten der bereits vorhandene Taufstein und der Ambo, der „Tisch des Wortes“, ein Lesepult, das links am Altarraum aufgestellt ist. Der Ambo ist mit zwei Buchablagen versehen, die untere davon als Möglichkeit, das Evangeliar aufgeschlagen und sichtbar für die Gemeinde abzustellen.

In seiner Predigt zeigte sich Bischof Hanke nicht nur begeistert von dem renovierten „schönen Gotteshaus“, sondern er schlug auch den Bogen von der Notwendigkeit einer Heimat für jeden Menschen zum „Heimatort“ Altar und ging zudem auf die Missbrauchsskandale in der katholischen Kirche ein. „Sexueller Missbrauch, das ist klar, ist ein absolutes No-Go. Deshalb ist es uns wichtig, eine Kultur der Achtsamkeit aufzubauen, Präventionsarbeit zu leisten. Wir machen ganz klare Schritte, dass so etwas nicht mehr passiert, und bedauern aufrichtig, dass es passieren konnte.“ Hanke bedankte sich bei allen, „die treu und aufrichtig ihren Dienst tun“.

Das nahm Landrat Anetsberger im Anschluss an den Gottesdienst im Schützenhaus bei seinen Grußworten zum Anlass, Bischof Hanke, der an der deutschen Bischofskonferenz in Berlin teilnehmen wird, zu bitten: „Nehmen Sie dieses Erleben heute hier in Kevenhüll mit nach Berlin und erzählen Sie davon, dass an der Basis das Miteinander nach wie vor da ist.“ Anetsberger lobte den „sehr gelungenen feierlichen Gottesdienst“ als beeindruckendes Erlebnis und würdigen Abschluss eines Großprojektes, „die Weihe eines Altars mitzuverfolgen, das ist nicht alltäglich“.

Auch Bürgermeister Schloderer bedankte sich bei allen, „die an dem Projekt mitgewirkt haben“, und Kirchenpfleger Johann Bauer erinnerte noch einmal an die vielen Schritte, die nötig gewesen waren, um nun zu solch einem erfreulichen und glücklichen Ende zu kommen. Wobei Ende nicht ganz richtig ist, denn, so betonte Bauer, im Herbst diesen Jahres stehe nun noch die Sanierung der Orgel an.

Den letzten Dank des offiziellen Geschehens überbrachte schließlich der Pfarrgemeinderatsvorsitzende Thomas Schmidt: Er hob noch einmal die enorme Arbeitsleistung von Johann Bauer und auch dessen Frau Regina hervor, die beide „mit vollem Einsatz immer vor Ort gewesen waren“.

Starkes Gemeinschaftswerk mit vielen Beteiligten



Viel Eigenleistung, ein engagierter Kirchenpfleger, der sich mit viel persönlichem Einsatz für die Kirchenrenovierung stark machte, und ein tatkräftiges Team aus Diözesanverantwortlichen, Handwerkern und ehrenamtlichen Helfern ließen den Traum der Kevenhüller von einem rundum sanierten Gotteshaus Wirklichkeit werden. Kirchenpfleger Johann Bauer erinnerte in seiner Rede an die Stationen, die nötig gewesen waren, um nun ein wahres Schmuckstück im Ort zu haben. Die ersten Pläne entstanden bereits 2017, als offensichtlich wurde, dass einige Anstrengung nötig sein würde, um die Kirche St. Ulrich für künftige Generationen zu erhalten. Raumschale und Kanzel, Seitenaltäre und Dachkonstruktion, Heizung und Altarraumgestaltung – alles kam auf den Prüfstand und wurde Zug um Zug renoviert oder erneuert. Viel Eigenleistung – rund 800 Stunden erbrachten die Kevenhüller selbst, etwa 40000 Euro kamen als private Spenden für die Renovierung zusammen – sorgte mit dafür, dass die geplanten Kosten von knapp 400000 Euro sogar unterschritten wurden. Maßgebliche finanzielle Unterstützung gab es durch die Diözese Eichstätt, das Landesamt für Denkmalpflege, den Bezirk Oberbayern und die Stadt Beilngries.

Bauer zählte die Handwerker der Gewerke auf und bedankte sich bei allen für die gute Zusammenarbeit, ebenso beim Diözesanbauamt, bei Architekt Elmar Greiner aus Hilpoltstein und dem Kirchenmaler-Atelier Baier und Orthgiess sowie weiteren Verantwortlichen. Die Hauptarbeiten wurden von Herbst 2020 bis Sommer 2021 vorgenommen. Die Gottesdienste konnten in Plankstetten gefeiert werden, nach Baufortschritt dann auf Stühlen in der Kevenhüller Kirche. Inzwischen dürfen sich die Gläubigen an heiligen Messen in der generalsanierten Kirche erfreuen. Und wenn alle Pläne aufgehen, auch bald an einer sanierten Orgel.