Beilngries
Der Addnfahrer nimmt kein Blatt vor den Mund

Bayerisch-derb und gut gelaunt: Der Internetstar kommt bei seinem Beilngrieser Publikum sehr gut an

08.05.2022 | Stand 23.09.2023, 1:33 Uhr

Die Internet-Berühmtheit „Addnfahrer“ legte unter dem Motto „s’Lem is koa Nudlsubbn“ einen Auftritt hin, der beim Publikum in Beilngries gut ankam. Foto: Adam

Von Regine Adam

Beilngries – Das Erste, was auffällt, sind nicht etwa der Arbeitshut und die signalfarbenen Hosenträger, die der Addnfahrer zu seinem Markenzeichen erkoren hat und die zu ihm gehören, wie die Flasche Bier in der Hand oder die bayerisch-derben Sprüche auf den Lippen. Das Erste, was auffällt, das ist dieses Lachen. Da marschiert Thomas Willibald, wie der Addnfahrer im echten Leben heißt, durch die gut gefüllten Reihen in der Beilngrieser Bühler-Halle vor zur Bühne, schaut dann in rund 550 erwartungsvoll gespannte Gesichter – und lacht, nein, quietscht, prustet, quäkt, dröhnt los. Laut, schrill, herzhaft und für manche auch überraschend. Aber ab diesem Moment – dem noch viele weitere seiner unnachahmlichen Kickser und mitreißenden Lacher folgen, meist schon bevor er einen Witz macht, so als würde er sich selber am meisten amüsieren –, ab diesem Moment schon hat er das Publikum erreicht. Lachen steckt an – und das Lachen des Addnfahrers kann man finden, wie man will, mitlachen muss man, das ist in Beilngries nicht anders als bei all den Auftritten, die der Internetstar mittlerweile auch live auf den Bühnen absolviert.

Dann legt er los und erzählt aus seinem Leben: Von seiner schwierigen Geburt mit einigen Überraschungen, von seiner Musterung bei der Bundeswehr, bei der ihm die höchstmögliche Untauglichkeitsstufe bescheinigt wurde, vom Thailandurlaub mit etlichen Turbulenzen, Schwierigkeiten und Pool-Problemen. Und er verrät die Ratschläge des Papas. Der hat ihm nämlich eine Taschenlampe zum Auftritt mitgegeben. „Damit ich die hübschen Frauen in Beilngries gut sehen und nach der Show zum Fensterln gehen kann“, erklärt der Addnfahrer. Seinen Einwand, dass der Papa doch bei der Mama auch keine Taschenlampe gehabt habe, kontert dieser deutlich: „Eben. Etz schau dir halt mal die Mama an.“ Den Witz, das gibt der Addnfahrer zu, kann er nur bringen, „wenn ich weiß, dass die Mama weit weg ist, sonst krieg ich eine Watschn“.

Zwischendurch öffnet er immer wieder eine „Schaumpatrone“ – Bierflasche – und das, Ehrensache, gekonnt mit dem Meterstab. An diesem Abend stellt er daneben auch noch einen warmen Tee, „Ingwer-Kurkuma“. Weil der Addnfahrer nach seiner überstandenen Corona-Erkrankung noch immer nicht ganz fit ist, aber „aufgeben gilt nicht“. Nur auf Selfies und Autogramme in der Pause verzichtet er lieber und legt eine Ruhepause ein. Auf der Bühne ist dem „Kugelblitz“, der bei der Oma immer alles aufgegessen hat, weil die Oma meinte, dass er dann „groß und stark“ wird, nichts anzumerken. „Danke Oma, jetzt bin ich klein und fett“, nimmt er sich selber auf die Schippe und erzählt noch, dass man bei der Oma immer erst gehen durfte, „wenn es in der Speisekammer gehallt hat“. Mit seiner Figur kokettiert der Addnfahrer gern, dass er ein „Scherzkuchen“ ist, „weil für einen Scherzkeks zu fett“, und dass er sich – schon rein von der Statur her – den „griabigen Job“ als Buddha in Thailand gut vorstellen könne. Für Vegetarier hat er dagegen gar nichts übrig, das wird schnell klar, wenn der Addnfahrer um Handzeichen bittet: „Sind heute Vegetarier da?“ So schnell kann sich keiner melden, wie er dann hinzufügt: „Ha, klar, keiner rührt sich, feig und deppert.“ Und so setzt er seine Sprüche und Weisheiten fort, für die ihn seine Fans online und das Publikum live lieben: Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen oder irgendwelche Grenzen über oder unter der Gürtellinie einzuhalten, wenn er von seinen körperlichen Vorzügen erzählt oder seinem „ersten Mal“, das so gar nicht wie geplant abgelaufen ist und mit einem demolierten Bett endete.

Frauen und Männer, meint er, könnten sich eh nicht verstehen, „weil Frauen in der Höhle sitzen, staubsaugen und den ganzen Tag quatschen, während wir Männer auf die Jagd gehen und dabei wachsam und leise sein müssen“. Sein schelmisches Addnfahrer-Lachen lässt auch die emanzipierten Frauen im Saal bei solchen Sprüchen schmunzeln – und verzeihen. Seine Freundinnen waren da allerdings weniger tolerant, erfährt das Publikum. Wen wundert’s, wenn er beim Betrachten des Sternenhimmels, die Holde im Arm, ihr schmachtendes „Oh, abnehmender Mond“ mit einem „Bist neidisch?“ kommentiert. Zack, Single.

Dass der laute und freche Addnfahrer auch die leisen Töne beherrscht, wenn mehr Thomas Willibald durchkommt, zeigt sich am Ende des Abends. Dann appelliert er: „Seid freundlich. Kümmert euch um Familie, Freunde, seid füreinander da.“ Ganz nach dem Programm des Abends „s’Lem is koa Nudlsubbn“ werde es immer auch schlechte Zeiten geben, in denen man „große Brocken schlucken muss“. Immer an das Gute glauben, auch wenn es grad nicht so aussehe, das sei wichtig. Und dann erzählt er davon, wie er seinen Beruf als erfolgreicher selbstständiger Handwerker-Schmied wegen eines schweren Unfalls aufgeben musste. Was aber sei die Folge gewesen nach langer Krankheit? „Heute steh ich hier in Beilngries als Addnfahrer und wir haben einen schönen Abend gehabt“, verabschiedet er sich unter tosendem Applaus.

Zwei Besucherinnen aus Kösching fassen zusammen, was wohl viele über den Abend und den jungen Kabarettstar denken: „Alles hat uns nicht gefallen, aber das allermeiste war schon echt richtig cool. Wir haben sehr viel gelacht und sind jetzt echt begeistert.“

DK